Darum gehts
- Belp BE plant eine Schulreform: Weniger Ferien, aber nur vier Unterrichtstage pro Woche
- Das neue Modell «Jahresschule» soll Familien und Lehrpersonen entlasten
- Der Schulversuch startet 2026/27 für drei Jahre, verlängerbar auf sechs Jahre
Die Berner Gemeinde Belp will die Schule umkrempeln: Es gibt lediglich 6 statt 13 Wochen Ferien pro Jahr, dafür wird nur noch an vier statt an fünf Tagen pro Woche unterrichtet. Die traditionelle Volksschule soll dabei mit dem Konzept einer Tagesschule kombiniert werden – mit durchgehender Betreuung vom Morgen bis am Nachmittag.
Die Gemeinde nennt das Modell «Jahresschule». Im Schuljahr 2026/27 wird das System versuchsweise für drei Jahre eingeführt. Der Schulversuch kann bei erfolgreicher Evaluation auf sechs Jahre verlängert werden, wie die Gemeinde in einem internen Papier schreibt.
Das Konzept liegt Blick vor. Darin geht die Gemeinde auch auf die Gründe für den angestrebten Systemwechsel ein: Sie reagiere damit auf die «grosse Nachfrage von Eltern nach verlässlicher Betreuung auch während der Schulferien und auf den Wunsch nach mehr Kontinuität im Bildungs- und Betreuungsalltag».
Vereinbarkeit von Arbeit und Familie
Mit dem Konzept sollen «Familien entlastet, die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung verbessert sowie die Arbeitsbelastung von Lehr- und Betreuungspersonen gleichmässiger über das Jahr verteilt werden», heisst es weiter. «Eltern schulpflichtiger Kinder stehen vor der Herausforderung, die 13 Wochen Schulferien ihrer Kinder zu überbrücken – insbesondere dann, wenn beide Elternteile erwerbstätig sind und selbst meist nur 4 bis 6 Wochen Urlaub pro Jahr beziehen können.»
Mit dem neuen Konzept reagierte die Gemeinde unter anderem auf das Ergebnis eine Umfrage, die sie im September 2024 bei den Eltern durchgeführt hat. Ein Grossteil der Befragten äusserte damals den Wunsch nach einem Betreuungsangebot während der Ferien. Zudem zeigte sich, dass ein Bedarf nach durchgehender Tagesbetreuung – wie etwa bei einer Kita – vorhanden ist.
Belp reagiert mit dem Versuch auch auf Bedürfnisse der Lehrpersonen. Im aktuellen Regime mit 39 Schulwochen und 13 Wochen Ferien bedeutet die Unterrichtszeit gemäss dem internen Papier «eine hohe wöchentliche Belastung». Die unterrichtsfreie Zeit in den Schulferien könne oft nur für grobe Planungen genutzt werden, heisst es. «Die Feinplanung muss vor und nach dem Unterricht während der Schulzeit erfolgen. Dies führt zu einer Verdichtung der Arbeitsbelastung in den Schulwochen und ist ein wesentlicher Grund dafür, dass viele Lehrpersonen nicht im Vollpensum arbeiten.»
Was geschieht mit dem zusätzlichen freien Wochentag?
Der zusätzliche unterrichtsfreie Wochentag im neuen System soll den Lehrpersonen für Elterngespräche, Teamsitzungen, Weiterbildungen sowie für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts zur Verfügung stehen. Damit wird die Arbeitsbelastung gemäss Konzept gleichmässiger über das ganze Jahr verteilt. «Im Hinblick auf das betriebliche Gesundheitsmanagement können dadurch gesundheitsförderlichere Arbeitsbedingungen geschaffen und das Burn-out-Risiko reduziert werden.»
Und wie sollen sich die Eltern organisieren, wenn an der Schule plötzlich nur noch an vier statt an fünf Tagen unterrichtet wird? Eine wirkliche Antwort auf diese Frage hat die Gemeinde nicht. «Es ist uns ein grosses Anliegen, dass die Kinder Zeit mit ihrer Familie verbringen können», heisst es nur. «Da sie an vier Tagen vollumfänglich betreut werden, gehen wir davon aus, dass der fünfte Tag auch für Eltern, welche beide in hohem Pensum arbeiten, organisierbar ist.»