Unglückspilot S. und seine Frau freuten sich auf ein neues Leben
«Sie sahen so glücklich aus»

Unglückspilot S.* (†60) und seine Frau (44) wollten ein neues Leben aufbauen. Sie freuten sich über den Umzug ins Tirol. Zwei Tage vor dem Flugzeugabsturz am Diavolezza-Joch lud der Bündner sie zu einem romantischen Mittagessen ein.
Publiziert: 06.08.2017 um 23:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:04 Uhr
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Der Absturz dieses Kleinflugzeuges am Diavolezza-Joch forderte drei Tote
Foto: News Pictures
Myrte Müller und Lea Gnos

Im Berggasthaus Albula Hospiz fühlten Pilot S.* (†60) und seine Frau (44) sich wie zu Hause. «Noch am Mittwoch waren die beiden bei mir zu Gast», erzählt Gian An­drea Laudenbacher. «Sie waren gut drauf und sahen so glücklich aus», sagt er.

Zwei Tage später, am Freitagmorgen gegen 9.30 Uhr, stürzt S. mit einer Piper PA-28 im Bündner Diavolezza-Gebiet ab. (BLICK berichtete). Er hinterlässt seine Ehefrau sowie zwei Söhne.

Der Zustand der schwer verletzten 17-Jährigen ist stabil

In der einmotorigen Absturzmaschine mit vier Plätzen sitzen drei Teenager vom Ferien­lager des Aero-Clubs. Sie stammen laut «Le Matin» alle aus der Westschweiz. Zwei Buben (†14) und S. sterben. Eine 17-Jährige wird schwer verletzt mit dem Helikopter ins Spital nach Chur geflogen. Ihr Zustand sei stabil, sagt Yves Burkhard, Leiter des Aero-Clubs der Schweiz.

Neun Jahre führten Absturzpilot S. und seine zweite Ehefrau selber den kleinen Gasthof zwischen dem Albulapass und La Punt Chamues-ch GR. S. arbeitete zusätzlich als Privat­skilehrer in St. Moritz GR.

Ende 2015 war dann Schluss mit dem Restaurant. Das Paar zog ins Tiroler Stans, die Heimat der Ehefrau. Dort lebten sie in einem Einfamilienhaus. Das Paar wollte am neuen Ort beruflich neu anfangen. S.' Frau fand bereits einen Job im Gastgewerbe.

S. galt als leidenschaftlicher Pilot

Doch seit Freitag ist nichts mehr, wie es war. Die Trauer ist gross. Man ist fassungslos. S. galt als leidenschaftlicher Pilot. «Ich hätte mich jederzeit zu ihm ins Flugzeug gesetzt», sagt Christian Gartmann, Sprecher der Motorfluggruppe Oberengadin zu BLICK.

Im Februar 2013 kommentiert S. im BLICK die Bruchlandung eines Flugschülers mit den Worten: «Kopf hoch, das kann passieren. Ist ja zum Glück nur Blechschaden.»

Die Cessna 152 blieb damals in Buttwil AG mit dem Fahrwerk nach oben im tiefen Schnee liegen. Dem Piloten (23), der unverletzt bleibt, sprach S. Mut zu: «Flieg weiter, das ist das schönste Hobby, das man sich vorstellen kann. Schneepisten sind halt immer etwas heikel.»

Vier Jahre später hat S. selber weniger Glück: Zehn Minuten nach dem Aufstieg zerschellt seine Piper auf 2900 Meter, unterhalb der vierten Stütze der Diavolezza-Bahn. Es ist sein letzter Flug.

* Name der Redaktion bekannt

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