Darum gehts
- Betrüger locken mit gefälschten Blick-Artikeln in Krypto-Abzocke
- Opfer werden unter Druck gesetzt, mehr Geld einzuzahlen
- Ein Leser verlor 25'000 Franken durch diese Betrugsmasche
Die Blick-Artikel wirken echt, sehr echt. Die Namen sollen ködern, sind deshalb gross – Roger Federer, Sandra Boner, DJ Bobo oder das TV-Format «Die Höhle der Löwen» – man kennt sie. Und doch handelt es sich um Abzocke. Betrüger locken Menschen mit gefälschten Blick-Artikeln in die Falle. Die Ganoven kupfern das echte Blick-Design ab und gaukeln vor, dass mit wenigen Klicks das grosse Geld winke, etwa mit Kryptowährungen. Leute glauben an die Echtheit der Artikel – und verlieren am Ende ihr Geld.
Einer von ihnen: Blick-Leser Thomas W*. «Ich bin über einen gefälschten Blick-Artikel, der mit der TV-Sendung ‹Höhle der Löwen› warb, auf die Abzocke hereingefallen», erzählte der Ostschweizer vor zweieinhalb Jahren. Der damals 42-Jährige glaubte, schnell an Krypto-Kohle zu kommen. Doch am Ende wurde er um 25'000 Franken gebracht.
Über den perfekt gefälschten Blick-Artikel war W. auf der ominösen Plattform TD-Trade gelandet. Er bekam ein Mail von einem angeblichen «Premium Finanzberater/Senior Broker». Der war zunächst freundlich mit W. Und schwatzte ihm eine «Bitcoin-Kampagne» auf. W. biss an. Und investierte 10'000 Franken. Dann machte er vermeintliche Gewinne – über 1000 Franken täglich. Doch als er sich sein Geld auszahlen lassen wollte, weigerte sich TD-Trade. Im Gegenteil müsse W. erst weitere Zahlungen leisten, damit die Kohle überhaupt ausbezahlt werden könne.
Betrüger üben psychischen Druck aus
Dann bekam W. per Anruf mitgeteilt, die britische Finanzaufsichtsbehörde blockiere sein Geld – eine Lüge. W. erzählte später: «Um mein blockiertes Geld freizubekommen, hätte ich die einbezahlte Gesamtsumme, also alles in allem 25'000 Franken, zusätzlich als sogenannte ‹Schattentransaktion› noch einmal überweisen müssen.»
Plötzlich sind die Betrüger scharf im Tonfall geworden. Sie haben psychischen Druck auf W. ausgeübt. Sie drängten ihn, endlich zu zahlen. «Ansonsten würde ich mein ganzes Geld verlieren.» Dem Ostschweizer wurde klar, dass er über den Tisch gezogen wurde. Später sah er ein: «Kurzfristig so viel Geld zu machen, ist utopisch.»
Eine Leidensgenossin von Thomas W. ist Désirée H.* aus Biel BE. Das Fiasko für die damals 64-Jährige begann im Oktober 2022. Auch sie tappte in die Falle der Betrüger mit den gefälschten Blick-Seiten. Im Fake-Artikel wurde ihr schmackhaft gemacht, sie könne in wenig Zeit viel Geld machen. Sie erklärte damals Blick: «Ich bin sonst vorsichtig. Aber vergangenes Jahr starb mein Partner, ich bin nicht auf Rosen gebettet, und plötzlich hatte ich Existenzängste.» Konkret: «Ich dachte, ich könne diesen Winter die Heizkosten nicht mehr bezahlen!»
«Geschichte begann zu stinken»
Sie erstellte ein Trading-Konto und zahlte 150 Franken ein. Und auch hier das gleiche Spiel wie bei Thomas W. – der Kurs schoss angeblich in die Höhe. Ihr «Kundenberater» legte ihr nahe, weiterzuzahlen. Sie tat es. Mit vermeintlichem Erfolg: Aus 650 Franken wurden innert Tagen 7300 Franken. Naheliegend, dass die Bernerin die Kohle ausbezahlt haben wollte.
Fehlanzeige: Sie erhielt eine Nachricht, dass sie zuerst eine «Provisionszahlung» abdrücken müsse – über 1000 Stutz. Désirée schreckte auf und wollte anrufen, um die Sache zu klären. Die Nummer war aber nicht in Betrieb. «Da begann für mich die Geschichte zu stinken», sagte sie.
Die Bernerin knallte auf den Boden der Realität. «Ich könnte mich ohrfeigen! Aber man denkt ja nicht automatisch an das Böse im Menschen.» Sie versuchte damals mit allen Mitteln, ihr Geld zurückzubekommen, Hoffnung gab es wenig.
Erst Speck durch den Mund gezogen, dann Abzocke
Auch Blick-Leser Theo Graf (damals 76) fiel 2022 auf Onlinebetrüger rein. Der Rentner stiess auf Instagram auf eine Werbung. In einem gefälschten Blick-Artikel war die Rede davon, dass in der Fernsehsendung «Die Höhle der Löwen Schweiz» eine verlockende Geschäftspraktik angepriesen worden sei: einfach und schnell zu viel Kohle kommen. Graf fiel darauf rein. Und schlug beim vermeintlich tollen Angebot zu. Er investierte 250 Euro. Das Geld sah er nie wieder. Sein Fazit: «Erst ziehen sie einem den Speck durch den Mund, und dann kommt die grosse Abzocke.»
Ein paar Jahre zuvor, 2019, wurde auch der Baselbieter Blick-Leser Markus F.* Opfer von Internetbetrügern. Das Schema war dasselbe wie bei den anderen Opfern: In seinem Fall zeigte ein gefälschter Blick-Artikel dem damals 41-Jährigen ein Interview mit DJ Bobo und Roger Schawinski an. F. tappte in die Falle. Er verlor zwar kein Geld, hatte dann aber Telefon-Terror am Hals. «Praktisch täglich werde ich von 061- und 043-Nummern angerufen. Ich nehme die gar nicht mehr ab und blockiere sie», sagte er damals zu Blick.
* Namen geändert