«Ich weiss nicht, wo sein Menschenverstand geblieben ist»
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Interview von Februar 2023:Mutter von Avi Motola erklärt, wieso sie ihn angezeigt hat

Erster Ukraine-Söldner vor Gericht
Schaffhauser Sniper kämpfte gegen Russen – Anklage!

Der Schaffhauser Scharfschütze Avi Motola kämpfte in der Ukraine gegen die Russen. Jetzt muss er vor Gericht antraben – ob er auftaucht, ist ungewiss.
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Ukraine-Söldner Avi Motola aus Schaffhausen.
Foto: Zvg

Darum gehts

  • Der Schaffhauser Sniper Avi Motola muss als erster Schweizer Ukraine-Söldner vor Gericht
  • Der Schaffhauser lebt derzeit in Israel – bleibt er dem Prozess fern?
  • Militärjustiz ermittelt gegen 15 weitere mutmassliche Schweizer Ukraine-Kämpfer
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Avi Motola (49): Held, Gangster oder Blender? Zwei Jahre soll der Schaffhauser in der Ukraine gekämpft haben – jetzt macht ihm die Militärjustiz den Prozess. Am Donnerstag steht er als erster Schweizer Ukraine-Söldner vor Gericht.

Für die Ermittler ist der Fall klar: Motola hat in einer fremden Armee gedient und sich dadurch strafbar gemacht. Laut Anklageschrift kämpfte er im Zeitraum von Februar 2022 bis mindestens Ende 2024 in der Internationalen Legion zur Verteidigung der Ukraine.

Die «Geister von Bachmut»

Um den Einsatz des Schaffhausers ranken sich zahlreiche Erzählungen, die teils von russischer Propaganda beeinflusst sind. Motola soll bei den «Geistern von Bachmut» gekämpft haben, einer inoffiziellen Gruppe von Scharfschützen, die in der Schlacht um die ostukrainische Stadt Bachmut mehrere Hundert Soldaten der russischen Wagner-Gruppe erschossen haben sollen.

Ein Gericht in der von Moskau besetzten Region Donezk verurteilte den Schaffhauser Sniper in Abwesenheit zu 14 Jahren Haft in einem Straflager. Laut russischen Quellen werden ihm Beteiligung an einem Völkermord an Russen und Plünderungen vorgeworfen.

Kriminelle Vergangenheit

Am Donnerstag muss Motola nun vor dem Militärgericht antraben. Der Prozess findet am Bezirksgericht Meilen ZH statt. Wegen Leistens fremden Militärdiensts droht ihm eine Geldstrafe oder gar Gefängnis – ein Ort, den er bestens kennt. Der Schaffhauser sass mehrere Jahre in Haft, unter anderem im Zürcher Gefängnis Pöschwies.

Das Vorstrafenregister des Ukraine-Kämpfers ist lang: Körperverletzung, Diebstähle, Betrügereien. Gegenüber Blick sagte seine Mutter: «Er war auffällig. Ab der 1. Klasse wurde ich in einer Woche viermal in die Schule zitiert.» Ihr Sohn habe auch sie selbst bedroht: «Er hielt mir in der Küche ein Messer an den Bauch.» An den militärischen Aktivitäten ihres Sohnes hat die Mutter Zweifel: «Avi hatte immer ein grosses Maul.»

Beinahe wurde der Schaffhauser verwahrt. Da er an schweren psychischen Problemen litt, wurde seine Strafe für eine stationäre psychiatrische Therapie aufgeschoben, im Volksmund auch «kleine Verwahrung» genannt.

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«Das Einzige, was ich gut kann, ist kämpfen»

Ob es am nächsten Donnerstag zu einer Verurteilung kommt, ist unklar. Hinweise deuten darauf hin, dass Avi Motola dem Prozess fernbleibt. CH Media hat den Schaffhauser kürzlich in Tel Aviv aufgespürt. Motola besitzt die israelische Staatsbürgerschaft und spricht fliessend Hebräisch.

Es gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung. Allerdings machte Motola nie ein Geheimnis aus seinen Kampfeinsätzen in der Ukraine. «Wenn ein Land, ein Volk ohne eigenes Verschulden vom viel grösseren Nachbarn angegriffen wird, muss man Hilfe leisten», sagte er gegenüber CH Media. «Das Einzige, was ich gut kann, ist kämpfen.»

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Die reiche Schweiz soll sich laut Motola schämen, dass sie den Verteidigern nicht mehr unter die Arme greife. Unser Land habe einfach Angst vor Russland und vor wirtschaftlichen Nachteilen: «Wir sind ein Volk von Feiglingen.»

Was, wenn er nicht auftaucht?

Gegenüber Blick wollten weder der Angeklagte noch seine Verteidigerin Stellung nehmen. Taucht der Angeklagte am Donnerstag nicht auf, kann der Gerichtspräsident ein sogenanntes Abwesenheitsverfahren anordnen. Dann wird der Prozess durchgeführt, auch wenn Motola nicht dabei ist. Bei einer Verurteilung in Abwesenheit stellt sich allerdings die Frage nach dem rechtlichen Gehör. Motola muss sich verteidigen können.

So oder so dürfte der Prozess gegen den Schaffhauser Strahlkraft haben. Es ist das erste Mal, dass die Militärjustiz einen Schweizer Ukraine-Söldner anklagt. Andere dürften folgen: Es laufen Ermittlungen gegen 15 weitere mutmassliche Kämpfer.

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