So sehnlich hat Petra R.* (54) noch nie ein Paket erwartet. Jetzt ist es da. Angekommen auf der Post in Maggia TI. Die Witwe reisst das Packpapier auseinander, löst die Luftpolsterfolie. Dann zieht sie das Kupfergefäss aus dem Karton. «Endlich kann ich meinen Werner umarmen», sagt Petra R. glücklich und drückt die Urne mit der Asche ihres Ehemanns an die Brust. Auf dem Friedhof von Moghegno TI – nahe der Wohnung seiner Witwe – soll Werner R.* (†66) nun seine letzte Ruhe finden.
Das Drama um den «geraubten» toten Ehemann beginnt Ende vergangenen Jahres (BLICK berichtete). Werner R. ist nach einem Schlaganfall 2008 schwerbehindert. Er wird im Altersheim in Cevio TI betreut. Am 29. Dezember verschluckt sich der einstige Gastwirt beim Essen. Er kommt ins Regionalspital nach Locarno TI. Seine Ehefrau wird nicht verständigt. «Ich hatte Werner noch am Stephanstag gesprochen. Da ging es ihm gut», sagt Petra R. heute.
Das Spital verständigt nicht die Ehefrau
Im Spital erkrankt Werner R. an einer Lungenentzündung. An Silvester verschlechtert sich sein Zustand. Die Ehefrau wird nicht ans Sterbebett gerufen, aber die Schwägerin. Diese lässt die Leiche klammheimlich kremieren und nimmt die Asche mit nach Hause nach Wädenswil ZH, um den Bruder dort zu bestatten. Petra R. bleibt ahnungslos.
Am 10. Januar 2020 erhält die Witwe einen Anruf von ihrem Beistand. Die Sterbeurkunde liege jetzt vor, man könnte eine Witwenrente beantragen. «Ich fiel aus allen Wolken», erzählt Petra R. «Sterbeurkunde von wem? Warum Witwenrente? Da erst erfuhr ich, dass mein Mann tot ist.»
Petra und Werner R. waren nicht geschieden
Was war passiert? Die Beiständin des Mannes erklärte dem Spital, Werner R. sei geschieden. Ein Irrtum. Das Paar trennte sich 2006 zwar pro forma nach einer finanziellen Krise, damit das Einkommen der Frau nicht gepfändet werden konnte. Doch sie blieben immer verheiratet und lebten zusammen, bis Werner R. 2012 ins Pflegeheim kam. Petra R. arbeitete dann im Pflegeheim, um ihrem Mann nahe zu sein. Als sie die Stelle verlor, besuchte sie ihn regelmässig. Nach einem Hüft- und Rückenleiden und aus Geldnot reduzierte sie die Besuche. «Ich hatte immer Kontakt mit Werner – bis zum Schluss», beteuert die Witwe.
Laut Gesetz ist Petra R. die nächste Angehörige. Sie hätte verständigt werden müssen, und nur ihr hätte das Spital den Leichnam übergeben dürfen. Die Schwester rückt endlich mit der Urne heraus. «Werner und ich kennen uns seit 31 Jahren. 17 Jahre haben wir im Tessin gelebt», erzählt die Witwe. Zu seiner Familie habe Werner keinen Kontakt gehabt. «Er wollte ganz sicher nicht in Wädenswil bestattet werden.» Davon ist die Witwe überzeugt. «Am 14. Februar wäre unser 24. Hochzeitstag. Dann werde ich meinen Mann beisetzen lassen», sagt die Witwe.
* Namen der Red. bekannt
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