Darum gehts
- Lena M. verspielte über 80'000 Franken im Internet
- Schweizer Online-Casinos erleben seit der Pandemie einen Boom
- 45 Prozent der Schweizer ab 15 Jahren haben im letzten Jahr gespielt
Lena M.* ist süchtig. Süchtig nach Glücksspielen im Internet. Es gab Nächte, da verspielte sie im Online-Casino ihren ganzen Lohn – so lange, bis ihr die Augen vor Erschöpfung zufielen. Am nächsten Morgen konnte sie sich manchmal nicht einmal mehr erinnern, ob sie gewonnen oder verloren hatte.
Domenic Schnoz, Leiter des Zentrums für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte der Schweizerischen Gesundheitsstiftung Radix, verzeichnet einen Anstieg der Zahl spielsüchtiger Personen. Glücksspielsucht sei eine schwere psychische Erkrankung mit gravierenden Folgen. «Betroffene können oft nicht aufhören, leiden unter Schlafproblemen, Dauerstress, Depressionen und Leistungsabfall», warnt er. Viele würden dem sogenannten Chasing verfallen. Sie würden Verluste schnell zurückgewinnen wollen, was die Abwärtsspirale verstärkt.
Lena M. verspielte 80'000 Franken
So ging es auch Lena M.: «In den ersten sechs Monaten habe ich nur etwa 100 Franken verspielt – dafür aber viel Zeit verloren.» Nach und nach wurde das Spielen für sie zur Gewohnheit. Vor allem in einer Phase, in der es ihr gesundheitlich schlecht ging. «Ich war über längere Zeit krank zu Hause, mir war langweilig, und das Spielen bot kurzfristige Ablenkung. Irgendwann konnte ich nicht mehr aufhören.»
Es war die Mischung aus Neugier, Hoffnung und Nervenkitzel, die M. nicht mehr losliess. «Mit der Zeit stürzte ich mich immer tiefer in die Sucht.» M. versuchte, ihre Verluste zurückzugewinnen – vergeblich. Bis heute hat sie in Online-Casinos mehr als 80’000 Franken verzockt.
45 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren haben in den letzten zwölf Monaten an einem Glücks- und Geldspiel teilgenommen – also beinahe die Hälfte. Das zeigt die neuste Ausgabe des «Schweizer Suchtpanoramas 2025». «Solange keine Massnahmen ergriffen werden, wird das Problem zunehmen», sagt Markus Meury, Sprecher von Sucht Schweiz. Vor allem seit der Corona-Pandemie hat die Zahl der Süchtigen zugenommen.
Schleichender Einstieg in die Sucht
Lena M. ist zurzeit in Behandlung. Persönliche Angaben möchte sie nicht preisgeben. Beim Gespräch mit dem Blick ist ihre Therapeutin mit dabei. Zum ersten Mal kam M. während ihrer WG-Zeit mit Online-Casinos in Kontakt. Eine Mitbewohnerin hat damals vor ihren Augen 400 Franken gewonnen. Das weckte ihre Neugier. Der Einstieg verlief schleichend, sagt M. heute.
Über die Zeit wurde sie träge, hörte auf, Sport zu treiben, und zog sich zurück. Ihr Umfeld bemerkte, dass etwas nicht stimmt. M: «Ich war am Ende meiner Kräfte – innerlich erschöpft.» Verzweifelt suchte sie Hilfe. Sie kontaktierte Therapeuten, doch diese hatten keine freien Plätze. Vorübergehend fand sie Unterstützung bei der Suchthilfe.
Doch M. erlitt Rückfälle. Sie spielte weiter, mit immer höheren Einsätzen. «Irgendwann vertraute ich mich meinem Umfeld an, weil ich nicht mehr konnte.» Dann endlich fand sie einen geeigneten Therapeuten.
Ausländische Online-Casinos als Risiko
Seit dem 1. Januar 2019 gilt das Geldspielgesetz in der Schweiz. Dieses gibt den 21 Spielbanken die Möglichkeit, ihre Spiele auch online anzubieten. Lena M. betont die Wichtigkeit von Schutzmechanismen in Schweizer Online-Casinos: Warnhinweise bei hohen Verlusten, die Möglichkeit, Spielpausen einzulegen oder sich freiwillig sperren zu lassen. Sie selbst versuchte, davon zu profitieren, und liess sich sperren. Das Problem: Sie konnte auf ausländische Casinos ausweichen, wo ausgeprägte Schutzmassnahmen kaum existieren. «Diese Lücken im System sind gefährlich», sagt sie.
Hierzulande sind Online-Casinos ohne Schweizer Konzession verboten. Gemäss einer vom Casino-Verband in Auftrag gegebenen Studie haben ausländische Online-Casinos in der Schweiz trotzdem einen Marktanteil von rund 40 Prozent.
Auch Werbung kann ein Problem sein. Und Social Media. Internetplattformen spielen den Online-Casinos in die Karten. In den letzten Jahren haben immer wieder bekannte Streamer live vor der Kamera gezeigt, wie sie mit Geld spielen. Auf Plattformen wie Instagram finden sich Videos von Megagewinnen. Das kann besonders junge Menschen zum Spielen verleiten.
Schweizer Anbieter setzen auf Prävention
Im Gegensatz zu traditionellen Spielbanken bieten Online-Casinos aber auch Vorteile, erklärt Schnoz: «Online-Casinos können das Spielverhalten genau beobachten. In Zusammenarbeit mit Fachpersonen lassen sich so früh Anzeichen einer Sucht erkennen, und man kann gezielt intervenieren. Bei einer kontrollierten Nutzung – wie in der Schweiz – kann das ein Vorteil sein.»
DCX STORY: doc82ghyhs4lg61cq2imppm [Hier findest du Hilfe:]
Radix arbeitet mit dem Online-Casino Swiss Casinos zusammen und berät es bei Entsperrungsgesuchen und dem Sozialschutz. «Die Zusammenarbeit ist seriös – problematisches Spielverhalten wird von Swiss Casinos meistens früh erkannt, und es wird reagiert.»
Das Luzerner Online-Casino Mycasino setzt laut eigenen Angaben ein modernes Sozialkonzept ein, das gemeinsam mit der Hochschule Luzern entwickelt wurde und bei dem es jährlich Überprüfungen gebe. Damit soll gefährdetes Spielverhalten frühzeitig erkannt werden, und Kundinnen und Kunden werden durch Verlustlimiten, Pausenhinweise sowie den Zugang zu Beratungsstellen unterstützt. Mycasino ist das grösste Online-Casino der Schweiz und erzielte im Jahr 2024 einen Bruttospielertrag von 98,4 Millionen Franken.
Lena M. kämpft weiter. Sie findet langsam aus der Sucht heraus. «Holt euch frühzeitig Hilfe, bevor ihr in den Teufelskreis geratet», sagt sie. Denn man verliere sich schnell – das Zeitgefühl, den Bezug zum Geld. Spielen sei keine Lösung für Probleme – es schaffe nur neue.
* Name geändert
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