Neue Umfrage zeigt
Schweizer glauben nicht mehr an wirtschaftlichen Aufschwung

Der Bund soll sparen – die Bevölkerung macht es bereits. Eine neue Umfrage der Migros Bank zeigt, wie und wofür Schweizer ihr Geld anlegen. Und wovor sie sich fürchten.
Publiziert: 18:08 Uhr
|
Aktualisiert: 18:17 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Die Eidgenossen sind ein einig Volk von Sparern.
Foto: imago stock&people

Darum gehts

  • Schweizer blicken in ungewisse Zukunft. Nur jeder Zehnte erwartet wirtschaftlichen Aufschwung
  • Sparen für die Altersvorsorge und als Finanzpolster sind Hauptziele der Schweizer
  • Finanzkenntnisse sind in der Bevölkerung eher schwach ausgeprägt, Interesse ist aber vorhanden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Hannes_Boos_Praktikant SonntagsBlick_Ringier_3-Bearbeitet.jpg
Hannes BoosRedaktor

Zölle, Kriege, künstliche Intelligenz – Schweizer Kleinsparer blicken in eine zunehmend ungewisse Zukunft. Dass es mit unserem Land wirtschaftlich nach oben gehen wird, glaubt nur noch jeder Zehnte. Zum Vergleich: Vor sechs Jahren war es immerhin noch fast jeder Dritte.

Diese Zahlen liefert die neue Studie der Migros Bank zum Spar- und Anlageverhalten der Schweizer Bevölkerung. Die Bank führt seit 2019 im Zweijahrestakt Umfragen durch. Teilgenommen haben dieses Mal 1521 Menschen aus allen Altersgruppen und Landesteilen. Die Ergebnisse, die Blick exklusiv vorliegen, geben einen kleinen Einblick in ihre Hoffnungen, Anstrengungen und Ängste.

Trump-Schock?

Befragt wurden die Studienteilnehmer im April – als die Schweizer noch unmittelbar unter dem Schock von Trumps Zollhammer taumelten. Gut möglich, dass dies ihre Antworten beeinflusst hat. Klar ist aber auch: Die Weltlage ist unsicherer geworden. Über 40 Prozent der Befragten glauben, dass sich die wirtschaftliche Lage des Landes in naher Zukunft verschlechtern wird. Als Hauptgefahr für das eigene Portemonnaie machen 58 Prozent «politische oder gesellschaftliche Ereignisse» aus – 2019 teilten diese Sichtweise nur 45 Prozent.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Rosiger ist da der Blick zurück: Immerhin 41 Prozent der Umfrageteilnehmer sagen, dass sich ihre eigene finanzielle Situation in den letzten Jahren verbessert hat. Das sind deutlich mehr als bei der letzten Umfrage. Verschlechtert hat sich die Situation dagegen bei 22 Prozent. In mehr als der Hälfte aller Haushalte trudeln monatlich über 6000 Franken ein, bei einem Viertel sogar über 12'000 Franken.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Den Löhnen entsprechend werden auch die Sparschweine gut gefüttert – nur jeder Siebte legt kein Geld beiseite. Von den Sparerinnen und Sparern legt etwa die Hälfte bis zu 1000 Franken zurück, ein Drittel zwischen 1000 und 3000 Franken und ein Zehntel sogar noch mehr. Die Ziele sind dabei oft bescheiden: In erster Linie haben die Schweizer ihre Altersvorsorge im Kopf, ansonsten sparen sie auf Wohneigentum oder schlicht für ein Finanzpolster in unsicheren Zeiten. Von den Jungen unter 30 Jahren legen 29 Prozent Geld für längere Reisen beiseite. Kinder werden für die finanzielle Lebensplanung dagegen von Umfrage zu Umfrage weniger wichtig; dazu passt auch, dass das Bundesamt für Statistik letzte Woche einen erneuten Geburtenrückgang meldete.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

«Die finanzielle Eigenverantwortung ist bei uns ausgeprägter als im umliegenden Ausland», kommentiert Sacha Marienberg, Leiter Investment Office der Migros Bank, die Umfrage. Sowohl in absoluten Zahlen als auch im Verhältnis zum Einkommen sparen Schweizer mehr als andere Europäer. Neben den hohen Löhnen sei dafür auch das hierzulande starke Sicherheitsbedürfnis verantwortlich, so Marienberg: «Bevor wir das Leben geniessen, legen wir zuerst Geld beiseite. Das ist es auch, was uns vielleicht ein bisschen bieder macht.»

Neugierige kaufen Krypto

Auch bei der Wahl der Geldanlage zeigen sich die Schweizer vorsichtig: Obwohl der Wunsch nach höherer Rendite leicht zunimmt, bleibt «möglichst wenig Risiko» das wichtigste Anlagekriterium. Kein Wunder also, dass das Sparkonto trotz tiefer Zinsen das mit Abstand beliebteste Mittel zur Erreichung der Sparziele bleibt. In Fonds investiert ein Drittel der Befragten, in Aktien etwa ein Viertel. Kryptogeld gekauft hat jeder Zehnte, in den meisten Fällen aus «Neugier».

Dass hierzulande eher wenig investiert wird, sei kulturell bedingt, so Marienberg. «Die Amerikaner legen nichts auf ein Sparkonto. Wenn sie etwas auf der Seite haben, dann investieren sie das. Diese Aktienkultur gibt es bei uns nicht.» Schon das Wissen um Anlagethemen ist in der Alpenrepublik schwach ausgeprägt, laut Umfrage schätzen zwei Drittel ihre Finanzkenntnisse als tief bis sehr tief ein. Besonders auffällig: Nur jede fünfte Frau sieht sich in Sachen Finanzen als kompetent an. An den Schulen werde wenig Finanzwissen vermittelt, so Marienberg. «Dass man auf dem Sparkonto bei tiefen Zinsen und hoher Teuerung sogar an Kaufkraft verlieren kann, kommt für viele überraschend.»

Gold beliebter denn je

Auf Gleichgültigkeit allein kann das geringe Wissen nicht zurückgeführt werden: Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer hat an Finanzthemen zumindest ein leichtes Interesse – dies markiert eine deutliche Steigerung seit 2019. Für Marienberg stellt dies das überraschendste Ergebnis der Umfrage dar, über die Gründe kann er allerdings nur spekulieren. «Wahrscheinlich spielen Finanz-Influencer eine Rolle», sagt er. Zudem sei das Thema Geld allgemein präsenter geworden, insbesondere wegen der immer höheren Mietkosten und Krankenkassenprämien.

Ein gewisses Krisenbewusstsein zeigt sich jedenfalls an einem anderen Wert: Laut Umfrage haben mittlerweile neun Prozent der Schweizer in Gold investiert, mehr als doppelt so viele wie vor zwei Jahren. Das Edelmetall gilt gerade in unsicheren Zeiten als besonders verlässliche Geldanlage. Möglich also, dass die Sparer sich einstweilen frei an Dichter Rainer Maria Rilke orientieren: Wer spricht von Gewinnen? Überstehen ist alles.

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.
Jetzt im Blick Live Quiz abräumen

Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.

So gehts:

  • App holen: App-Store oder im Google Play Store
  • Push aktivieren – keine Show verpassen

  • Jetzt downloaden und loslegen!

  • Live mitquizzen und gewinnen

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.

Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.

So gehts:

  • App holen: App-Store oder im Google Play Store
  • Push aktivieren – keine Show verpassen

  • Jetzt downloaden und loslegen!

  • Live mitquizzen und gewinnen

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?