Er ging im Lag da Claus in Sedrun GR schwimmen – und kehrte nicht mehr zurück. Polizeitaucher fanden vergangenen Mittwoch den Kongolesen Hornice M.* (†20) wenig später leblos im Wasser (BLICK berichtete). Im Caumasee bei Flims ertrank am Samstagmittag ein 25-jähriger Filipino, Ende Juni starb ein Sudanese (†25) im Hallwilersee.
Über drei Viertel der Badetoten waren männlich
Die Zahlen sind eindeutig: 2015 waren über drei Viertel der Badetoten männlich – häufig sind Asylsuchende und Touristen unter den Verstorbenen. Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG reagierte vergangenes Jahr auf diesen Entwicklung und übersetzte die Bade- und Flussregeln auf mehrere Sprachen.
Neu sind die Bade- und Flussregeln in Arabisch, Tamil, Englisch, Serbokroatisch, Portugiesisch, Tigrinya und Somalisch erhältlich. «Es ist schwierig die Wirksamkeit von Prävention zu messen», sagt Philipp Binaghi, Mediensprecher der SLRG. «Doch durch diese Massnahme besteht zumindest die Chance, dass wir damit Leben retten.»
Nicht nur sprachliche Übersetzung
Dabei arbeitete die Organisation mit dem Staatssekretariat für Migration zusammen (SEM). «Wir übersetzten die Regeln nicht nur rein sprachlich, sondern auch kulturell», sagt Binaghi. Damit sollen die Tipps für alle möglichst verständlich sein. Die übersetzten Regeln werden den Asylzentren zur Verfügung gestellt und stehen als Download zur Verfügung. Spezifische Schwimmkurse für Migranten seien nicht in Planung.
Auch das Hallenbad Altstetten ZH ergriff eine präventive Massnahme. Bis zu sieben Mal am Tag musste der Bademeister Flüchtlinge vom nahegelegenen Asylzentrum Juchhof aus dem Wasser retten. Seit Anfang Jahr unterstützt ihn nun ein «Flüchtlings-Bademeister» (BLICK berichtete). Dieser spricht Arabisch und Englisch. Schon an der Kasse bringt er bei den Flüchtlingen in Erfahrung, ob sie schwimmen können. Er berät sie und begleitet die Nichtschwimmer ins Anfängerbecken.
Verständnis für Wasser ist unterschiedlich
Die vielen Ertrinkungsfälle bei Asylbewerbern und Ausländern seien auf unterschiedliche Gründe zurückzuführen. «Diese sind abhängig davon, wie das kulturelle Verständnis von Wasser ist.» , sagt Binaghi. «Dabei spielt zum Beispiel eine Rolle, wie man mit dem Wasser aufwächst, ob man Schwimmen lernt und das Wasser so auch als Spassfaktor erlebt.»
So sei Baden und Schwimmen für teils Bevölkerungsgruppen nicht üblich. «Viele Regionen haben wenig Wasser und kennen das Element deshalb nur zur Lebenserhaltung. An anderen Orten herrscht ein anderes Verständnis von Baden und man bewegt sich beispielsweise nur im seichten Wasser, ohne zu Schwimmen», sagt der Mediensprecher.
Doch warum gehen Menschen ohne Schwimmkenntnisse überhaupt ins Wasser? «Menschen orientieren sich am Umfeld. Wenn alle Leute rundherum ins Wasser hüpfen und sich ohne Probleme im Gewässer bewegen, machen dies die Migranten auch», sagt Binaghi.
Gewässer sind nicht alle gleich gefährlich
Über die allgemeine Gefahrenlage der Schweizer Seen und Flüsse könne man sich unter anderem im Netz informieren. «Die Wasserstände sinken rasch», sagt Binaghi. Die Schweizer Gewässer seien aber ganz unterschiedlich. «Während beim Rhein der Wasserstand noch relativ hoch ist, hat sich der Wasserstand der Limmat wieder ausgeglichen.»
Grundsätzlich gelte: «Als Faustregel sind die drei Faktoren Abflussgeschwindigkeit, Wassertemperatur und Wassertrübung zu beachten. Sind zwei davon kritisch, empfehlen wir statt dem natürlichen Gewässer die Badi.» (kra)