Lisa Schmid* hat Freude an ihrer Arbeit in einer Lebensmittelfirma. Eigentlich. Wäre da nur nicht dieser nagende Gedanke. Lisa ist 33 Jahre alt, schon lange mit ihrem Freund zusammen und weiss: Sie möchte eine Familie gründen. Aber: «Ich habe Angst davor, dass ich meinen jetzigen Job nicht mehr ausüben könnte, wenn ich wegen eines Kindes mein Pensum reduziere.» Und dies, obwohl sie mit Herzblut bei der Sache ist.
Mit ihren Überlegungen ist Schmid nicht alleine. Wie eine Umfrage des Bundes zeigt, befürchten 70 Prozent der Frauen, dass sich die Geburt eines Kindes negativ auf ihre berufliche Karriere auswirkt. Bei den Männern sind es lediglich 34 Prozent.
Negative Auswirkungen für Frauen
Und die Bedenken der Frauen seien berechtigt, sagt Sandra Zurbuchen. Sie ist stellvertretende Geschäftsleiterin der Fachstelle Und, die sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzt: «Es gibt noch immer viele Berufsgruppen, in denen es negative Auswirkungen auf die Karriere hat, wenn Frauen nur noch zu 40 bis 60 Prozent zur Verfügung stehen. Und eine Kaderposition mit weniger als 80 Prozent auszufüllen, ist kaum möglich.» Viele Frauen würden aber mit sich hadern, wenn sie ihren Nachwuchs vier oder mehr Tage fremdbetreuen liessen. Hinzu kommt, dass es Männer tendenziell schwieriger haben, ihr Pensum zu reduzieren.
Kein Wunder, kümmern sich am Ende noch immer vor allem die Frauen um Kinder und Haushalt – obwohl sie damit grosse Einbussen in Bezug auf Lohn, Karriere und Altersvorsorge in Kauf nehmen. Und dabei erst noch unglücklicher sind als die Männer: Während mehr als 70 Prozent der Männer mit der Aufteilung der Hausarbeit zufrieden sind, sind es bei den Frauen nur etwas mehr als die Hälfte. Ähnlich verhält es sich mit der Aufteilung der Kinderbetreuung.
Um die Situation zu verbessern, seien alle gefordert, so Sandra Zurbuchen. «Arbeitgebende müssen kreativer werden im Ausprobieren neuer Arbeitsmodelle. Gleichzeitig müssen wir unsere Rollenbilder weiterhin hinterfragen.»
* Name der Redaktion bekannt
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Sabrina Würmli, Mutter und Beraterin bei einer NGO (80 %)
«Kinder und Beruf, geht das? Ich glaube, diesen Gedanken macht sich jede Frau. Für mich war klar: Ich will beides – eine Familie und berufliche Erfüllung.
Heute arbeiten mein Mann und ich beide 80 Prozent. So haben wir je drei Tage mit unseren Buben. Natürlich kriege ich manchmal Kommentare zu hören, im Stil von: ‹Ihr arbeitet beide 80 Prozent? Da mutet ihr euch aber viel zu!› Dabei arbeiten wir insgesamt 160 Prozent – gleich viel wie all jene, bei denen der Mann 100 und die Frau 60 Prozent arbeitet. Die zwei wichtigsten Faktoren, damit solch eine gleichberechtigte Aufteilung funktioniert, sind wohl ein verständnisvoller Arbeitgeber und ein Partner, der bereit ist, ebenfalls zu reduzieren. Ich habe bei beidem Glück. Henry und ich teilen uns Hausarbeit und die Kinderbetreuung je zur Hälfte auf.
Einmal pro Woche machen wir Planungssitzung: Wer bringt die Kinder an welchen Tagen zur Kita? Wer springt ein, wenn eines der beiden krank wird? Natürlich ist das ein bisschen aufwendig. Aber es lohnt sich. Streitereien darüber, dass jemand zu viel oder zu wenig macht, haben wir praktisch nie.
Dennoch mussten wir aufpassen, dass wir nicht der traditionellen Rollenverteilung verfielen. Das liegt auch am Schweizer System, in dem es keine Elternzeit gibt und die Mutter in den ersten Monaten mit dem Kind alleine ist. Gerade weil sie mehr Zeit mit den Kindern verbringen, fällt es manchen Müttern schwer, dem Partner Verantwortung zu übertragen. Wir haben es so geregelt, dass wir dem anderen nicht dreinreden, wenn er etwa die Kinder ins Bett bringt – selbst wenn das nicht immer einfach ist.
Das Schöne an unserem Modell ist, dass wir beide gleich viel von unseren Kindern haben. Klar, der Koordinationsaufwand ist grösser. Aber langfristig geht es allen besser, wenn wir beide beruflich zufrieden sind – und auch als Eltern erfüllt.»
Henry Both, Vater und Sozialberater (80%)
«Als unser Sohn drei Monate alt war und meine Frau wieder arbeiten ging, schaute ich tagsüber zu Lionel. Sabrina hatte damals eine Stelle, bei der eine Pensumsreduktion keine Option war. Ich arbeitete 30 Prozent, konnte mir die Arbeitszeit aber flexibel einteilen. So dass ich auch mal am Abend oder zwischendurch arbeiten konnte, wenn der Kleine schlief.
Diese Quasi-Elternzeit war für mich genial – sie hat mir erlaubt, zu unserem Sohn eine engere Beziehung aufzubauen, als wenn ich diese Zeit nicht gehabt hätte. Für mich war schon immer klar: Wenn ich eine Familie habe, will ich nicht 100 Prozent arbeiten.
Indem meine Frau und ich uns beide zu gleichen Teilen um die Kinder kümmern, leben wir unseren Söhnen ein modernes Modell vor – in der Hoffnung, dass sie später selber engagierte Väter werden.»
Sabrina Würmli, Mutter und Beraterin bei einer NGO (80 %)
«Kinder und Beruf, geht das? Ich glaube, diesen Gedanken macht sich jede Frau. Für mich war klar: Ich will beides – eine Familie und berufliche Erfüllung.
Heute arbeiten mein Mann und ich beide 80 Prozent. So haben wir je drei Tage mit unseren Buben. Natürlich kriege ich manchmal Kommentare zu hören, im Stil von: ‹Ihr arbeitet beide 80 Prozent? Da mutet ihr euch aber viel zu!› Dabei arbeiten wir insgesamt 160 Prozent – gleich viel wie all jene, bei denen der Mann 100 und die Frau 60 Prozent arbeitet. Die zwei wichtigsten Faktoren, damit solch eine gleichberechtigte Aufteilung funktioniert, sind wohl ein verständnisvoller Arbeitgeber und ein Partner, der bereit ist, ebenfalls zu reduzieren. Ich habe bei beidem Glück. Henry und ich teilen uns Hausarbeit und die Kinderbetreuung je zur Hälfte auf.
Einmal pro Woche machen wir Planungssitzung: Wer bringt die Kinder an welchen Tagen zur Kita? Wer springt ein, wenn eines der beiden krank wird? Natürlich ist das ein bisschen aufwendig. Aber es lohnt sich. Streitereien darüber, dass jemand zu viel oder zu wenig macht, haben wir praktisch nie.
Dennoch mussten wir aufpassen, dass wir nicht der traditionellen Rollenverteilung verfielen. Das liegt auch am Schweizer System, in dem es keine Elternzeit gibt und die Mutter in den ersten Monaten mit dem Kind alleine ist. Gerade weil sie mehr Zeit mit den Kindern verbringen, fällt es manchen Müttern schwer, dem Partner Verantwortung zu übertragen. Wir haben es so geregelt, dass wir dem anderen nicht dreinreden, wenn er etwa die Kinder ins Bett bringt – selbst wenn das nicht immer einfach ist.
Das Schöne an unserem Modell ist, dass wir beide gleich viel von unseren Kindern haben. Klar, der Koordinationsaufwand ist grösser. Aber langfristig geht es allen besser, wenn wir beide beruflich zufrieden sind – und auch als Eltern erfüllt.»
Henry Both, Vater und Sozialberater (80%)
«Als unser Sohn drei Monate alt war und meine Frau wieder arbeiten ging, schaute ich tagsüber zu Lionel. Sabrina hatte damals eine Stelle, bei der eine Pensumsreduktion keine Option war. Ich arbeitete 30 Prozent, konnte mir die Arbeitszeit aber flexibel einteilen. So dass ich auch mal am Abend oder zwischendurch arbeiten konnte, wenn der Kleine schlief.
Diese Quasi-Elternzeit war für mich genial – sie hat mir erlaubt, zu unserem Sohn eine engere Beziehung aufzubauen, als wenn ich diese Zeit nicht gehabt hätte. Für mich war schon immer klar: Wenn ich eine Familie habe, will ich nicht 100 Prozent arbeiten.
Indem meine Frau und ich uns beide zu gleichen Teilen um die Kinder kümmern, leben wir unseren Söhnen ein modernes Modell vor – in der Hoffnung, dass sie später selber engagierte Väter werden.»