Er gehört dem Ex-HC-Davos-Präsidenten
Hund reisst mitten im Quartier ein Reh

Schlimme Szenen in Davos-Clavadel: Ein Hund jagt ein Reh durch die Strassen, ehe er es tötet. Anwohner sind aber auch geschockt über die Reaktion des Herrchens, Tarzisius Caviezel. Er soll seinen Hund übel geschlagen haben. Caviezel bestreitet das vehement.
Publiziert: 06.02.2019 um 18:37 Uhr
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Der Schweisshund gehört Tarzisius Caviezel, Ex-HC-Davos-Präsident und Landammann.
Foto: SAMUEL TRUEMPY PHOTOGRAPHY
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Flavio Paolo RazzinoHead of Digital RMS

Samstagmorgen, 2. Februar. Ein Reh hetzt durch die Strassen von Davos-Clavadel GR. Dem verängstigten Tier dicht auf den Fersen: ein Schweisshund, fuchsteufelswild, nicht angeleint. Das Reh flüchtet in den Garten einer Familie. Die Kinder im Haus stürmen ans Fenster. «Sie hatten Freude, das herzige Reh im Garten zu sehen», erzählt die Mutter.

Doch dann merkte sie, dass etwas nicht stimmte. «Der Hund kam von hinten angerannt. Extrem aggressiv.» Sie sei dann aus dem Haus gerannt. Schreiend, um den Hund zu vertreiben. 

Hund gehört dem Davoser Landammann

«Er jagte dem Reh aber weiter nach, die Strasse runter», sagt auch eine weitere Augenzeugin, die im gleichen Quartier wohnt. Was beide zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Der Hund gehört Landammann Tarzisius Caviezel (64). Ihr Nachbar. Ex-HC-Davos-Präsident. Vorstandsmitglied des Jägerverbands Jagd Schweiz. 

Weiter unten, nahe dem Reha-Zentrum, bricht das Reh schliesslich erschöpft zusammen. Caviezels Schweisshund stürzt sich sofort auf das Tier. «Als ich dazugekommen bin, war der Schnee rund um das Tier schon blutgefärbt», sagt die Mutter.

Dem Reh habe der Wedel gefehlt, und auch die Flanke sei aufgerissen gewesen. «Ich habe versucht, den Hund mit einem Skistock zu vertreiben», sagt sie. Erst dann stiess Caviezel dazu, in Begleitung eines zweiten Hundes. Laut Augenzeugin war auch dieser Hund nicht angeleint. 

Caviezel soll seinen Hund geschlagen haben

«Ganz schlimm war dann, als meine Kinder und ich zuschauen mussten, wie Caviezel seinen Hund zur Strafe mehrfach übel getreten und geschlagen hat», sagt die Mutter. Er habe zudem das Reh genommen und es über die Leitplanke der Strasse gelegt. «Er versuchte offensichtlich, dem Tier das Genick zu brechen», erzählt sie.

Ihre Aussage bestätigen weitere Augenzeugen, die vor Ort das Geschehen mitverfolgen konnten. Unter anderem musste wegen des Vorfalls ein Postauto anhalten.

«Wieso soll ich das tun?»

Gegenüber BLICK bestätigt der Davoser Landammann zwar, dass sein Hund einem Reh nachgehetzt ist. «Ich bedaure den Vorfall sehr – aber das Reh war verletzt. Mein Hund tat nur, wofür er ausgebildet wurde», so Caviezel. Ihm sei sein Jagdhund abgehauen, als er ihn an die kurze Leine nehmen wollte.

Und er bestreitet vehement, dass er seinen Hund geschlagen habe. «Wieso sollte ich das tun? Er hat ja an sich nichts Falsches gemacht. Der einzige Fehler war, dass er für das Nachjagen des Rehs keinen Befehl bekommen hatte», so Caviezel. Auch streitet er ab, dass sein zweiter Hund nicht angeleint war.

Trotz unabhängiger Aussagen mehrerer Augenzeugen bleibt Caviezel bei seiner Version. «Es ist unglaublich, was hier zusammenfantasiert wird. Ich kann mir das nicht erklären», sagt er zu BLICK.

Fall liegt beim Amt für Jagd und Fischerei

Die Kantonspolizei Graubünden hat Kenntnis vom Vorfall am Samstag. Zuständig sei aber das Amt für Jagd und Fischerei. «Die Polizei hat nichts damit zu tun», sagt ein Mediensprecher zu BLICK. Der Wildhüter, der in solchen Fällen gerufen werden muss, wollte sich gegenüber BLICK aber nicht zum Vorfall äussern.

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