Darum gehts
- Bluthochdruck betrifft viele Schweizerinnen und Schweizer und kann schwerwiegende Folgen haben
- Ein gesunder Lebensstil kann den Blutdruck im normalen Bereich halten
- Etwa jede fünfte erwachsene Person in der Schweiz ist betroffen
Bluthochdruck? Das ist doch nur etwas für Senioren. Fehlanzeige! Jeder fünfte Erwachsene in der Schweiz leidet darunter.
Ältere sind noch stärker betroffen. Bei den über 65-Jährigen ist es sogar jeder Zweite. Das Perfide: Bluthochdruck ist eine stille Krankheit. Jahrelang können Betroffene ohne Schmerzen oder sonstige Leiden leben, während Tag für Tag die Gefässe geschädigt werden und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigen. Um darüber aufzuklären, gibt es den Welthypertonietag, der jedes Jahr Mitte Mai stattfindet. Die wichtigsten Fragen und Antworten über die stille Volkskrankheit.
Was ist Bluthochdruck?
«Der Blutdruck ist die Kraft, die das Blut auf die Wand von Arterien und Venen ausübt. Zwei Blutdruckwerte werden unterschieden», sagt Isabella Sudano, Leitende Ärztin Kardiologie am Unispital Zürich, zu Blick.
Warum ist er so gefährlich?
Unbehandelt kann Bluthochdruck zu lebensbedrohlichen Krankheiten führen. Sudano: «Ein anhaltend hoher Druck ist eine starke Belastung für die Gefässe. Im Verlauf der Erkrankung kann das zu Schäden an wichtigen Organen wie Gehirn, Herz, Nieren und Augen führen. Bluthochdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfall, aber auch Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche (Herzinsuffizienz).» Das Perfide: Wer zu hohe Blutdruckwerte hat, merkt das in der Regel nicht.
Die Schweizerische Herzstiftung empfiehlt deshalb Erwachsenen, auch wenn sie sich gesund fühlen, den Blutdruck ab dem 18. Lebensjahr alle fünf Jahre und ab dem vierzigsten Lebensjahr jährlich messen zu lassen.
Wann genau hat man Bluthochdruck?
Der Blutdruck wird durch zwei Werte bestimmt. Einmal, wenn sich das Herz zusammenzieht (systolischer Wert), und das andere Mal, wenn sich das Herz entspannt (diastolischer Wert).
Die Abkürzung mmHg steht für Millimeter-Quecksilbersäule. Damit wird der Druck von Körperflüssigkeiten angegeben.
«Der Blutdruck ist normal, wenn die in der Arztpraxis gemessenen Werte unter 140/90 mmHg liegen. Bei der Selbstmessung zu Hause sollten die Werte unter 135/85 mmHg liegen», sagt Gabriella De Pasquale Meyer, Fachärztin für Kardiologie im Herzzentrum im Park AG, zu Blick.
Bei einer 24-Stunden-Blutdruckmessung beim Arzt sollte der Blutdruck unter 130/80 mmHg liegen. Liegen die Werte darüber, spricht man von Bluthochdruck oder arterieller Hypertonie, was beim Arzt weiter abgeklärt werden sollte.
Wie messe ich den Blutdruck richtig?
Der Blutdruck kann beim Arzt, aber auch zu Hause mittels eines Blutdruckmessgerätes bestimmt werden. Wichtig dabei: Vor der Messung hinsetzen und ausruhen. Keinen Kaffee oder Tee trinken oder rauchen. Das alles kann den Blutdruck beeinflussen. Die Manschette sollte zudem gut sitzen. Nicht zu eng, nicht zu locker.
Empfohlen wird, stets zwei Messungen durchzuführen. Jeweils in einem Abstand von ein paar Minuten.
Wie kann Bluthochdruck ausgelöst werden?
Sudano: «Bei etwa 10 Prozent der von Bluthochdruck Betroffenen kann eine Ursache festgestellt werden. So können Erkrankungen der Nebennieren zur Überproduktion von Hormonen führen, was den Blutdruck erhöht. Auch eine Verengung der Nierenarterie oder eine Schlafapnoe können dahinterstecken. Bei 90 Prozent der Betroffenen liegt aber keine erkennbare Ursache vor. Ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, Stress, Schlafstörungen sowie Tabak-/Nikotin-Konsum können zu einer Erhöhung des Blutdrucks führen, sind aber normalerweise nicht die Ursache einer Hypertonie.»
De Pasquale Meyer ergänzt: «Zu den bedeutendsten Risikofaktoren für Bluthochdruck gehören das Alter und die erbliche Veranlagung – beides lässt sich nicht beeinflussen. Bei vielen Menschen steigt der Blutdruck nach dem 35. Lebensjahr an, bei den Frauen häufig erst nach dem 50. Lebensjahr mit dem Beginn der Menopause.»
Was kann man gegen Bluthochdruck machen?
Eine Menge. Die Liste ist lang, aber alles andere als spassig. Auf die Ernährung achten. Das heisst: wenige tierische Produkte, wenig Salz. Dafür viel Gemüse und Obst. Gleichzeitig mehr Bewegung im Alltag einbauen. Und am besten auf Alkohol und Zigaretten ganz verzichten. Ebenso wichtig: Stress reduzieren. Entspannung ist essenziell.
«Sind die Lebensstilveränderungen ungenügend, um den Blutdruck in den Normbereich zu senken, kommen Medikamente als Therapie von Bluthochdruck infrage», erklärt die Zürcher Kardiologin Sudano.
Was tun bei Blutdruck-Schwankungen?
Blutdruck-Schwankungen sind völlig normal. «Der Blutdruck ist eine dynamische Grösse und schwankt bei jedem Menschen im Laufe des Tages», so Sudano. Man spricht hier von einem natürlichen «zirkadianen Rhythmus». Der Blutdruck steigt kontinuierlich nach dem Aufwachen an und sinkt während des Schlafens.