Michael Abbühl (41) kämpft immer wieder mit den Tränen. Der Betriebsleiter der Alphütte Seeberg im Berner Diemtigtal führte den am Dienstag abgebrannten Familienbetrieb in sechster Generation. Jetzt liegt das über zwei Jahrhunderte alte Haus in Schutt und Asche. Käserei, Beiz, ein grosser Stall und eine Wohnung sind verbrannt. Schuld am Inferno: wohl ein technischer Defekt.
«Es war kurz vor 9 Uhr, als ich den Brand entdeckte», sagte der Chef gestern zu BLICK. «Ich habe den anderen Anwesenden dann sofort gesagt, dass sie unsere Sachen aus dem Haus holen sollen. Ich selbst habe versucht, mit dem Feuerlöscher zu löschen», so Abbühl weiter. «Gefühlt war der aber etwa nach 30 Sekunden leer. Dann habe ich es mit dem Wasserschlauch versucht. Es war aussichtslos. Da war einfach zu viel Rauch.»
Brand ist eine Tragödie
Tatenlos muss sich der Familienvater den Flammen ergeben. «Das war hart. Wir mussten zusehen, wie unser Lebenswerk abbrannte», sagt Abbühl. Er schluckt: «Ich bin hier quasi aufgewachsen. Wir haben so viel Herzblut in diesen Betrieb gesteckt.» Auch für seine Mutter sei es eine Tragödie: «Mein Vater ist vor zwei Jahren in diesem Haus gestorben. Es ist einfach so viel, was jetzt plötzlich fehlt.»
Fehlen tut nach dem Brand auch ein Stall für die 50 Kühe der Familie. Die Tiere hatten übrigens grosses Glück: Gerade mal sieben Tage ist es her, dass sie ihr Sommerlager auf der Alp verlassen haben. «Wenn die Tiere hier gewesen wären, hätten wir wohl nicht alle retten können», mutmasst der Wirt. Der Gedanke lässt ihn erschaudern.
Wiederaufbau wird ein Kampf gegen die Zeit
In den Trümmern seiner Existenz plagen Abbühl grosse Sorgen. «Im nächsten Sommer müssen die Kühe hier wieder einziehen können», sagt er verzweifelt. Er weiss schon jetzt: Bis dann muss zumindest ein Teil der Alphütte wiederaufgebaut sein.
Doch der Wiederaufbau stellt ihn vor eine grosse Herausforderung: «Es ist schon Mitte September. Wir müssen uns beeilen, denn im Winter sind hier zwei Meter Schnee normal.» Die Berghütte befindet sich nämlich auf rund 1800 Metern über Meer. Doch der beliebte Bergbeizer ist optimistisch, dass seine Kühe im Frühling nicht obdachlos sind. Auch die Beiz, Käserei und Wohnung will er wieder aufbauen. Ab jetzt zählt jeder Tag – verbunden mit der grosse Frage: «Wie schaffen wir das alles?»