Ein Unterländer steht in Tujetsch GR zur Wahl
Ein Feriengast als Gemeinde-Präsident?

Keiner der Einheimischen will in Tujetsch GR (Hauptort Sedrun) Gemeindepräsident werden. Jetzt soll ein Feriengast den Job übernehmen.
Publiziert: 14.01.2015 um 19:48 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:20 Uhr
Der westlichste Teil der Bündnerlandes: Die Talschaft Tujetsch mit dem Hauptort Sedrun.
Foto: Screenshot Webcam

Beat Roeschlin (59) – Ex-CEO des Inseratevermittlers Publicitas – ist Kandidat für das Gemeindepräsidium in der Talschaft Tujetsch. Am 8. März stellt er sich in der Surselva zur Wahl.

Der Manager spricht kein Romanisch, er ist auch nicht Hausbesitzer im Tujetsch. Er mietet aber seit acht Jahren in Rueras, einer der acht Gemeinde-Fraktionen, eine Ferienwohnung.

Die Gemeinde hatte die Stelle ausgeschrieben, nachdem der Vorgänger abgewählt worden war und keiner der angefragten Einheimischen sich für den Job erwärmen konnte. Auch die Zweitwohnungsbesitzer wurden in einem Brief angefragt.

Feriengast Roeschlin hatte Interesse: Eine Headhunterfirma erkor den im zugerischen Walchwil wohnhaften Manager zusammen mit einem anderen Mann zum offiziellen Kandidaten, sein Konkurrent machte dann allerdings einen Rückzieher.

Roeschlin muss nun seinen Hauptwohnsitz ins Bündnerland verlegen. Die höheren Steuern nimmt er in Kauf. In den 50-Prozent-Job wolle er sich «zu 100 Prozent reinknien» – drei Tage lang in den Bergen, den Rest der Zeit im Unterland, wie er dem «Tages-Anzeiger» sagte.

Die Gemeinde brauche eine Vision, sagt er. Ein langfristiges Projekt, das ihm vorschwebt: ein Tunnel nach Göschenen. Tujetsch müsse auch im Winter von Westen her erschlossen sein.

Röschlins erstes Ziel sei aber: Romanisch lernen! Denn sollte er gewählt werden, müssten die Gemeinderatssitzung erstmals auf Deutsch abgehalten werden. (bih)

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