Biondo aus dem Puschlav
Warum ist unser Braunbär blond?

Die Bilder vom Bernina-Pass sind sensationell. Und etwas sticht beim Puschlaver Bären besonders ins Auge.
Publiziert: 17.05.2015 um 13:04 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:34 Uhr
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Rückzug: Der Bär verschwindet im nahen Bergwald.
Foto: Valerio Vecellio
Von Joel Weibel

Ein bisschen sieht er aus wie ein Panda. Dunkelbraunes Fell an den Ohren, helles Fell im Gesicht: Das ist der Bär, den Hobbyfotograf Valerio Vecellio (23) am Donnerstag das erste Mal im Puschlav fotografierte.

Warum hat der Bär so helles Fell? Ist es sein Winterfell? Andreas Ryser von der Schweizerischen Raubtierforschungsstelle Kora weiss es besser: «Es handelt sich hier um einen blonden Braunbären.» Braunbären müssten nicht zwingend dunkel sein. «Es gibt unterschiedliche Farbvarianten.»

Biondo (ital. für blond), der neue Bär im Puschlav, ist das beste Beispiel. Er hat auf seinem Rücken zwei braune Flecken, auch seine Pfoten sind braun, wie man auf den Bildern sehen kann. Damit unterscheidet er sich im Aussehen deutlich von seinen Vorgängern in der Schweiz, dem Problembären M13, der 2013 erschossen wurde, und M25, der zuletzt im März bei Zernez GR gesichtet wurde. Sie hatten ein einheitlich dunkelbraunes Fell. Eines aber hat Biondo mit Problembär M13 gemeinsam: Er scheint nicht schüchtern zu sein.

Valerio Vecellio schoss die Bilder aus einer Distanz von rund 30 Metern. Dass der Fotograf ihm so nahekommen konnte, überrascht Bärenexperte Andreas Ryser nicht: «Junge Bären sind nicht so scheu.» Erst nach der Pubertät würden sie wieder etwas zurückhaltender. Ob der blonde Bär zum Problemtier wird, hängt deshalb auch von den Menschen ab: «Wenn jetzt alle hingehen, um den Bären zu fotografieren, besteht die Gefahr, dass er sich an Menschen gewöhnt.»

Aber vielleicht entwischt er den Hobbyfotografen auch. Die Jungbären, die wie er aus Italien kommen, legen enorme Distanzen zurück, gehen hoch oben über die Alpen und suchen sich ihr Revier. Biondo könnte auch nur auf Stippvisite in der Schweiz sein – und bald wieder ins Trentino abwandern. In Erinnerung bleiben wird er uns aber allemal – als der erste blonde Braunbär.

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