Razzia live im Internet
Polizei stürmt Basler Pokerturnier

Pokerturniere sind in der Schweiz illegal. Gestern schlug die Polizei zu – und die ganze Welt konnte zuschauen.
Publiziert: 10.03.2011 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:23 Uhr
Von Roman Neumann

Um 19.30 Uhr geht die Türe auf: Rund 50 Polizisten, bewaffnet und mit schusssicheren Westen stürmen gestern Abend den «Otherpoker»-Club in Basel. Dort läuft gerade ein Pokerturnier. Rund 40 Spieler sitzen an den Tischen, spielen die Variante Texas Hold’em.

Der Pokerclub überträgt die Turniere jeweils auf ihrer Website live im Internet. So wird auch die Razzia live übertragen. «Das wussten wir nicht», sagt Polizeisprecher Martin Schütz gegenüber Blick.ch.

«Lächerlich!»

T.L.* war als Zuschauer anwesend und findet die Aktion der Polizei «lächerlich», sagt er gegenüber Blick.ch: «Die stürmten rein, wir mussten die Hände auf den Tisch legen und durften uns nicht mehr bewegen.» Als Zuschauer habe er lediglich seine Personalien angeben müssen, dann habe er wieder gehen dürfen. Die Beamten hätten sich vor allem auf die Spieler konzentriert.

Die Polizei nennt noch keine Details. Sprecher Martin Schütz: «Wir können eine Grosskontrolle in Basel wegen Verdachts des illegalen Glückspiels bestätigen.» Diverse Spieltische und Gerätschaften seien beschlagnahmt worden. Personen wurden keine verhaftet.

Die Polizei sackte auch die Computer des Veranstalters ein. Mittlerweile ist die Seite von «Otherpoker» offline. Auf der Pokerwebsite «buy-in.ch» heisst es zum Einsatz: «Hollywood-like wurde das Gebäude weiträumig abgeriegelt.» Jeder Spieler habe seine Taschen leeren und die Gegenstände in einen Sack stecken müssen.

Rechtsgrundlage?

«Da wurde kein illegales Cash-Game gespielt!» sagt Zuschauer T.L. Der «Otherpoker»-Club habe einen Verein gegründet, um Pokerturniere durchführen zu können. Der Einsatz habe 100 Franken betragen. Der Gewinn werde jeweils unter den besten Plätzen aufgeteilt. T.L. macht geltend, dass man nicht mehr einfach reinlaufen und mitspielen könne – «jetzt muss man sich vorher registrieren».

Nur: Die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) kümmert dies nicht. Pokerturniere, die nicht im Familien- oder Freundeskreis stattfinden, sind verboten. Bei der ESBK heisst es dazu: «Strafbar sind grundsätzlich Glücksspielangebote für Interessengemeinschaften in Vereinen oder privaten Clubs (…). Der Umstand, dass ein Glücksspiel in einer Lokalität stattfindet, die nicht für jedermann zugänglich ist, bedeutet nicht, dass das Spiel im Familien- und Freundeskreis, das heisst ‹nicht öffentlich›, veranstaltet wird.»

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