Der Berg zerdrückt den Car, als wäre der ein Spielzeugauto: Gestern Nachmittag fährt der Deutsche Alfred G.* (57) mit einem leeren Reisebus auf der H27 im Unterengadin Richtung Livigno (I).
Dort will der Chauffeur übernachten. Um heute mit Touristen zurückzufahren, nach Kornwestheim bei Stuttgart (D).
Doch dann kommt der Erdrutsch. Eine Lawine aus Felsbrocken, Geröll, Bäumen und Erdmasse stürzt vom Hang über der Strasse von Pfunds im Tirol (A) nach Schuls GR.
Der Hang schiesst durch den Car
Im Unterengadin, zwischen Martina und Vinadi, unmittelbar nach einer Galerie, schiesst der Hang durch den vorderen Teil des Cars. Reisst ihn über die Strassenkante hinaus.
Alfred G. wird aus dem Bus geschleudert. Er ist sofort tot. Ein Auto, das hinter dem Car herfährt, wird ebenfalls beschädigt. Die Lenkerin bleibt unverletzt. Zehn Ambulanzen rücken aus, sechs davon aus Österreich. Sechs Heli starten unverzüglich.
Kapo-Sprecher Daniel Zinsli sprach von «enormem Pech», das Alfred G. gehabt habe: Eine dermassen unglückliche Konstellation, dass der Erdrutsch genau in dem Moment passiere, als der Car vorbeifährt, sei «kaum vorstellbar.»
«Zuerst gingen wir von einem vollbesetzten Bus aus. Wir rechneten mit dem Schlimmsten und schickten vier Helikopter los», sagt Harald Lasser vom österreichischen Verkehrsklub ÖAMTC in Wien. «Natürlich haben wir Glück gehabt, dass der Bus bis auf Alfred leer war», sagt Holger Hönes, Geschäftsführer des betroffenen Busunternehmens. «Aber das eine Opfer schmerzt uns besonders. Alfred war ein erfahrener Fahrer, ein guter Mitarbeiter. Er hat keine Fehler gemacht. Besonders bitter ist es für seine Ehefrau. Sie haben erst am 11. November geheiratet.»