Mikros und Mini-Kameras
Polizei deckt Betrugs-Serie bei Theorie-Autoprüfung auf

Ausgestattet wie 007 – so haben mindestens 20 Personen die Auto-Theorieprüfung absolviert. Mit Mini-Kamera, Mikro-Kopfhörer sowie einem Empfangsgerät standen sie mit einem 41-jährigen Kosovaren in Kontakt – welcher den Absolventen die Lösungen ins Ohr flüsterte. Dafür verlangte er viel Geld.
Publiziert: 19.09.2017 um 09:25 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:05 Uhr
Die Prüfungsabsolventen waren ausgestattet wie Agenten in Kriminalfilmen. Das Material zur Verfügung gestellt hatte mutmasslich ein 41-jähriger Kosovare.
Foto: Kapo Solothrun
Flavio Razzino

Verkabelt wie Spionageagenten –  so sind 20 Personen in Olten SO und Bellach SO zur Auto-Theorieprüfung angetreten.

Durch Mikro-Kopfhörer und dank Mini-Kameras standen sie während der Prüfung in Kontakt mit einem 41-jährigen Kosovaren, der ihnen die Lösungen der Prüfungsaufgaben eingeflüstert haben soll.

Dafür hat er die Prüflinge ausgestattet wie James-Bond. Das Equipment wurde teilweise in Pullovern oder T-Shirts eingearbeitet. Das berichtet die Kantonspolizei Solothurn.

Jetzt konnte der Kosovare, der seine Dienste für mehrere Tausend Franken angeboten haben soll, geschnappt werden. Dem vorausgegangen sind «umfangreiche Ermittlungen, auch dank Hinweisen aus anderen Kantonen», wie die Kapo schreibt.

Zu verantworten haben sich aber auch die 20 Personen, welche die Dienste des Kosovaren angenommen haben sollen. 

Dass Theorieprüfungs-Absolventen mit Hightech-Ausrüstung versuchen, sich durch die 50 Fragen zu mogeln, ist in Schweizer Theorielokalen schon lange Realität.

Bereits im Januar warnte Sven Britschgi, Geschäftsführer der Schweizer Vereinigung der Strassenverkehrsämter (asa) im BLICK vor einer «wachsenden Anzahl Hightech-Betrügereien». 

Aufgekommen ist das Phänomen vor rund vier Jahren mit der Daten-Brille Google Glass, so Britschgi. «Heute ist es beinahe jedem möglich, an bis noch vor kurzem schwer zugängliches und teures Hightech zu kommen», sagte Britschgi.

Dass sich dank erschwinglichen technischen Hilfsmitteln leichter betrügen lässt, haben auch organisierte Banden entdeckt. Im Internet bieten sie für wenige hundert Franken «Rundum-Pakete» an.

Ihr Versprechen: Durch die Auto-Theorieprüfung zu kommen, ganz ohne zu lernen.

Harte Konsequenzen müssen der beschuldigte Kosovare und die 20 Absolventen aber eher nicht fürchten. «Das kantonale Strassenverkehrsamt kann dem Betroffenen den erteilten Lernfahrausweis entziehen», heisst es beim Bundesamt für Strassen (Astra). In Ausnahmefällen seien Geldstrafen denkbar. Theoretisch wäre eine Freiheitsstrafe möglich – verhängt wurde sie bislang aber noch nie.

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