«Dieses Zeug gehört nicht in unsere Familie»
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Vater von Stefan L.«Dieses Zeug gehört nicht in unsere Familie»

SVP-Kantonsrat wegen Verdacht auf Drogendelikt in U-Haft – jetzt spricht sein Vater
«Er muss sehr wahrscheinlich damit gehandelt haben»

Der Solothurner SVP-Kantonsrat Stefan L. muss in U-Haft. Der Politiker und Unternehmer könnte mit Cannabis gehandelt haben, vermutet sein Vater Bruno L. Der 75-Jährige ist von seinem Sohn enttäuscht, steht aber weiterhin zu ihm. Obwohl er Stefan L. schon zuvor warnte.
Publiziert: 04.11.2025 um 17:49 Uhr
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Aktualisiert: 11:42 Uhr
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Stefan L. (36) sitzt in U-Haft.
Foto: zVg

Darum gehts

  • SVP-Kantonsrat in U-Haft wegen Verdacht auf Drogendelikt mit Cannabis
  • Vater steht trotz Enttäuschung zu seinem Sohn und hofft auf baldige Entlassung
  • Mehrere Beschuldigte, Polizeieinsatz im Fitnesscenter und Hausdurchsuchung mit weissen Säcken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Stefan L.* (36) sitzt in Untersuchungshaft. Der Solothurner SVP-Kantonsrat wird verdächtigt, in einen Drogendelikt verwickelt zu sein. Vergangenen Donnerstag führte die Polizei den Politiker und Unternehmer ab.

Sein Vater Bruno L.* (75) spricht am Dienstag mit Blick über seinen Sohn. Von dessen Verhaftung habe er am Freitagabend von der ehemaligen Partnerin seines Sohnes erfahren.

Zunächst sei ihnen unklar gewesen, weshalb. «Am Samstagabend vernahmen wir dann, dass etwas wegen Hanfpflanzen läuft, die er gehabt haben soll», sagt Bruno L. Sein Sohn habe jedoch nie selbst konsumiert. «Also muss er sehr wahrscheinlich damit gehandelt haben, wir wissen aber selbst auch nichts.»

Gerüchte um Hanf-Deals

Dass der Sohn mit Cannabis handeln soll, habe die Familie hin und wieder mitbekommen. Nur: «Wir haben uns eigentlich nie darum gekümmert. Wir haben einfach das gesagt, was wir immer gesagt haben: Er soll die Finger davon lassen.»

Als Vater von zwei Söhnen sei es «unangenehm», dass einer seiner Söhne nun in U-Haft sitze, so Bruno L.: «Es werden viele Fragen kommen, aber wir können im Moment noch gar nicht sagen, was genau war.» Natürlich sei er von Stefan L. enttäuscht: «Solches Zeug gehört nicht in eine Familie – und schon gar nicht, wenn man in die Politik geht und eine Firma aufbaut.»

Trotzdem erklärt Vater Bruno L: «Ich stehe nach wie vor zu ihm!»

«Er soll dazu stehen»

Dass man seinen Sohn gleich in U-Haft gesetzt hat, kann der Vater nicht nachvollziehen: «Dass man ihn holt und ausfragt, verstehe ich schon. Aber gleich so? Dünkt mich schon etwas krass.»

Der Vater hofft auf eine baldige Entlassung seines Sohnes. «Wir wären froh, wenn er bald wiederkäme und wir mit ihm reden könnten.» Sein Rat an seinen Sohn: «Er soll dazu stehen, was er gemacht hat.»

Zugriff im Fitnesscenter

Laut Blick-Informationen wurde der Kantonsrat in einem Fitnesscenter im Kanton Solothurn verhaftet. Der Chef des Centers bestätigt Blick die Verhaftung. «Zivile Beamte nahmen ihn mit – ohne ihm Handschellen anlegen zu müssen. Es ging alles sehr schnell. Hinter dem Fitnesscenter soll ein Polizeiwagen bereitgestanden sein.»

Auch am Wohnort erfolgte ein Polizeieinsatz, den – wie Blick weiss – mehrere Nachbarn gesehen haben. «Sie trugen grosse, weisse Säcke aus dem Haus», sagt etwa ein Anwohner. «Es sah so aus, als hätte eine Hausdurchsuchung stattgefunden.» Der Kantonsrat wird als nett beschrieben. Doch grossen Kontakt hätten sie nicht zu ihm.

In den Partei-Reihen war die Untersuchungshaft bis Montag offenbar nicht bekannt. SVP-Fraktionspräsident Beat Künzli meinte zu SRF jedoch: Sollte es aber so sein, würde er das bedauern. Und im Fall einer Verurteilung würde er den Politiker zu einem Rücktritt auffordern.

Interessant: In einer Kantonsratssitzung im Frühjahr 2021 sprach sich der beschuldigte Kantonsrat – entgegen der Partei-Position – für die Legalisierung von Cannabis aus. Er sieht im Anbau und in der legalen Verwertung einen lukrativen Wirtschaftszweig.

Mehrere Beschuldigte

Die Solothurner Staatsanwaltschaft bestätigt gegenüber Blick, dass es vergangene Woche im Kanton Solothurn zu einem Polizeieinsatz im Zusammenhang mit Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz gekommen ist. Sprecherin Cony Brand sagt: «Die Staatsanwaltschaft führt diesbezüglich gegen mehrere Beschuldigte eine Strafuntersuchung wegen des Verdachts auf Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz, die entsprechenden Ermittlungen sind in Gang.»

Für mehrere Beschuldigte habe das Haftgericht Untersuchungshaft verhängt. Und: «Es ist richtig, dass es sich bei einem Beschuldigten um einen Kantonsrat handelt.» Weiter verweist Brand darauf, dass bis zu einem rechtskräftigen Urteil für sämtliche Beschuldigte die Unschuldsvermutung gilt.

* Namen geändert

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