Darum gehts
- Ehemalige Bundeshaus-Sekretärin wird Pornostar und tritt an Erotikmesse auf
- Adeline Lafouine führte jahrelang ein Doppelleben als Sekretärin und Pornodarstellerin
- Sie verdient heute mehr als ein CEO und reist 200 Tage im Jahr
Gestern Bundeshaus, heute Pornostar! Dieser Rollentausch sucht im Berner Beamtenalltag seinesgleichen. Heute ist sie bekannt als Adeline Lafouine (48) – ihr Name ist ein Pseudonym. Als Sekretärin sass sie im Parlamentsgebäude – und drehte nebenbei erotische Filmchen. Mit ihrem Doppelleben löste die Sekretärin 2014 einen nationalen Skandal aus. Denn sie liess auch im Bundeshaus die Hüllen fallen. Fotos davon fanden damals den Weg an die Öffentlichkeit.
Auch Blick berichtete über die «freizügige Sekretärin». Die heute 48-Jährige verlor schliesslich ihren Job. «Ich wusste nicht mehr weiter», sagt Lafouine diese Woche beim Treffen mit Blick. Aber sie ist auch froh, dass sich ihr Leben vor elf Jahren so radikal änderte.
Main Act an der Erotikmesse
Denn was sie den Job in der Beamtenstube und auch Freundschaften kostete, ist heute ihr Haupterwerb. Dieses Wochenende wird die ehemalige Sekretärin an der Basler Erotikmesse Extasia als «Main Act» erwartet und mit einem Branchenpreis ausgezeichnet.
«Ich bin dem Generalsekretär des Parlaments dankbar, dass er mir damals die Kündigung nahelegte», sagt sie rückblickend. Dies sei im «Interesse des guten Rufs des Parlaments», wurde damals begründet. «Ich bin froh, ist mein Pornohobby herausgekommen, sonst wäre ich heute noch im Bundeshaus», sagt sie auf dem Berner Bundesplatz.
Parallelleben: Beamtin, Mutter, Pornodarstellerin
Adeline Lafouine hatte einen guten Job, ein sicheres Einkommen und einen jungen Sohn. Und war trotzdem nicht ganz glücklich mit ihrem Leben. «Ich hatte nicht den Mut, alles auf die Pornokarte zu setzen.» Auch wollte sie ihrem heute 26-jährigen Sohn, der anonym bleiben will, nicht gestehen, in welchen Kreisen sie sich bewegt.
Und so ging sie während Jahren davon aus, dass sie Job und Hobby trennen könnte. Führte über Jahre ein Doppelleben. «Meine Eltern, mein Sohn und meine Chefs wussten nichts davon.» Bis sie eines Tages alleine im Büro das Oberteil herunterzog, ein Selfie knipste und es auf Twitter veröffentlichte.
Rückblickend sagt sie: «Das Nippel-Selfie im Bundeshaus war mein Erfolg.» Nicht direkt im Moment. Denn: Sobald ihr Hobby öffentlich geworden war, zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück, löschte Videos und Profile. Alles, was sie damals wollte, war, dass die Öffentlichkeit nicht mehr über sie spricht. Adeline Lafouine drehte vorübergehend keine Filme mehr und veröffentlichte 2020 ein Buch. Gegenüber Blick sagte sie damals: «Alles niederzuschreiben, war für mich eine Art Therapie.»
Luxus in Südfrankreich
Was sich zum Glück nicht änderte: die Beziehung zu ihren Eltern. Sie erfuhren durch die Zeitung vom Hobby ihrer Tochter. Heute sagt sie: «Über meinen Job sprechen wir nicht, das ist tabu.» Ihr Sohn hingegen weiss Bescheid. Auch wenn er keine Details erfahren möchte, unterstütze er sie dabei.
Dank des öffentlichkeitswirksamen «Outings» verdient die ehemalige Parlamentssekretärin heute «mehr als ein CEO», wie sie sagt. Genauere Angaben macht Adeline Lafouine nicht. Nur so viel: «Mein Mann und ich leben in Südfrankreich, reisen 200 Tage im Jahr und haben Spass daran.» Seit 27 Jahren sind Lafouine und ihr Mann verheiratet.
Während sie vor der Kamera steht, dreht ihr Mann die Filme hinter der Kamera – immer im Schutz der Anonymität. In der europäischen Branche sind die beiden keine Unbekannten. Ihre Gratisvideos zählen Tausende Views. Doch: Ihr Kerngeschäft liegt hinter der Bezahlschranke.
«Die verletzlichste Seite einer Person»
Die Pandemie zog einen grossen Teil der Pornodarsteller in die Selbständigkeit. Für ihre Profile auf Plattformen wie OnlyFans drehen sie selbständig und verkaufen die Inhalte direkt an die Kundschaft. So seien sie nicht mehr abhängig von den «grossen Produzenten» der Branche. Denn: «Amateurinhalte sind beliebter als Hochglanzfilme.»
Die Bernerin warnt aber davor, wenn junge Menschen in der Pornobranche etwas naiv auf das grosse Geld hoffen – und dann oft scheitern. Sie sagt: «Die Videos zeigen die intimste und verletzlichste Seite einer Person – und sie bleiben für immer.» Dessen müsse man sich bewusst sein, bevor man ein Video drehe.
Dass sie dieses Wochenende ihre «intimste und verletzlichste Seite» nun zum ersten Mal auf einer Bühne live vorführt, macht sie nervös. «Klar, ich mache das freiwillig, aber trotzdem bin ich nur ein Mensch.»