Um eines vorwegzunehmen: Wir schreiben bald das Jahr 2020, über den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub sollten wir nicht mehr diskutieren.
Aber werfen wir den Blick auf die Mütter. Denn – sind wir ehrlich: Sie tragen die Hauptlast, damit unsere Wirtschaft so funktioniert, wie sie heute funktioniert.
Die Frage ist nicht, ob Mütter Kinder und Karriere unter einen Hut bringen können. Die Frage ist: Will die Gesellschaft überhaupt, dass Mütter die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen?
Es gibt berechtigte Zweifel, dass dem so ist. Ein Beispiel: Als ich während des Studiums zehn Minuten zu spät zu einer Prüfung kam, durfte ich den obligatorischen Vortrag mit meiner Gruppe nicht halten. Zwar hatte ich meine Verspätung angekündigt, die Dozentin machte aber keine Ausnahme und forderte meine Kommilitonen auf, den Vortrag ohne mich zu beginnen: Es gälten für alle dieselben Regeln!
Dass ich alleinerziehende Mutter von drei kleinen Kindern war, dass sich mein Sohn just an diesem Morgen weinend auf dem Boden wälzte und partout nicht zur Schule gehen wollte – das interessierte die Dozentin nicht.
Ich suchte Rat bei der «Diversity-Stelle» meiner Hochschule. Eine emeritierte Psychologin erklärte mir: «So sind halt die Regeln bei uns. Vielleicht ist dies nicht die richtige Uni für Frauen wie Sie.» Dass Sie diesen Kommentar hier lesen können, verdanken wir meinem Vorgesetzten: Meine Kinder sind krank, und er hat mir für diese Woche ermöglicht, von zu Hause aus zu arbeiten.