«Ich musste zusehen, wie mein Schatz erschossen wurde!»
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Krawall-Frau wieder daheim:«Ich musste zusehen, wie mein Schatz erschossen wurde!»

Jetzt redet Krawall-Frau Milena U. (37) aus Suhr AG
«Ich musste zusehen, wie mein Schatz erschossen wurde!»

Die Nachbarn wundern sich am Mittwochabend. Milena U. (37), die am Dienstag mit einem Amoklauf in Suhr AG drohte und fürsorgerisch untergebracht wurde, ist schon wieder daheim. BLICK konnte mit ihr reden. Auch darüber, wie ihr Freund (†68) am Montag erschossen wurde.
Publiziert: 20.11.2020 um 00:49 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2020 um 08:32 Uhr
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Milena U. fragt sich: «Warum schiesst man fünf Mal auf meinen Schatz? Fünf Mal!» Sie ist am Boden zerstört.
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita, Ralph Donghi

Die letzten Abende werden den Quartierbewohnern in Suhr AG noch lange nachhängen. Am Montag ging Christian T.* (†68) mit einem Messer auf einen Polizisten los – und wurde erschossen. Am Dienstag wieder Alarm: Seine Freundin Milena U.* (37) wird nach einer Amokdrohung verhaftet und in eine fürsorgerische Unterbringung gebracht. Aber nur bis Mittwochabend: Da sehen Nachbarn wieder Licht in der Wohnung von Milena U. und rufen die Polizei.

BLICK kann gestern bei ihr daheim mit der Aargauerin sprechen. Die Freundin des Toten möchte sich nicht verstecken, BLICK darf auch ihr Gesicht zeigen: «Ich wurde in der Klinik nicht so schlimm eingestuft, deshalb durfte ich wieder gehen.»

Sie gibt sich und der Polizei die Schuld

Dann beginnt sie vom verhängnisvollen Montagabend zu reden. Christian T. soll ein Messer genommen und ihr gegenüber mit Suizid gedroht haben. «Da rief ich die Polizei», sagt Milena U. «Im Nachhinein werfe ich mir vor, dass ich schuld bin.» Ihr Freund habe nur Hilfe gebraucht: «Die Polizei hat ihn eher provoziert.»

Sicher ist: Der Rentner geht draussen mit einem Messer auf einen Polizisten los und schrie noch: «Ich bringe dich um!» Der Polizist forderte vor den Schüssen mehrmals: «Messer weg!»

Milena U. konnte sich nicht mehr verabschieden

Milena U. sagt: «Christian hatte das Messer immer nur gegen sich gerichtet.» Sie sei auch raus und habe ganz in seiner Nähe gestanden, als die Schüsse fielen. Leise fragt sie: «Ich musste zusehen, wie mein Schatz erschossen wurde! Warum schiesst man fünf Mal auf ihn? Fünf Mal?» Sie habe noch zu ihm wollen, aber: «Da habe ich schon Pfefferspray abbekommen.» Ihr Freund habe ihr sicher noch etwas sagen wollen, doch sie sei abgeführt worden.

Auf dem Polizeiposten erfährt Milena U., dass ihr Freund tot ist. «Da habe ich eine Scheibe eingeschlagen. Die haben mir das Wichtigste genommen!» Sie wird die ganze Nacht betreut, ärztlich untersucht und darf schon da wieder heim. «Ich wollte zu meinen Büsi.» Aber ja, im Nachhinein habe sie wohl «zu wenig Hilfe» bekommen.

Trauer und Wut

Drohte sie deshalb mit einem Amoklauf? «Meine Worte wurden verdreht», sagt Milena U. und führt aus: «Ich bin nicht der Mensch, der Amok läuft.» Sie habe sich auch nicht gewehrt, als Leute von der Sondereinheit kamen: «Es war wie im Film. Sechs Gewehre haben auf mich gezielt.»

Sie ärgert sich vielmehr über ihre Nachbarn, die aus ihrer Sicht falsche Dinge erzählt hätten. «Ich vermute, dass man mir die Wohnung kündigen wird», so Milena U. Im Moment überwiegt noch die Trauer um ihren geliebten Freund. «Sein letzter Wunsch war, dass seine Asche per Helikopter über dem Wallis verstreut wird.»

Keine Voraussetzungen für eine fürsorgerische Unterbringung

Im Quartier fragt man sich: Warum liess man Milena U. wieder heim? Michel Hassler vom kantonalen Departement Gesundheit und Soziales erklärt: «Eine fürsorgerische Unterbringung ist ein grosser Eingriff in die rechtliche persönliche Freiheit.» Und wenn gemäss ärztlicher Abklärung die Voraussetzungen für eine fürsorgerische Unterbringung nicht mehr erfüllt seien, sei die Institution verpflichtet, diese aufzuheben. Hassler weiter: «Damit steht es der betroffenen Person frei, die Institution zu verlassen.»

* Namen bekannt

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