Darum gehts
- Häftling in Baden AG entkommen, Polizei warnt vor Annäherung
- Er flüchtete in Handschellen
- Rund 4200 Gefangenentransporte pro Jahr im Aargau
Kurz vor 9 Uhr am Donnerstag ist ein Häftling in Baden AG geflüchtet. Der Albaner (23) konnte kurz vor dem Einstieg in ein Gefangenenfahrzeug abhauen.
Der Gesuchte trug laut Polizei eine schwarze Hose, eine schwarze Jacke mit weiss gemusterten Ärmeln und weisse Schuhe. Zudem trug er zum Fluchtzeitpunkt Handschellen.
Trotz sofort eingeleiteter Fahndung unter Einsatz mehrerer Diensthunde, konnte der Häftling bis dato nicht aufgefunden werden. Es liegen keine Hinweise auf eine Gefahr für die Öffentlichkeit vor. Trotzdem warnt die Polizei davon, sich dem Mann zu nähern. Wer ihn sieht, soll umgehend 117 wählen.
Grosse Suchaktion bisher erfolglos
Am Freitagnachmittag hatte die Kantonspolizei Aargau in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei Zürich die Suche nach dem Geflohenen intensiviert: Im Raum Otelfingen ZH lief eine grossangelegte Suchaktion. Die Kapo hatte offenbar kurz vor 15 Uhr Hinweise bekommen, dass der Gefangene sich im Bereich der Lägern aufhalten könnte. Das berichtet BRK News und wird von Pascal Wenzel, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau, bestätigt.
Durch den dichten Wald und die steilen Gebiete am Berg wurde die Suche extrem erschwert. Im Einsatz standen die beiden Kantonspolizeien, ein Helikopter, Diensthunde und verschiedenste technische Hilfsmittel. Auf Blick-Anfrage bestätigt Mediensprecher Daniel Saridis, dass der Flüchtige Stand Samstagmorgen noch nicht gefasst ist. Die Suchaktion am Freitag blieb erfolglos. Wie die Suche nun weitergeht, sei noch unklar und werde vom Einsatzleiter entschieden, so Saridis weiter.
Die «Aargauer Zeitung» spekuliert in einem Artikel vom Freitagabend, dass der Häftling womöglich Komplizen hatte. Es sei schwer vorstellbar, dass der Geflüchtete entkommen konnte, ohne dass ein Fluchtfahrzeug oder Ähnliches auf ihn gewartet habe. Wie Mediensprecher Pascal Wenzel der Zeitung zudem bestätigt, wurde der Gefangenentransport von einem einzelnen Mitarbeiter der Sicherheitsfirma Securitas durchgeführt. Das sei aufgrund der Vielzahl von Verlegungen, Zuführungen und Transporten üblich.
Der Mann sei im Bruchteil einer Sekunde – noch vor dem Einstieg in den Gefangenenbus – davongerannt. «Er wurde durch den Mitarbeiter zu Fuss verfolgt», so Wenzel. Man habe nach der Öffentlichkeitsfahndung Hinweise aus der Bevölkerung erhalten. Diese werden jetzt überprüft.
Kapo Aargau fahndet seit drei Jahren nach Crocs-Tunesier
Zuletzt war im Oktober 2022 in Aarau nach Polizeiangaben ein Häftling beim Transport geflüchtet – am Bahnhof Aarau beim Ausstieg aus dem Gefangenenfahrzeug. Der Tunesier Amin T.* war damals 34 Jahre alt. Er soll sich mittlerweile in Tunesien befinden.
Der Fall beschäftige auch die Politik. Im vergangenen April überwies das Kantonsparlament stillschweigend ein Postulat der Geschäftsprüfungskommission (GPK). Darin wurde eine Reduktion der Transporte gefordert.
Rund 4200 Gefangenentransporte pro Jahr
Der Regierungsrat muss nun prüfen, wie sich die Zahl der Gefangenentransporte reduzieren lässt. Eine Möglichkeit sei, Amtshandlungen nach Möglichkeit in der Hafteinrichtung vorzunehmen, hielt der Regierungsrat fest.
Im Aargau finden demnach rund 4200 Gefangenentransporte pro Jahr statt. Diese würden grossmehrheitlich von Angehörigen der Kantonspolizei durchgeführt. Dafür wende die Kantonspolizei jährlich rund 14'000 Arbeitsstunden auf. Die Kosten beliefen sich auf eine Million Franken.
Zur Unterstützung würden für Transporte von Personen mit geringem Gewaltpotenzial und verminderter Fluchtgefahr die Leistungen eines privaten Sicherheitsdiensts eingekauft. Diese Kosten betragen 285'000 Franken pro Jahr.
Prüfung erfolgt im Zentralgefängnis Lenzburg
Pro Jahr werden im Aargau rund 1800 Personen inhaftiert. Dabei stelle sich vielfach die Frage, ob die inhaftierte Person hafterstehungsfähig sei, erläuterte der Regierungsrat. Stehe die Hafterstehungsfähigkeit infrage, müsse diese von einer medizinischen Fachperson geprüft werden.
Diese Prüfung erfolgt laut Regierungsrat in der Regel im Zentralgefängnis Lenzburg, auch wenn die betroffene Person etwa in einem der Bezirksgefängnisse in Aarau, Baden, Kulm oder Zofingen inhaftiert wird.
Teil dieses Prozesses sei auch die erkennungsdienstliche Behandlung - wie Fotografien und Fingerabdrücke – der verhafteten Person. Diese werde gegenwärtig einzig im Polizeikommando in Aarau durchgeführt. Die Gefangenen müssten zu diesem Zweck jeweils vom Haftort ins Polizeikommando und danach wieder an den Haftort transportiert werden.
* Name geändert