Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur widmet sich dem Thema Nachhaltigkeit – und zeigt gleichzeitig auf Instagram ihren Professor, der gerne mal mit dem Flugzeug zum Unterricht pendelt. Das sorgt unter den Instagram-Nutzern zurzeit für Zündstoff.
Ein Nutzer schreibt: «Wow. Ein klassisches Beispiel von: Wasser predigen und Wein trinken.» Ein anderer witzelt: «Und dann schnell zum Mittagessen nach St. Moritz?»
«Pendeln ist per se nicht nachhaltig»
Am Steuer des Kleinflugzeugs sass Touristik-Experte Thorsten Merkle. Von seinem Zuhause in Visp pendelt er mehrmals wöchentlich quer durch die Schweiz nach Chur. Zum Frühlingsanfang gönnte sich der Professor einen Flug zur Arbeit.
Die Hochschule veröffentlichte daraufhin Aufnahmen vom Pendler-Flug auf Instagram und schrieb: «Ganz der Touristiker reist er bei gutem Wetter manchmal mit dem Flugzeug zur Arbeit.»
Der Professor verteidigt sich im Post: «Pendeln ist per se nicht nachhaltig», schreibt er. Zudem kompensiere er seine Hobby-Flüge damit, dass er kein Auto besitze. Und schaffe Arbeitsplätze, indem er das Kleinflugzeug betreibe.
HTW Chur zeigt Reue
Kompensieren muss der Professor ganz schön viel. Gemäss Angaben der Stiftung MyClimate gegenüber BLICK hat er mit einem solchen Flug im Kleinflugzeug insgesamt 80 bis 120 Kilogramm Kohlenstoffdioxid ausgestossen. Rückreise exklusive. Zum Vergleich: Mit dem Zug würde dieselbe Strecke nur 2,3 Kilogramm CO2-Emissionen verursachen.
Die HTW Chur räumt im Nachhinein ein, man würde den Beitrag so nicht mehr veröffentlichen. «In diesem Kontext würden wir das Thema Klimakompensation in den Vordergrund stellen», so Sprecherin Flurina Simeon zu BLICK. Mit der Nachhaltigkeitswoche habe der Post nichts zu tun, sei aber in diesem Zusammenhang «unglücklich gewählt».
«Normalerweise reise ich mit dem Zug»
Professor Merkle stellt gegenüber BLICK klar, dass er solche Flüge zur Arbeit nicht regelmässig mache. «Normalerweise reise ich mit dem Zug», erklärt er.
Ein Arbeitsweg mit der ÖV kostet ihn so fast vier Stunden – ein Flug hingegen nur eine. Merkle gibt aber lachend zu: «Aber ich musste mit dem Velo zum Flugplatz in Raron fahren und dann mit dem Zug vom Landeplatz in Bad Ragaz bis nach Chur. Der Zeitgewinn war also mässig.»
Zu den Instagram-Reaktionen sagt er: «Ich finde es gut, dass mein Flug Diskussionen ausgelöst hat. Nachhaltigkeit ist eine wichtige Debatte!»