Silvia Locher (80) trickst Trickbetrüger aus – und geniesst seine Liebes-Mails
«Hallo, mein Honig!»

Silvia Locher hat seit August eine Brieffreundschaft mit einem Trickbetrüger, der vorgibt, General bei der US Army in Syrien zu sein. Obwohl sie weiss, dass er versucht, sie übers Ohr zu hauen, geniesst sie den E-Mail-Verkehr mit ihm.
Publiziert: 12.11.2018 um 00:45 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2018 um 21:55 Uhr
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Rentnerin Silvia Locher (80) pflegt eine spezielle Brieffreundschaft.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
Flavio Razzino

Gerade ältere Menschen fallen immer wieder auf Trickbetrüger rein. Lassen sich in falschem Deutsch die irrsten Schicksalsgeschichten erzählen und werden weich, wenn sie um Geld gebeten werden. Laut einer Studie von Pro Senectute sind Senioren in der Schweiz in den letzten fünf Jahren so um schätzungsweise zwei Milliarden Franken geprellt worden!

Auch Silvia Locher (80) aus Basel ist ins Visier eines Betrügers geraten. Doch die schlaue Rentnerin hat den Spiess kurzerhand umgedreht – und den Trickbetrüger für ihre eigenen Interessen ausgetrickst. «Ich brauchte einen Brieffreund und habe ihn mit diesem Betrüger nun gefunden», sagt Locher.

Locher hat den Braten sofort gerochen

Der Betrüger nennt sich General Douglas – für sein Facebook-Profil hat er ein Bild des amerikanischen Generals Douglas M. Fraser geklaut. Seit drei Monaten ist er schon Teil von Lochers Alltag. «Er hat mich im August auf Facebook angeschrieben», erzählt sie. Fragte, wie es ihr gehe, ob sie viel alleine sei und etwas Austausch wünsche.

Locher, die den Braten sofort roch, schreibt im süsslichen Ton einer verliebten Witwe zurück. Erfährt so von ihm, dass er angeblich für die US Army in Syrien bei einer Sondermission täglich um sein Leben kämpfe und sich nebenbei noch um sein kleines Kind kümmere. Eine rührende Geschichte. Oder, wie Locher es sagt, «ein bisschen wie wenn man bei einem billigen Abenteuerfilm mitspielt».

«Noch nie so schöne Liebesbriefe erhalten»

Der tägliche Kontakt mit General Douglas tut Locher gut. «Wenn ich morgens an meinen Computer sitze, weiss ich, dass mir jemand geschrieben hat», sagt sie. Und: «Ich habe noch nie so schöne Liebesbriefe erhalten.»

Denn mit Männern hatte die Rentnerin kein Glück in ihrem Leben. Zwei Ehen gingen in die Brüche. Ihr erster Ehemann war geizig und aggressiv, ihr zweiter ein drogenabhängiger Afrikaner, der wegen Delikten mittlerweile ausgewiesen wurde.

Doch dann tritt General Douglas in ihr Leben. Schickt der früheren Migros-Verkäuferin Liebesbriefe. Spricht sie in schlecht übersetzten E-Mails mit «Hallo, mein Honig» an (engl. honey bedeutet neben «Honig» auch «Liebling») und verspricht ihr zuerst viel Liebe und Zuneigung.

Wohin mit den 35 Millionen?

«Und dann wollte er mir plötzlich Geld schicken», so Locher. Konkret: 35 Millionen Dollar, die General Douglas in Syrien in einem Zelt in einer Kiste gefunden haben will. Das möchte er jetzt Locher nach Hause schicken, damit sie es aufbewahren kann. Es ist der Beginn des eigentlichen Trickbetrugs.

Denn: «Für den Transport des Geldes sollte ich 5000 Franken an eine Reederei überweisen, das dürfe ich dann aber aus der Geldkiste wieder rausnehmen», erzählt Locher. Ein Lachen kann sie sich nicht verkneifen. Natürlich überweist sie nichts. «Ich bin doch nicht blöd», sagt sie.

«Bist du alleine?»

Als General Douglas für den Transport der Kiste ihre Wohnadresse wissen will, gibt sie jene eines Polizeipostens an. «Er schrieb über nichts anderes mehr, war ungeduldig und manchmal drohte er mir mit Konsequenzen, da er ja wisse, wo ich wohne», so Locher. Sie bricht den Kontakt ab, das Gefühl der Einsamkeit holt sie wieder ein.

Doch eine kleine Hoffnung hat sie. Denn auf Facebook hat sie ein anderes Profil mit dem Bild von General Douglas M. Fraser gefunden. Als sie den Mann anschreibt und fragt, wie es seinem Kind gehe, antwortet er ihr säuselnd: «Hallo, mein Honig. Bist du alleine?»

So haben Betrüger keine Chance

Am Telefon:

- Bleiben Sie misstrauisch bei Anrufern, die behaupten, Sie zu kennen, aber an deren Namen Sie sich nicht erinnern. Schreiben Sie sich den Namen auf, verraten Sie nichts über sich.

- Stellen Sie der Person Kontrollfragen, die nur enge Bekannte beantworten können.

- Lassen Sie sich von der Person eine Telefonnummer geben und rufen Sie zurück. Bekommen Sie keine Nummer, stimmt etwas nicht!

Haustürverkäufer:

- Unbekannte Personen sollten Sie nie ins Haus lassen.

- Auch wenn Verkäufer redegewandt sind – seriöse Verkäufer drängen nie auf eine sofortige Unterschrift oder einen Entscheid an der Haustür.

Gewinnversprechen:

- Niemand gewinnt etwas, wenn er nicht an einem Gewinnspiel teilgenommen hat. Fragen Sie explizit nach, bei welchem Spiel Sie mitgemacht haben sollen.

- Wer eine unfassbar grosse Summe Geld gewonnen hat, zuerst aber etwas zahlen soll (Gebühren oder Ähnliches), kann sicher sein: Hier sind Betrüger am Werk.

- Geben Sie keine persönlichen Daten heraus. Verlangen Sie Zeit, um sich mit Angehörigen zu besprechen.

Am Telefon:

- Bleiben Sie misstrauisch bei Anrufern, die behaupten, Sie zu kennen, aber an deren Namen Sie sich nicht erinnern. Schreiben Sie sich den Namen auf, verraten Sie nichts über sich.

- Stellen Sie der Person Kontrollfragen, die nur enge Bekannte beantworten können.

- Lassen Sie sich von der Person eine Telefonnummer geben und rufen Sie zurück. Bekommen Sie keine Nummer, stimmt etwas nicht!

Haustürverkäufer:

- Unbekannte Personen sollten Sie nie ins Haus lassen.

- Auch wenn Verkäufer redegewandt sind – seriöse Verkäufer drängen nie auf eine sofortige Unterschrift oder einen Entscheid an der Haustür.

Gewinnversprechen:

- Niemand gewinnt etwas, wenn er nicht an einem Gewinnspiel teilgenommen hat. Fragen Sie explizit nach, bei welchem Spiel Sie mitgemacht haben sollen.

- Wer eine unfassbar grosse Summe Geld gewonnen hat, zuerst aber etwas zahlen soll (Gebühren oder Ähnliches), kann sicher sein: Hier sind Betrüger am Werk.

- Geben Sie keine persönlichen Daten heraus. Verlangen Sie Zeit, um sich mit Angehörigen zu besprechen.

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