Darum gehts
- Ladenbesitzerin erlebt mehrere Diebstähle und sucht Täter über soziale Medien
- Ein Dieb kehrte am selben Abend mehrfach zurück, und machte sich währenddessen Kaffee
- Einen Tag nach dem letzten Einbruch brannte das Auto der Besitzerin aus
Bereits im August 2024 berichtete Blick über einen abstrusen Einbruch auf das Dorflädeli von Jenny Sommer (39) in Wängi TG. Nach dem Bericht sei es lange ruhig geblieben, sagt Jenny Sommer nun im Gespräch mit Blick. Zuvor war in ihrem Laden «Dekowelt und Herzmund» bereits 32 Mal etwas gestohlen worden. Im November 2024 hielt der Verdacht auf eine Bombenbedrohung die Gemeinde Wängi im Atem. Ein verdächtiges Paket wurde im Selbstbedienungsladen platziert. Doch nach einem grossen Einsatz gab es Entwarnung.
Der Horror, den die 39-Jährige mit ihrem Laden erlebte, nahm jedoch kein Ende. Im Gegenteil: Ende April 2025 fing es erst an, richtig schlimm zu werden. In der Nacht des 23. Aprils stahl ein junger Mann mit Kapuze und Kappe verschiedene Waren. Die Kasse konnte er jedoch nicht aufbrechen. Die Überwachungskamera in Sommers Laden nahm alles auf. Den Laden habe sie nie abgeschlossen, erklärt sie, da er in sich in einem Gartenhäuschen mit Glastüren befindet. Der Aufwand einer aufgebrochenen Tür sei ihr zu gross gewesen.
An Dreistigkeit nicht zu überbieten
In der Nacht vom 1. auf den 2. Mai kam es zur nächsten Tat. Ein anderer Mann mit Kappe und Mundschutz schlug zu. Auch er scheiterte an der Kasse. Jenny Sommer lag wegen einer frischen Operation wach und bekam deshalb den Alarm ihrer Überwachungskamera auf ihrem Handy mit. Sofort fuhr sie zum fünf Minuten entfernten Laden, doch der Dieb war bereits weg. Schnell leerte sie die Kasse. «Gegenüber vom Laden gibt es ein Haus, in dem schon straffällig gewordene Jugendliche leben. Bereits vorher hatte es Vorfälle gegeben. Deshalb ging ich dorthin, um mit ihnen zu reden», sagt sie gegenüber Blick.
In der Zwischenzeit kam der Täter wieder zurück. «Eine solche Dreistigkeit habe ich noch nie erlebt», betont die Ladenbesitzerin. «Wieder versuchte er, die Kasse aufzubrechen. Zwischendurch liess er sich in Herrgottsruhe einen Kaffee aus und packte sich Süssigkeiten ein.» Doch trotz Brechstange scheiterte auch er an der Kasse und entfernte sich wieder.
Suche über soziale Medien
Jenny Sommer ging wieder nach Hause. Die Operationswunde schmerzte zu stark. Doch der Dieb kehrte wieder zurück. Mittels der Verknüpfung am Handy konnte die Ladenbesitzerin sogar über die Überwachungskamera mit dem Dieb reden. Dieser brach gerade die Kasse auf, die nun zum Glück leer war. «Frech sagte er mir Hallo und liess sich nicht im Geringsten beunruhigen», erinnert sich Sommer. Sie versuchte ihn zwar noch per Auto zu verfolgen – vergeblich. Auch die Polizei konnte ihn später nicht mehr schnappen.
In der Nacht auf den 5. Mai kehrte dann plötzlich der erste Täter wieder zurück, stahl Esswaren. Auch er versuchte, die inzwischen beschädigte Kasse zu öffnen. In den sozialen Medien veröffentlichte Sommer am Montag die Videoaufnahmen von beiden Tätern, in der Hoffnung diese so finden zu können. Viele teilten mit ihr weitere Aufnahmen, auf denen die beiden Männer zu sehen sind. Auf diesen ist zu sehen, wie sie in Häuser in der Umgebung einbrechen und kleinere Wertgegenstände stehlen.
«Ich mache mir Sorgen um meine Familie»
Doch nicht alle wollten Sommer bei ihrer Suche unterstützen. «Ich habe auch ein, zwei böse Kommentare erhalten. Es hiess, dass ich mich hüten solle, dass die Täter nicht vor meiner Haustür stehen», erzählt die 39-Jährige. Und dann brannte am Dienstag plötzlich ihr Auto lichterloh. «Davor stand es schon seit sechs Stunden auf dem Parkplatz. Wärme oder einen technischen Defekt kann man also eher ausschliessen», sagt sie.
«Die ganze Freude ist mir vergangen. Ich mache mir Sorgen um meine Familie», sagt Sommer. Ihren Laden hat sie mittlerweile ausgeräumt. «Momentan suche ich nach einem neuen Standort. Etwas Festes in einem Haupthaus, ein Bürogebäude zum Beispiel. Dort wird es dann hoffentlich sicherer.»