Darum gehts
- Generation Z bevorzugt geteilte Speisen und zelebriert gemeinsames Essen
- Snackification-Trend: Kleine Gerichte statt Hauptmahlzeiten für vielfältiges Essen
- Beim geselligen Essen verbindet man sich über geteilte Werte
Hummus, Falafel, Baba Ghanoush, Taboulé und Köfte – garniert mit Kräutern und Granatapfelkernen. Dazu Fladenbrot zum Dippen. So könnte ein typischer Tisch mit Mezze aussehen – kleinen Gerichten oder Vorspeisen mit persischem Ursprung, die beim Teilen genossen werden.
Individuell zusammengestellte Speisen und das Zelebrieren des gemeinsamen Essens – dieser Trend setzt sich bei der Generation Z durch, wenn es ins Restaurant oder ums Essen unter Freunden geht. Im Mittelpunkt steht auch ein bewusster Konsum. Snacks und To-go-Gerichte sind beliebt. Sie sind klein oder lassen sich unterwegs gut einbinden.
Probieren, um nichts zu verpassen
«Dieser Trend wird als Snackification bezeichnet», sagt Ernährungswissenschaftlerin Christine Brombach (62) von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zu Blick. Snacks statt Hauptmahlzeiten – das Ziel: möglichst vielschichtig zu essen. Die Generation Z werde dabei von einer besonderen Motivation angetrieben: der «Fear of missing out» (Fomo), also der Angst, etwas zu verpassen. «Schliesslich kann ich nicht alles essen. Aber ich kann mich durchprobieren», zeigt die Expertin.
Ein weiterer Antrieb sei die Abgrenzung von den älteren Generationen: «Generation Z setzt andere Massstäbe. Statt Konventionalität will man über das Teilen von Speisen ein Gefühl der Augenhöhe erreichen. Alle sind auf dem gleichen Level und helfen sich beim Teilen.» Geteilt werden auch die Kosten im Restaurant. Die Expertin verdeutlicht: «Das ist natürlich ein weiterer Faktor für den Trend. Kleinere Gerichte kosten weniger, und wenn alle etwas für das gemeinsame Essen beisteuern, kommt auch jeder zum Zug.»
Gemeinsam geteilte Werte
Der Trend der «Snackification» passe sich auch an den Lebensstil der Gen Z an: «Am Wochenende wird mit Freunden gern aufwendiger gekocht, doch unter der Woche soll es oft schnell gehen. Snacks und To-go-Gerichte passen zum busy Lifestyle der Generation Z. Meist wird auf Ausgewogenheit geachtet.»
Wie intensiv sich mit einem bewussten Ernährungsstil auseinandergesetzt werde, sei individuell. Die Expertin erklärt weiter: «Verschiedene Studien zeigen, dass sich in die Ernährungsweise durchaus Gender-Themen einschreiben. Esse ich eher Bowls oder Burger oder etwas anderes Warmes? Auch die Fragen, wo und mit wem ich esse, sind zentral.»
Das gemeinsame Essen verbindet. «Beim Essen mit den Freunden entsteht eine Community. Hier treffen bestimmte Lifestyles aufeinander. Beispielsweise wenn sich in der Gruppe alle mit ethischer Ernährung auseinandersetzen, teilt man während des Essens auch die gemeinsamen Werte», beschreibt Brombach das Gemeinschaftsgefühl.
Gen Z sucht soziale Momente
Auch die sozialen Medien spielen hier eine tragende Rolle. Die Expertin verdeutlicht: «Ein sehr grosser Teil der Reels oder Fotos zeigt Essen. Besonders geteilte Mahlzeiten in vielen kleinen Schüsseln präsentieren im Vergleich zur alleinstehenden Bowl eine bunte und ästhetische Vielfalt.» Das gemeinsame Essen werde über Social Media geteilt und zum sozialen Statussymbol.
Generell beobachtet die Expertin eine Zunahme des Teilens von Speisen und eine damit verbundene Teilnahme an sozialen Situationen. Die Generation Z sieht sie dafür besonders prädestiniert: «Die Gen Z wurde während der Corona-Pandemie in einer entscheidenden Phase getroffen. An der Schwelle zum Erwachsenwerden mussten sie zu Hause bleiben, der Kontakt mit Gleichaltrigen fehlte.» Über das Teilen gemeinsamer Speisen könnten die sozialen Beziehungen nun wieder nachgeholt werden.