Ein Anwohner schien aus allen Wolken zu fallen, als er kürzlich an der neuen Asylunterkunft in Männedorf ZH vorbeilief. Denn in einem der Fenster entdeckte er ein Objekt, das ihm höchst verdächtig erschien – ein Smartphone.
Sofort gingen die Alarmglocken an. Wird hier etwa die Nachbarschaft überwacht? Ein Foto des Fensters teilte er in einer Facebook-Gruppe für Männedörfler Themen. Denn schliesslich sollten die Einwohner doch über die Vorkommnisse in ihrer Gemeinde unterrichtet werden. Für den User schien die Lage besonders heikel: «Aber hallo: Privatsphäre, Datenschutz ... sollte für alle gelten, auch für diejenigen, die wir aufnehmen müssen.»
Zimmerbewohnerin liefert prompt die Erklärung
Die Aufregung hielt allerdings nicht lange. Bald meldete sich auch die Bewohnerin des betroffenen Zimmers in der Facebook-Gruppe. Ja, das sei ihr Handy auf dem Fenstersims, erklärt die 22-jährige Ukrainerin. Doch mit den Überwachungsgedanken will sie aufräumen. «Ich weiss, das sieht vielleicht etwas verdächtig aus – aber ehrlich gesagt, es ist viel unspektakulärer», beginnt sie ihre Erklärung.
Tatsächlich stecke ein ganz einfaches Problem hinter der Fensterkonstruktion. Ihr Handy diene ihr als Hotspot für ihren Laptop. «Drinnen habe ich kaum Empfang, und das Fenster ist der einzige Ort, wo ich einigermassen gutes Netz habe», erklärt die junge Frau die ungewöhnliche Platzierung ihres Smartphones. So viel also zu vermeintlichen Überwachungsannahmen.
Sie stiess auf das Foto, als sie sich bei der Gemeinde bedanken wollte
Im Gespräch mit Blick erklärt die 22-Jährige, dass sie am 3. September mit ihrem Ehemann in das Asylzentrum eingezogen sei. Das komfortable Haus habe sie von Beginn an begeistert. «Andere Ukrainerinnen haben mir von der Facebook-Gruppe erzählt. Ich wollte gern hineinsehen, um mich bei der Gemeinschaft für die Errichtung des Hauses bedanken», sagt sie.
Doch dann stiess sie dort direkt auf das Foto von ihrem Fenster – und war ziemlich überrascht. «Ich habe mein Handy dort einfach nur platziert, um besseren Empfang zu haben. Die Privatsphäre anderer wollte ich dabei nie verletzen», betont sie. In ihrer Facebook-Nachricht will sie die Wogen nun glätten: «Falls das irgendwie unangenehm war: Sorry dafür! Wenns hilft, kann ich sogar die Kamera abkleben – kein Problem.»
Dankbar für positive Rückmeldungen
Die junge Frau erklärt Blick, dass sie erleichtert sei, die Situation aufklären zu können. «Nachdem ich den tatsächlichen Grund erklärt hatte, habe ich ganz viele liebe Rückmeldungen erhalten. Einige haben mir in den Kommentaren angeboten, mit dem WLAN zu helfen, oder haben ihre generelle Unterstützung angeboten», schildert sie.
«Die viele Unterstützung und das Verständnis haben mich sehr berührt. Als ich auf einen Zug gewartet und die bestärkenden Kommentare gelesen habe, musste ich sogar weinen», teilt die junge Frau ihre Wertschätzung. Und betont ihre Dankbarkeit, in Männedorf wohnen zu dürfen.