In Samedan GR droht die Schliessung
Ein krankes Spital

Der Betrieb des Spitals in Samedan ist ab nächstem Frühling gefährdet. 350 Beschäftigte bangen um ihre Stelle, und in der medizinischen Versorgung drohen Lücken.
Publiziert: 19:10 Uhr
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Aktualisiert: 19:11 Uhr
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Das Spital in Samedan ist zum Notfall geworden.
Foto: ZVG

Darum gehts

  • Spital Oberengadin in finanzieller Not. Zukunft nach Wintersaison ungewiss
  • Gemeinden lehnen Übergangsfinanzierung ab, Nachlassverfahren wird vorbereitet
  • 350 Angestellte bangen um ihre Jobs
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Andreas SchmidInlandredaktor

Das Spital Oberengadin in Samedan ist das zweitgrösste in Graubünden nach dem Kantonsspital in Chur. Doch weil die elf beteiligten Gemeinden eine Übergangsfinanzierung von rund 50 Millionen Franken ablehnten, um Betriebsdefizite zu decken und Bankdarlehen zurückzuzahlen, ist das Samedaner Spital nun in Nöten. Wie es nach der Wintersaison weitergeht, ist ungewiss – ein Nachlassverfahren wird vorbereitet.

350 Angestellte zittern um ihren Job, die Gesundheitsversorgung im Tal muss nach der Ablehnung der Leistungsvereinbarung neu strukturiert werden. Bereits im vergangenen Frühling hat die Stimmbevölkerung im Oberengadin den Plan der Spital-Verantwortlichen durchkreuzt, der eine Integration ins Kantonsspital Graubünden in Chur vorsah.

Wie weiter?

Der Stiftungsrat des Spitals Samedan, der aus Vertretern der beteiligten Gemeinden besteht, muss nun schnell nach Lösungen für die Beschäftigten und die medizinischen Leistungen suchen. Gemeinsam mit der Klinik Gut in St. Moritz und dem Kantonsspital eruieren die Zuständigen, wie sie Angebote zusammenführen könnten. Doch es drohten künftig Lücken, gibt Nora Saratz Cazin, die Gemeindepräsidentin von Pontresina, zu bedenken.

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Saratz Cazin ist Vizepräsidentin des Stiftungsrats des Spitals Oberengadin und nennt als Beispiel die Geburtshilfe. Etwa 120 Kinder kämen pro Jahr in Samedan auf die Welt, die Abteilung sei defizitär. «Früher gab es weit mehr Geburten in Samedan, deshalb wächst das Minus stetig», sagt Saratz Cazin. Doch für die Region sei das Angebot wichtig. «Wenn es verschwinden würde, wäre das für die Einheimischen einschneidend.» Deshalb müssten sich die Gemeinden an einer speziellen Leistungsvereinbarung dafür finanziell beteiligen.

Weil einige Gemeinden gegen die pauschalen Deckungsbeiträge von 50 Millionen Franken für 2026 und 2027 stimmten – für eine Annahme hätten alle elf dafür sein müssen –, droht nun ein Abbau des Angebots.

Rettung vor dem Konkurs

Eine Nachlassstundung soll zumindest den Konkurs abwenden. «Die Gemeinden haben mit dem Nein die Zügel aus der Hand gegeben», sagt die Vizepräsidentin des Stiftungsrats. Der Kanton könne nicht zu Hilfe eilen, dafür fehle eine gesetzliche Grundlage. Saratz Cazin betont, der Betrieb des Spitals sei Aufgabe der Gemeinden.

In den letzten Jahren investierte das Spital in die Infrastruktur und unternahm erhebliche Anstrengungen, um Privatpatienten zu akquirieren. Die Ausgaben für die Renovation des Spitalgebäudes seien «unumgänglich» gewesen, betont Sheila Iseppi, Sprecherin der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin. Dass es nun so weit gekommen ist, begründet Iseppi damit, dass die Kosten für Personal und Infrastruktur gestiegen seien, die Behandlungstarife nicht kostendeckend sowie die Fallzahlen und die Auslastung zu tief seien. «Trotz Sparanstrengungen wächst das Betriebsdefizit des Spitals weiter», sagt Iseppi.

Unterschiedliche Voraussetzungen

Unweit des Spitals in Samedan halten sich die kleineren Krankenhäuser von Scuol und von Val Müstair schadloser. Das liege daran, dass das Spital Oberengadin ein breiteres Leistungsangebot, grossen Infrastrukturbedarf sowie hohe Fixkosten habe, sagt Iseppi. Kleinere Spitäler mit schlankeren Strukturen könnten freier wirtschaften. Zudem hätten sich die finanziellen Schwierigkeiten in Samedan über mehrere Jahre kumuliert – mit dem jetzigen Ende auf der Intensivstation.

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