Mit Hightech-Bschiss durch die theoretische Autoprüfung
Der Spickzettel ist heute eine Mini-Kamera

Die Betrugsfälle bei der Theorieprüfung für den Führerschein werden dreister. Immer häufiger setzen lernfaule Prüflinge auf technische Hilfsmittel.
Publiziert: 23.01.2017 um 23:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:20 Uhr
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Renato Caduff, Leiter Technik vom Strassenverkehrsamt Zürich.
Foto: Siggi Bucher
Gregory Remez

50 Fragen, 45 Minuten Zeit, 15 erlaubte Fehler – die theoretische Führerprüfung ist wahrlich keine Hexerei. Trotzdem wird bei diesen Tests immer wieder gemogelt. Und die Methoden der Betrüger werden immer ausgebuffter: Wo früher mit Spickzetteln nachgeholfen wurde, sind heute immer öfter technische Hilfsmittel wie Sender und Kameras im Einsatz. 

«Wir registrieren bei den Theorieprüfungen eine wachsende Zahl sogenannter Hightech-Betrügereien», sagt Sven Britschgi, Geschäftsführer der Schweizer Vereinigung der Strassenverkehrsämter (asa), zu BLICK. Um die Strassenverkehrsämter auf das wachsende Problem aufmerksam zu machen, habe man im vergangenen Jahr sogar ein Merkblatt zum Thema «Betrug bei Theorieprüfungen» verschickt. 

Mit Mini-Kamera und Knopf im Ohr zur Prüfung

Die Tricksereien laufen mehr oder weniger nach demselben Muster ab: Der Fahrschüler erscheint mit Minikamera im Knopfloch und Knopf im Ohr zur Prüfung. Den Test absolviert er mithilfe eines Komplizen, der ihm per Funk die richtigen Antworten diktiert.

Was nach Spionagemethoden à la 007 klingt, ist in Schweizer Theorielokalen mittlerweile Realität. «Wir haben zwei bis drei solcher Fälle im Jahr, die wir der Polizei melden. Tendenz steigend», sagt Retano Caduff, Leiter Technik vom Strassenverkehrsamt Zürich. In Basel, Bern, Luzern und St. Gallen ist man ebenfalls alarmiert. 

Für die Verkehrsämter ist klar: Die Prüfer müssen für die neue Betrugsmasche besser sensibilisiert werden. «Alle, die mit der Hightech-Methode betrügen, verraten sich meist durch unorthodoxe Bewegungen. Irgendwie müssen sie die Fragen ja einscannen», sagt Caduff. «Wenn jemand also die ganze Zeit auf seinem Stuhl hin- und herrutscht, ist das schon verdächtig. Da sollten Aufsichtspersonen vermehrt ein Auge drauf haben.»

Lukratives Geschäft für kriminelle Banden

Angefangen habe das Ganze vor etwa vier Jahren – mit dem Aufkommen von Google Glass, erinnert sich asa-Geschäftsführer Britschgi. «Heute ist es beinahe jedem möglich, an bis noch vor kurzem schwer zugängliches und teures Hightech zu kommen.»

Inzwischen hätten auch kriminelle Banden den Prüfungsbetrug als Geschäftsmodell entdeckt. Für ein paar Hundert Franken bieten sie im Internet «Rundum-Pakete» an. Ihr Versprechen: Lernfahrausweis ganz ohne lästiges Büffeln.

Belangt werden die Übeltäter nur selten. «Es wird immer mal wieder jemand erwischt, die Dunkelziffer ist aber deutlich höher», sagt Britschgi. «Das Problem nimmt sicher zu. In Städten und der Agglomeration ist es gravierender als auf dem Land.»

Wird  jemand erwischt, haben weder Prüfling noch Betrugshelfer drakonische Strafen zu befürchten. «Das kantonale Strassenverkehrsamt kann dem Betroffenen den erteilten Lernfahrausweis entziehen», heisst es beim Bundesamt für Strassen (Astra). In Ausnahmefällen seien Geldstrafen denkbar. Theoretisch wäre eine Freiheitsstrafe möglich – verhängt wurde sie aber noch nie.

Für Britschgi bleibt die wachsende Zahl der Hightech-Betrügereien trotz allem ein Rätsel. «Das Absurde ist ja: Sie lohnen sich nicht. Jemand, der sich durch die Theorieprüfung mogelt, wird spätestens bei der praktischen Fahrprüfung entlarvt.»

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