Kevin Bütler (17) lernt Polymechaniker, er ist im zweiten Lehrjahr. Dafür fährt er jeden Tag von St. Peter-Molinis GR nach Bonaduz GR – bisher kein Problem. Seit dem Fahrplanwechsel von Mitte Dezember schafft er es von seinem Wohnort aber nicht mehr pünktlich zur Arbeit. Der früheste Zug wurde nämlich gestrichen, jetzt fährt der erste eine Stunde später, um 6.17 Uhr.
Bütlers einzige Möglichkeit, um rechtzeitig zum Lehrbetrieb zu kommen: «Ich muss um 4 Uhr aufstehen und eineinhalb Kilometer ins Nachbardorf zur nächsten Bushaltestelle laufen», sagt er zu BLICK. Dort fahre der Bus um 5.15 Uhr.
Damit er das schafft, muss Bütler 45 Minuten früher aufstehen als bisher. Dazu gehört auch ein Fussmarsch von 30 Minuten, eine steile Strasse hinab. St. Peter liegt auf 1200 Metern Höhe, im Winter liegt dort schnell Schnee. Bislang musste er nur rund 300 Meter bis zum Bahnhof laufen.
Schneeräumung erst um 6 Uhr
Wie er die Strecke bei Schnee zurücklegen soll, weiss Bütler noch nicht. «Im Winter ist es hier eiskalt und wenn ich laufe, bin ich total durchnässt – komme mit nasser Arbeitskleidung im Lehrbetrieb an», sagt er. Auch das Töffli kann er nicht nehmen. Denn die Schneeräumung fängt erst um etwa 6 Uhr an. «Wenn man hier oben wohnt, ist man einfach benachteiligt», sagt Bütler enttäuscht.
Er ging eigentlich davon aus, dass sich die Verbindungen nach dem Fahrplanwechsel verbessern werden – doch das Gegenteil sei der Fall. «Wenn ich den frühsten Zug nehme, komme ich 15 Minuten zu spät zur Arbeit», sagt er.
Bütlers Chef müsse aufgrund der speziellen Situation nun ein Auge zudrücken. Er darf ausnahmsweise zu spät anfangen – die Verspätung ist für den Lehrling aber trotzdem ärgerlich: Sie bedeutet für ihn nämlich, dass er dafür am Abend länger im Betrieb bleiben muss.
Zug durch Bus ersetzt
Bei der Rhätischen Bahn, die die Strecke betreibt, heisst es: «Die Verbindung ist nicht weggefallen, sondern wird seit dem Fahrplanwechsel aus wirtschaftlichen Gründen als Bahnersatzbus geführt.» Der Bahnersatzbus halte an den gemäss Fahrplan definierten Postautohaltestellen.
Gemeint ist damit der Bus, den Bütler jetzt ohnehin schon nimmt. Für den Bündner also kein Trost.