Das Engadin ist für Bären tödlich, besonders die Gleise. Freitagnacht erfasst ein Zug der Rhätischen Bahn (RhB) einen Jungbären, der zwischen S-chanf und Zernez auf dem Gleis steht. Das Jungtier ist auf der Stelle tot. Es könnte sich um Bär M32 handeln.
Mehr Glück hatte Bär M13 im Mai 2012. Er überlebte einen Zusammenstoss mit dem RhB-Zug, der von Scuol nach Klosters fuhr.
Der Unterländer fragt sich: Wieso läuft der Bär ausgerechnet vor den Zug? Ist das Engadin nicht gross genug für Zug und Bär?
«Das ist schon ein ziemlicher Zufall», sagt der Bündner Jagdinspektor Georg Brosi zu BLICK.
Er liefert aber auch eine Erklärung nach, wieso es doch nicht so ungewöhnlich ist, dass der Bär auf den Gleisen steht.
«Der Bär sucht sich Wege, um möglichst bequem von einem Ort zum anderen zu kommen», erklärt Brosi. Und die Gleise seien schön flach und böten dem Bären unbeschwerliches Vorwärtskommen.
Dass nur selten ein Zug der RhB fahre, mache die Sache nicht ungefährlicher. Im Gegenteil: «Wenn öfters ein Zug käme, würden sich die Tiere daran gewöhnen und ihr Verhalten ändern.» So aber sind sich die Tiere gewohnt, dass normalerweise kein Zug fährt.
Deshalb kommt es auf dem Netz der Rhätischen Bahn jährlich zu rund 200 Wildunfällen. Dass es diesmal einen Bären erwischt hat, ist für RhB-Sprecherin Yvonne Dünser ein «schlimmer und blöder Zufall».
Für RhB-Lokführer gehöre Wild auf dem Gleis zum Alltag und sei bereits in der Ausbildung ein Thema. Laut Dünser wissen sie genau, wo es Wildwechsel gibt. Vor allem in den Abendstunden fahren sie langsamer und aufmerksamer und haben einen erhöhte Bremsbereitschaft.
Aber: «Der Zug fährt 60 km/h. Da hat der Lokführer keine Chance», sagt Dünser.
Jagdaufseher Brosi findet, dass man damit leben muss, dass die grösste Gefahr für einen Bären der Verkehr ist. Auch in den dünnbesiedelten Bündner Bergen. «Das Engadin ist keineswegs eine Wildnis», meint Brosi.