Es hört sich an wie ein schlechter Scherz: Eine Meldestelle für Behinderte, die für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich ist. Doch genau so ein Büro hat der Kanton Basel-Stadt am 1. Januar eröffnet. Wie die Tageswoche berichtet, gibt es zwar einen Lift – doch um den zu erreichen, muss man erst die Stufen zum ersten Stock überwinden. Unmöglich für jemanden im Rollstuhl.
Das ist lediglich das neuste Kapitel einer Geschichte, welche sowieso schon für rote Köpfe sorgt. Verantwortlich ist nämlich Regierungspräsident Guy Morin. Der grüne Politiker hat soeben aus Spargründen eine kantonale Anlaufstelle für Behinderte dichtgemacht – trotz heftigen Widerstands der Betroffen. Vor zwölf Jahren hatte der bürgerliche Erziehungsdirektor Christoph Eymann die «Fachstelle für die Gleichstellung von Menschen mit einer Behinderung» ins Leben gerufen.
Nun hagelt es Kritik. Georg Mattmüller, Geschäftsleiter des Behindertenforums sagt in der «Tageswoche»: «Guy Morin hat die Meldestelle zur Beruhigung der Gemüter aus dem Hut gezaubert und scheint sich nicht sehr viel dabei überlegt zu haben». Auch der Rollstuhlfahrer Beat Ramseyer ist wütend: Es brauche nicht eine Meldestelle, sondern eine Fachperson. «Und dass die Meldestelle nicht mal rollstuhlgängig ist, sagt ja alles!»
Das sieht Regierungspräsident Morin offenbar anders. Zur «Tageswoche» sagt er: «Man kann sich telefonisch, brieflich oder per E-Mail an die Meldestelle Diskriminierungsschutz wenden. Wenn man ein persönliches Gespräch wünscht, wird dieses selbstverständlich so arrangiert, dass eine Mobilitätseinschränkung kein Problem darstellt.» (rey)