Auf dem Engadiner Airport herrscht «business as usual». Nichts erinnert an das tragische Unglück vom 1. August (BLICK berichtete). Keine Blumen, keine Abschiedsgrüsse an Todesopfer André P.*, der an der Landebahn sein Leben verlor.
Die Ruhe am Flughafen Samedan GR täuscht. «Wir sind erschüttert. Doch der Betrieb muss ja weitergehen», sagt Sprecher Andrea Parolini.
Sonntag. Nationalfeiertag. Windstille. Klarer Himmel. Sonne. Ideale Bedingungen für die 21. Modellflugschau in Samedan. Zu Hunderten strömen die Leute aufs Flughafengelände. Auch André P. ist dabei. Der Banker aus Urdorf ZH weilt zurzeit mit seiner Familie im Ferienhaus in St. Moritz, freut sich auf die Schau.
Die ersten Modellflieger starten, ziehen weite Bögen. Gegen 11.30 Uhr steigt ein Grossmodell auf. Eine gelbe Propeller-Maschine des Typs AT 6 Texan. Drei Meter Flügelspannbreite. 30 Kilo schwer. Der Pilot ist stolz. Er lässt sein Modell über die Zuschauer kreisen. Tödlicher Leichtsinn?
Plötzlich spukt der Motor. Ein technischer Defekt? Die AT 6 kommt ins Trudeln. Der Pilot hat seinen Modellflieger nicht mehr im Griff. Das Flugzeug rast mit 70 Sachen in die Zuschauerreihen. Trifft den 45-jährigen Banker am Kopf. Der Propeller zerschneidet André P. das Gesicht und den Hals – vor den Augen der entsetzten Ehefrau (47) und der beiden Töchter (7 und 5).
Die Menschen schreien, laufen auseinander. Als die Rettungsmannschaften eintreffen, ist der Familienvater bereits tot.
Das Care-Team Grischun kümmert sich um die Familie des Opfers, betreut den Todespiloten psychologisch. «Auch er steht unter Schock», sagt der Sprecher des Veranstalters, Thomas Brütsch, «er ist ein Veteran im Modellflug. Er baut und fliegt seit Jahrzehnten. Er weiss nicht, wie das geschehen konnte.»
Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.
In Urdorf sind die Nachbarn schockiert. «Die Familie lebt eher zurückgezogen. Die beiden Mädchen sind fröhlich, sie spielen oft draussen», sagt ein Anwohner.
André P. wohnte seit 16 Jahren in der Eigentums-Maisonette in Urdorf. Er arbeitete in einer UBS-Filiale in Zürich. «Er ging oft mit dem Velo zur Arbeit», weiss ein Nachbar.
Jacqueline P.* und ihre Töchter sind bis gestern noch nicht heimgekehrt. Zu gross ist der Schmerz über den Tod vom Ehemann und Papi.
* Name bekannt