Darum gehts
- Der SVP-Politiker René Schindler wurde nach Kinderfest in Zofingen AG brutal angegriffen
- Drei junge Männer mit Migrationshintergrund werden als mutmassliche Täter genannt
- Der 53-jährige Politiker erlitt diverse Verletzungen und musste ins Spital
Eine klaffende Platzwunde am Kopf, zahlreiche Blutergüsse: Der Aargauer SVP-Grossrat René Schindler (53) sagt: «Ich wollte nur schlichten und wurde selbst zum Opfer.» Auch fünf Tage später sind die Verletzungen erkennbar: Beim Blick-Besuch zeigt Schindler auf Blutergüsse im Gesicht, zieht sein Hemd an der Schulter etwas herunter, worauf man die Hämatome sieht, und schiebt dann sein Haar ein wenig auseinander. Hier zu sehen: eine Kopfwunde, die genäht werden musste.
Der 53-Jährige hat mit den Tränen zu kämpfen, während er vom Vorfall berichtet. Der Grossrat erinnert sich: Der Angriff fand gleich nach dem Kinderfest in Zofingen AG statt. Er und diverse Familienmitglieder – darunter Kinder – seien auf dem Weg zum Parkplatz beim Gemeindeschulhaus gewesen. «Dort stritten sich drei Personen heftig. Ich sagte zu ihnen, dass sie doch bitte aufhören sollen.» Das habe etwas Wirkung gezeigt, und er und die Familienmitglieder seien weitergegangen.
Keine Chance gegen drei
Doch plötzlich sei seine Frau von den jungen Männern massiv beleidigt worden. Schindler: «Alles, was man nicht hören will, hat sie zu hören bekommen.» Der Politiker bat die Männer, damit aufzuhören. «Doch dann kamen sie auch schon auf uns zu – und es ging los.» Nach mehreren Faustschlägen sei er innerhalb von wenigen Sekunden zu Boden gegangen. «Gegen drei habe auch ich keine Chance.» Schindler berichtet weiter: «Ich habe versucht, aufzustehen – erfolglos. Ich wurde dann massiv traktiert, vor allem auf den Kopf. Mit Fusstritten, ohne Strich und Komma.»
Alles, was er noch gesehen habe: ein paar schwarze und ein paar weisse Schuhe, die nicht mehr aufhörten, ihn zu kicken. Er habe sich wie eine Schildkröte zusammengerollt. Das sei sein Glück bei der «radikalen» Attacke gewesen. Schindler erinnert sich, wie es plötzlich warm wurde: «Das Blut lief an mir runter.»
Seine Frau alarmierte laut Schindler die Polizei. Sie habe ihn wohl gerettet: «Sie haute einem von denen mit dem Natel auf den Grind, und sie liessen schliesslich von mir ab.» Schindler ist sich sicher: «Die hätten nicht aufgehört, bis ich gar nicht mehr aufgestanden wäre.» Er selbst konnte daraufhin aufstehen – und erst dann nahm er all seine Verletzungen wahr. Schindler: «Ich habe mich anschliessend im Brunnen gewaschen.»
Täter mit Migrationshintergrund
Der Politiker sagt: «Ich hatte Glück – und bin froh, dass es mich und nicht jemand anderen erwischt hat. Ich bin doch etwas robuster.» Er findet: «Es ist höchst bedenklich, dass das an einem Ort passieren kann, wo Tausende Kinder sind. Das hätte ich mir nie erträumen können.» Noch nie habe er eine solche Aggressivität erlebt: «Wie Hyänen kamen sie auf mich zu!»
Die jungen Täter sind laut Schindlers Beschreibung zwischen 17 und 22 Jahre alt – und «ganz klar mit Migrationshintergrund!» Der Politiker geht davon aus, dass er ein Zufallsopfer war, er kannte die Täter nicht. «Und das macht mir am meisten Angst und gibt mir zu denken.»
Nach dem Angriff musste Schindler ins Spital, es folgten zig Untersuchungen – wie etwa ein MRI. «Es kamen auch die Staatsanwaltschaft, der Kriminaldienst und der rechtsmedizinische Dienst. Es ging relativ lange, bis man alle Schürfwunden und andere Verletzungen vermessen und untersucht hatte.»
Laut Schindler läuft ein Verfahren. Die drei jungen Täter sind noch auf freiem Fuss. Der Politiker wünscht sich: «Dass sie aufgespürt und verurteilt werden.»
Gemäss der Kantonspolizei Aargau rückten mehrere Patrouillen aus, doch die Täter konnten flüchten. Zum Angriff schreibt sie: «Nach ersten Erkenntnissen gerieten der Mann und mehrere junge Männer in einen Streit.» Und weiter: «Der 53-Jährige erlitt beim Vorfall mittelschwere Kopfverletzungen.» Die Kantonspolizei Aargau hat die Ermittlungen in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Zofingen-Kulm aufgenommen und sucht nun Zeugen.
Politische Debatte
Der Angriff auf Schindler führte zu einer politischen Debatte zwischen den Kantonalparteien der SP und der SVP. SP-Co-Präsidentin Lucia Engele schrieb in einer Mitteilung: «Gewalt, aber auch jegliche Art von Hetze ist zu verurteilen.» Und kritisierte trotzdem in der «Aargauer Zeitung» Aussagen der kantonalen SVP. Diese hatte in einer Mitteilung festgehalten, dass Grossrat Schindler von «drei noch unbekannten Tätern mit Migrationshintergrund» angegriffen worden sei. Engele erklärte: «Mit dieser Behauptung nimmt die SVP Aargau eine Vorverurteilung vor.»
Die SVP widersprach. Barbara Borer, Grossrätin und Parteisekretärin der SVP Aargau, erklärte: Schindler habe gehört, dass die Täter mit ausländischem Akzent sprachen. «Dann darf man daraus schliessen, dass es sich um Personen mit Migrationshintergrund handelt.» Hier handle es sich um einen Hinweis auf Tatsachen, nicht um eine Vorverurteilung.