Schüler aus Asien sollen das Hochalpine Institut Ftan GR retten
Bündner Elite-Schule wird International

Während Jahren darbte das Hochalpine Institut vor sich hin. Weil immer weniger Schweizer ihre Kinder ins Internat schicken, folgt jetzt der Angriff auf Asien. Der neuen Kundschaft winkt Schweizer Matura und ein Studium an Elite-Unis.
Publiziert: 01.08.2017 um 17:49 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:34 Uhr
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Chinesen herzlich willkommen: Verwaltungsratspräsident Jon Peer will das Hochalpine Institut von Ftan mit asiatischen Schülern füllen.
Foto: Andy Mettler
Marco Latzer

Es ist ruhig oberhalb von Ftan GR. Betten, Gänge und Klassenzimmer im Hochalpinen Institut (HIF) sind verwaist. Nicht nur weil gerade Sommerferien sind. In der 1793 gegründeten Schule drücken nur etwas mehr als 40 Schüler die Bänke – vor zehn Jahren waren es noch rund 230. Vor zwei Jahren stand das Institut deswegen gar vor der Pleite.

Wie Peer den Niedergang stoppen will

Dann wurde Jon Peer (50) Verwaltungsratspräsident und entwarf einen Sanierungsplan. «Das Institut wurde schlecht geführt», sagt er. «Natürlich gab es einen gewissen Wandel und mehr Konkurrenzangebote, aber ich führe die Probleme vor allem auf Missmanagement zurück.» Als die Schülerzahlen im abgelegenen Ftan zurückgingen, hatte niemand einen Plan B zur Hand, um das HIF finanziell über Wasser zu halten.

Bis jetzt. In den letzten zwei Jahren tüftelte Peer an einem Business-Plan – nun bläst er zum Angriff auf Asien. Peer: «Weil der Markt in der Schweiz zu klein ist, müssen wir uns international ausrichten!» Investoren schiessen dafür fünf Millionen Franken in das marode Institut ein. Eine Partnerfirma garantiert 20 asiatische, vorwiegend chinesische Internatsschüler pro Jahr! Das rechnet sich. Für ein Schuljahr müssen Eltern zwischen 50'000 und 75'000 Franken zahlen. «Die effektiven Kosten sind vom Betreuungsaufwand abhängig», sagt Peer.

100 Asiaten soll Ftan GR beleben

Die Jugendlichen sollen fünf Jahre in Ftan verbringen. So könnten dereinst bis zu 100 asiatische Schüler gleichzeitig im Institut leben. Der Zeitplan ist definiert: Im ersten Schuljahr wird vor allem Deutsch unterrichtet und ans Schweizer Schulsystem herangeführt, die restliche Zeit für die Matura gebüffelt. Ist diese geschafft, geht es weiter an die Elite-Unis. «Die ETH in Zürich und die HSG in St. Gallen geniessen Weltruhm. Das hervorragende Bildungssystem hierzulande spielt uns in die Karten», so Peer. 

Mit dem Abschluss im Gepäck dürften seine Schüler nach erfolgreichem Studienabschluss in ihren Heimatländern gefragte Leute sein. Jon Peer ist überzeugt, dass von diesem Geschäftsmodell alle profitieren. Er verspricht sich eine Wertschöpfung für die ganze Region: «Die Jugendlichen werden im Dorf konsumieren, ihre Eltern ihre Ferien hier verbringen. Dazu kann die Region Kontakte mit zukünftigen Topleuten knüpfen, die mit diesem Ort verbunden sind!»

Schon nächstes Jahr sollen die ersten asiatischen Schüler in Ftan eintreffen. Peers Ziel ist klar: «Wir wollen mindestens 200 Schüler bei uns haben.» Denn: Die Investoren wollen nicht nur die schweiz-asiatischen Verbindungen pflegen, sondern für ihr Geld auch Gewinne sehen. Und die gibts nur bei vollem Haus. 

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