Besorgt schweift Dieter Bogners (52) Blick über das Schneeparadies von St. Moritz GR. «Wir wollen keine Unfälle mehr. Deshalb ist das gefährliche Speed-Flying bei uns per sofort verboten», sagt der Marketingleiter der Bergbahnen Engadin St. Moritz Mountains AG.
Speed-Flying ist in Berggebieten der neuste Schrei. Die Risikosportart kombiniert Skifahren mit Fliegen: Auf Skis springen die Extremsportler Hänge und Berggipfel hinunter, mithilfe eines kleinen Gleitschirms fegen sie mit bis zu 100 km/h über den Schnee.
Tödlicher Unfall
Vergangenes Jahr im Februar kam es zum tödlichen Unfall. Ein 57-jähriger Speedflyer startete von der Corviglia aus und knallte aus 20 Metern Höhe auf die Skipiste. Er starb noch auf der Absturzstelle. «Er krachte mitten ins Kinderland einer Skischule in Salastrains», sagt Bogner. «Die Kinder mussten alles mit ansehen und waren traumatisiert.»
Bogner weiss, dass er sich mit dem Speed-Flying-Verbot bei Extremsportlern keine Freunde macht, er müsse aber die Skifahrer und Snowboarder schützen. «Wir haben in der Hochsaison über 120 000 Wintersportler pro Tag. Viele haben Angst, wenn Speedflyer über ihren Köpfen kreisen und im Affentempo auf der Skipiste landen.»
Sportart boomt
In der Schweiz gibt es bereits über 450 Speedflyer. «Diese Sportart wird immer bekannter, deshalb reagieren wir jetzt. Je mehr Leute sich am Berg bewegen, desto gefährlicher ist es», sagt Bogner.
Andri Huder (24) aus Pontresina betrieb im Skigebiet der Corviglia fast täglich Speed-Flying. Er wehrt sich gegen das Verbot. «Ich finde das einen Skandal und eine Diskriminierung!» Huder ist überzeugt, dass Speed-Flying kein grösseres Risiko birgt als Skifahren oder Autofahren. «Mit Autos passieren auch Unfälle, deswegen schliesst man die Autobahnen aber noch lange nicht», argumentiert der Bündner.