Das sind die Treiber der Corona-Epidemie
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Studie aus Basel zeigt:Das sind die Treiber der Corona-Epidemie

Studie aus Basel zeigt
Das sind die Verbreiter des Coronavirus

Arme haben ein grösseres Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Laut einer Studie aus Basel geben sie den Erreger auch häufiger weiter als Wohlhabende.
Publiziert: 25.12.2020 um 01:58 Uhr
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Aktualisiert: 25.12.2020 um 09:41 Uhr
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Die Wissenschaftler liessen unter anderem Mobilitätsdaten in die Studie einfliessen.
Foto: Keystone

Die Treiber der Corona-Pandemie in Basel waren Menschen mit hoher Mobilität, engem Wohnraum und niedrigem Einkommen, wie eine Studie zeigt. Die Erkenntnisse können den Wissenschaftlern zufolge helfen, die bestmögliche Verteilung von Impfstoffen zu ermitteln.

Man weiss relativ wenig darüber, wie sich das Coronavirus lokal ausbreitet. Ein Forschungsteam um Adrian Egli vom Universitätsspital Basel untersuchte das nun mit Kollegen der Uni Basel und der ETH Zürich anhand von Daten vom Frühjahr für die Stadt am Rhein.

Alte tragen nicht stark dazu bei

So identifizierten sie zwei Gruppen, in denen bestimmte Ansteckungsmuster auftraten: Zum einen ältere Menschen, die Sars-CoV-2 meist in ihren eigenen Wohnvierteln einfingen und dort weitergaben. Zur Virusverbreitung in der ganzen Stadt trugen die Senioren jedoch nicht besonders stark bei. Das war vor allem die zweite Gruppe: Jüngere Menschen mit hoher Mobilität, tiefen Einkommen und engem Wohnraum, wie die Forschenden in der noch nicht von anderen Fachleuten begutachteten Studie berichten.

Die Reproduktionszahl in den entsprechenden Wohnvierteln lag denn auch deutlich höher als in den wohlhabenderen Gegenden (die Zahl gibt an, wie viele Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt). Ein Grund: Sozioökonomisch schwächere Gruppen arbeiten häufig in Berufen, in denen Homeoffice selten möglich ist. Ebenfalls erfordere ihre Arbeit persönlichen Kontakt mit anderen Menschen und stärkere Mobilität, wie Egli im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagt.

Als Grundlage für ihr epidemiologisches Modell dienten den Forschenden rund 750 positive Corona-Tests zwischen März und April. Von über 400 der Proben sequenzierten sie das ganze Virusgenom. Diese anonymisierten Informationen kombinierten sie mit Bevölkerungsdaten, die Angaben zum Alter, zur Bevölkerungsdichte und zur Höhe der Einkommen enthielten. Ebenfalls flossen Bewegungsdaten von Personen ein, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Auto, zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs waren.

Nutzen für Impfstrategie?

Die Ergebnisse können laut den Forschenden für eine effektive Impfstrategie genutzt werden. «Natürlich ist es absolut richtig, zuerst die älteren Menschen und Risikopersonen zu impfen», sagt Mikrobiologe Egli. So könne diese empfindliche Gruppe geschützt werden.

Die epidemiologische Kurve flache damit aber kaum merklich ab. «Deshalb ist es wichtig, dass danach diejenigen Menschen eine Impfung erhalten, die die Pandemie hauptsächlich antreiben.» Konkret: Solange Impfstoffe noch nicht für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen, sollten die Gruppen mit hoher Mobilität und aus bevölkerungsreichen Vierteln priorisiert werden.

Die identifizierten Übertragungsmuster liessen sich auch auf andere Städte anwenden. «Ein grosser Teil der europäischen Städte weist ähnlich hohe Bevölkerungszahl wie Basel auf», sagt Egli. Die demografische Struktur, die Verteilung der dünn und dicht besiedelten sowie reicheren und ärmeren Quartiere sei in vielen mittelgrossen Städten ähnlich. (SDA)

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