Asbest-Schock in Schaffhausen
«Ich musste mit meinem Büsi in den Bunker fliehen»

40 Jahre steht die Wohnsiedlung an der Winkelriedstrasse in Schaffhausen schon. Am Freitag ging es plötzlich schnell. In zwei Wohnblöcken mussten die Bewohner aus ihren Wohnungen. Asbest-Alarm!
Publiziert: 17.06.2013 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:37 Uhr
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In diesen zwei Wohnblöcken wurde Asbest entdeckt.
Foto: Joseph Khakshouri
Von Gabriela Battaglia

Eine kleine Tasche voll mit ein paar Habseligkeiten, eine Zahnbürste, Kleider zum Wechseln, Handy. Und Kater Miki (12). Das ist alles, was Rahel Bühler (18) in die Zivilschutzanlage im Zentrum von Schaffhausen retten kann. «Ich durfte nur das Nötigste mitnehmen», sagt sie.

Die junge Frau wurde am Freitagmorgen aus ihrer Wohnung in Schaffhausen evakuiert. Asbest-Alarm!

«Ich wachte auf, weil es an der Türe klingelte», sagt Rahel Bühler. «Draussen standen Männer in weissen Schutzanzügen und mit Schutzmasken.»

Bühler glaubt zuerst an einen Scherz: «Als man mir aber sagte, ich müsse so rasch wie möglich hier raus, war mir klar, dass es ernst ist.»

Die Retter der Bau- und Feuerpolizei geben ihr einen Schutzanzug und eine Maske. «Ich musste mit meinem Büsi in den Bunker fliehen. Miki war zum Glück bei einer Nachbarin und nicht irgendwo auf einem Feld.»

Insgesamt 20 Wohnungen an der Winkelried­strasse 16 und 18 wurden innerhalb einer Stunde evakuiert. Bei Sanierungsarbeiten hat te man in zwei Wohnblöcken unter den Bodenplatten Asbestleim entdeckt. Eine Mieterin hatte die Suva verständigt. Die Stichprobe zeigte einen gefährlich hohen Asbestwert.

Auch Verena Bächtold (43) lebt seit Freitag in der Zivilschutzanlage. Zusammen mit Tochter Jasmin (12), Sohn Pascal (16) und zwei Hamstern.

«Der Asbest macht mir Angst. Die Chance, dass wir das Zeug eingeatmet haben, ist hoch», sagt Bächtold. «Wir lebten ja eine Woche wie auf einer Baustelle. Ich darf gar nicht daran denken, wie viele Asbestfasern da rumgeschwirrt sind.» Sie macht sich grosse Sorgen um ihre Familie. «Bei meinen Kindern und mir kam die Evakuierung vielleicht schon zu spät.»

Am liebsten würde sie gar nicht mehr in die verseuchte Wohnung zurückkehren. Die Siedlung, die vor 40 Jahren erbaut wurde, umfasst insgesamt acht Wohnblöcke. Auch die Asbestwerte der sechs bereits sanierten Häuser werden nun überprüft.

Wie lange die Familien in der Zivilschutzanlage bleiben müssen, ist nicht klar. 

Gefährlicher Asbeststaub

Zürich – Mit Asbest bezeichnet man eine Gruppe mineralischer Fasern, die ab 1904 im Hochbau verwendet wurden. Vor allem in den 50er- bis 70er-Jahren wurden viele asbesthaltige Materialien verbaut. Kommen die Partikel zum Vorschein, etwa bei Renovationen, werden sie gefährlich: Kleinste Konzentrationen von Asbeststaub können Krebserkrankungen der Lunge fördern. In der Schweiz gilt seit 1989 ein breites Asbestverbot.

Zürich – Mit Asbest bezeichnet man eine Gruppe mineralischer Fasern, die ab 1904 im Hochbau verwendet wurden. Vor allem in den 50er- bis 70er-Jahren wurden viele asbesthaltige Materialien verbaut. Kommen die Partikel zum Vorschein, etwa bei Renovationen, werden sie gefährlich: Kleinste Konzentrationen von Asbeststaub können Krebserkrankungen der Lunge fördern. In der Schweiz gilt seit 1989 ein breites Asbestverbot.

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