Wer ein Zimmer im Hotel Villa Silvana in Vulpera GR buchen möchte, findet auf der Homepage folgenden Hinweis: «In unserem Betrieb wurden die Covid-19-Massnahmen eingestellt, da es für uns so wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist.»
Auch auf Facebook verkündet das Unterengadiner Hotel die Änderungen. Die Verantwortlichen geben an, sich «im Bereich Unterstützung und Entschädigung vom Kanton nicht mehr an der Nase rumführen lassen wollen». Den Angaben zufolge wartet man seit drei Monaten auf die Kurzarbeitsentschädigung.
Nur Antigentest beim Einchecken
Der Gastgeber des Hotels bestätigt Blick am Telefon: «Seit Montag haben wir die Regelungen aufgehoben. Da wir keine finanzielle Unterstützung bekommen, interessieren uns die Massnahmen auch nicht.»
Weiter sagt er: «Ich bin ein Souverän und selbstständig. Ein Kanton kann nicht über mich bestimmen. Wenn wir das Geld bekommen hätten, hätten wir uns auch gefügt und die Massnahmen beibehalten.»
Nun müssten seine Gäste weder die Maske tragen noch ein Zertifikat für das Restaurant vorweisen. Lediglich einen negativen Antigentest möchte er vor dem Einchecken sehen, sagt er. Auf Facebook bekommt er viel Zuspruch und gibt auch an, dass die Buchungen wieder zugenommen hätten.
Polizei wollte kontrollieren, aber keiner war da
Mit seiner Aktion verstösst er allerdings gegen die geltenden Massnahmen der Covid-19-Verordnung. Doch vor den Konsequenzen fürchte er sich nicht. «Eine Busse würde sofort im Altpapier landen. Wenn sie den Laden schliessen, dann machen wir einen religiösen Verein daraus.»
Die Gemeinde Scuol, zu der Vulpera gehört, hatte bei der Kantonspolizei Graubünden bereits ein Amtshilfegesuch gestellt, wie Kapo-Sprecherin Anita Senti gegenüber Blick bestätigt. Am Mittwoch seien Beamte vor Ort gewesen, um den Sachverhalt zu klären. «Die Polizei konnte den Geschäftsführer aber nicht erreichen. Das Hotel war zu diesem Zeitpunkt geschlossen», sagt sie. Die Kontrolle sei demnach noch ausstehend. «Wenn sich der Vorwurf erhärtet, würden wir das der Gemeinde melden.»
Gemeindepräsident Christian Fanzun sagt auf Blick-Anfrage: «Unsere Grundhaltung ist, dass wird die vom Bund und Kanton erlassenen Massnahmen und Empfehlungen unterstützen.»
Restaurant-Zutrittsverbot für externe Gäste
Offenbar hatte der Besitzer des Hotels bereits im Herbst seinen Unmut gegen die Corona-Massnahmen geäussert. Ein Blick-Leser, der im Oktober vor Ort war, erzählt, dass externe Gäste damals im Restaurant unerwünscht gewesen seien.
An der Tür habe ein Zettel gehangen, auf dem in holprigem Deutsch stand: «Betreffend Covid-Zertifikat sehen wir uns gezwungen, dass wir es so nicht akzeptieren können, und eine gesellschaftliche Spaltung unterstützen wir deshalb aus diesem Grund nicht». Für alle externen Gäste gelte darum ein Zutrittsverbot. Da «jeder Gast das Covid-Virus übertragen» könne. Die Besucher würden aber im Take-Away bedient werden. (man)