Interaktive Karten warnen Wanderer vor Muttertieren
Wo die wilden Kühe wohnen

Mutterkühe jagen Wanderer – eine gefährliche Sache in den letzten Jahren. Die Oberengadiner Älpler wollen dem entgegenwirken: Mit digitalen Karten.
Publiziert: 28.06.2016 um 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:00 Uhr
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Kuh-Attacke auf der Alp Au de Morge im Wallis: Im Juli 2012 wurde eine Wanderin von einer Herde angegriffen und schwer verletzt.
Foto: Leserreporter 8989

Es ist der 31. Juli 2015. Eine deutsche Touristin (77) aus Berlin spaziert auf einem Wanderweg oberhalb von Laax GR. Sie steigt durch eine Öffnung im Zaun, geht an den Kühen auf der Weide vorbei, will die Aussicht geniessen. Doch die Muttertiere werden aggressiv, wollen ihre Kälbchen schützen und greifen die Deutsche an. Sie wird bei der Attacke zu Tode getrampelt.

Standorte online abfragen

Für mehr Schutz vor möglichen Gefahren: Seit Kurzem können Wanderer auf der interaktiven Karte die Standorte der Mutterkuhherden abfragen.
Foto: Screenshot www.engadin.stmoritz.ch

Es war nicht der einzige Zwischenfall mit Kühen und Wanderern im vergangenen Jahr. Seit die Bauern ihre Tiere artgerechter halten und ihnen die Kälbchen nicht gleich nach der Geburt wegnehmen, kommt es zunehmend zu kritischen Situationen auf den Weiden. Die Mutterkühe verletzen sie teils schwer.

Die Oberengadiner Älpler starten deshalb ein Pilotprojekt, das weitere Unfälle verhindern soll. Auf der interaktiven Wanderkarte des Kantons können Wanderer seit kurzem die Standorte der Mutterkuhherden abfragen. 

Bisher wurden häufig benutzte Wanderwege nur ausgezäunt und die Gäste auf die Gefahren im Zusammenhang mit Kühen aufmerksam gemacht.

Im Herbst wird entschieden, wie es weitergeht

«Wir reagieren damit auf die zunehmende Nachfrage nach Informationen der Touristinnen und Touristen im Engadin», sagt Gian Clalüna, Mitinitiant des Projekt zum «Bündner Tagblatt». Begegnungen mit Mutterkühen beängstigten die Gäste – meist Familien mit Kleinkindern und Hund. Auf eine App verzichten die Initianten bisher. Das Projekt kostet 38'000 Franken. Zwei Drittel aller betroffenen Gemeinden sind bereits informiert, drei Dörfer haben noch nicht entschieden, ob sie mitmachen wollen. 

Im Herbst wertet Clanüla die Zugriffeszahlen auf die Map aus und bewertet den Erfolg des Projekts. Dann könnte das Beispiel aus dem Engadin auch in anderen Regionen Schule machen. (stj)

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