Darum gehts
- Briefflut für einen Salt-Kunden nach Abo-Abschluss
- Es herrschte Chaos: Zwei Verträge, doppelte Zahlungen
- Er wandte sich an Salt, dort konnte man ihm aber zunächst nicht helfen
Rechnungen, Briefe und überall das Logo des Mobilfunkanbieters Salt: Martin Boenke (60) aus Widen AG ist sichtlich genervt! Beim Blick-Besuch zeigt er auf den Stapel Blätter, legt ihn vor sich hin auf den Esstisch. Alles begann mit einem verlockenden Angebot von Salt. «Und dann ging das Chaos los», sagt der Krankenpfleger.
Rückblick: Im April 2025 rief ein Verkäufer im Namen von Salt den 60-Jährigen an. «Er machte mir ein Kombi-Angebot – Internet- und Handyabo – zu guten Konditionen», erinnert sich Boenke. Der Aargauer war früher Kunde bei Salt, inzwischen aber bei der Konkurrenz. Der Anrufer wollte ihn zurückgewinnen. «Er hat gedrängt, man müsse das Abo möglichst bald abschliessen.» Denn: Das Angebot sei nur noch wenige Tage gültig.
Der Verkäufer versicherte Boenke derweil, sich um die Kündigung beim bisherigen Anbieter und die Portierung der Handynummer zu kümmern. Boenke: «Ich erklärte ihm, dass das Handyabo über meine Frau läuft. Er sagte, eine Übernahme sei kein Problem.»
Doppelte Verträge – doppelte Kosten
Boenke – angelockt vom attraktiven Angebot – schloss telefonisch einen Vertrag ab. Das neue Salt-Internet für zu Hause wurde sofort aktiviert und in Rechnung gestellt. Boenke merkte aber, dass sein bestehender Vertrag beim bisherigen Anbieter weiterlief – für weitere zwei Jahre! Heisst: Die versprochene Kündigung durch den Salt-Verkäufer blieb aus. Die Folge: Boenke hatte zwei Verträge bei zwei verschiedenen Anbietern und musste doppelt blechen.
Auch die Übertragung der Handynummer klappte nicht wie vom Verkäufer versprochen. Stattdessen wurde das Salt-Mobil-Abo einfach auf einer neuen, temporären Nummer aufgeschaltet.
Viel Stress wegen Handyabos
Boenke wollte die Salt-Verträge rückgängig machen. Doch der ursprüngliche Verkäufer war nicht mehr erreichbar. Der ganze Stress, das ganze Administrative – für Boenke, der nach drei Operationen krankgeschrieben ist, einfach zu viel.
Der Widener beschreibt seine Versuche, Salt zu kontaktieren, als «frustrierend». Mehrmals habe er unterschiedliche Informationen erhalten, sei von einer Stelle zur nächsten weitergereicht worden. Und als er einmal mit einer Mitarbeiterin des Kundendienstes telefoniert und seinen komplizierten Fall geschildert habe, sei etwas Unerwartetes vorgefallen: «Sie hat einfach aufgelegt!» Auch sei ihm wiederholt versichert worden, dass Salt ihn zurückrufe. Doch einen Rückruf gab es laut Boenke nie.
Ein Blick auf Trustpilot.com, eine Onlinebewertungsplattform für Erfahrungen mit Unternehmen, zeigt: Wie Boenke geht es auch einigen anderen Kunden. Mehrere Betroffene schreiben, ihr Telefonat mit Salt sei plötzlich beendet worden. Andere beschweren sich ebenfalls über doppelte Rechnungen.
Salt schiebt die Schuld von sich
Im Juni – zwei Monate nach Vertragsabschluss – reichte es Boenke. Er schrieb einen «gepfefferten Brief» an Salt. Darin zu lesen: Er werde seinen Rechtsschutz einschalten, sollte er keine Antwort innert nützlicher Frist erhalten. «Plötzlich hat Salt die beiden Verträge storniert», sagt Boenke. Dennoch: Regelmässig flatterten Rechnungen in seinen Briefkasten. Teilweise wurden diese aber erneut gestrichen. Boenke: «Es war ein Hin und Her.»
Salt nimmt zum Fall ausführlich Stellung gegenüber Blick und sieht die Schuld beim 60-Jährigen. Gemäss einer Sprecherin hat sich Boenke nicht um die notwendigen Unterlagen gekümmert. So etwa um eine Vollmacht für die Rufnummernübernahme. Nur: Die wurde erst nach dem telefonischen Vertragsabschluss verlangt. Laut Salt musste deshalb eine temporäre Nummer aufgeschaltet werden. Als sich Boenke dann bei Salt meldete, sei die gesetzliche Widerrufsfrist abgelaufen gewesen. «Es handelte sich um ein Missverständnis und gleichzeitig um ein Versäumnis, dass sich der Kunde nicht früher zurückgemeldet hat», so der Telekom-Anbieter. Inzwischen seien alle Rechnungen annulliert worden.
Gleichzeitig heisst es: Die Firma nehme diesen Fall zum Anlass, die interne Kommunikation zu verbessern – insbesondere bei komplexeren Portierungsfällen. Doch wieso eine Mitarbeiterin das Telefon mitten im Gespräch aufgehängt hat oder warum Mitarbeiter plötzlich nicht mehr erreichbar waren – darüber schweigt sich Salt aus.
Für Boenke ist klar: Der Fehler liegt bei Salt und dessen Kundenservice. «Kann man wirklich so mit Kunden umgehen?!», fragt Boenke wütend. Er ist zu seinem vorherigen Anbieter zurückgewechselt. «Dort gab es weniger Chaos!»