Die Prostituierte Mandy F.* (28) erlebte vor einem Jahr bange Minuten. Die junge Frau wurde im Juni 2019 in Basel überfallen und ausgeraubt (BLICK berichtete). Ein Pärchen meldete sich auf eine von Mandy aufgeschaltete Anzeige und gab an, für 550 Franken Sex haben zu wollen.
Stattdessen aber bedrohte das Gaunerpaar die 28-Jährige bei der Ankunft mit einer Pistole und fesselte sie. Die Täterin verabreichte F. ein Betäubungsmittel. Bis es wirkte, erkannte die Prostituierte, wie das Paar die Wohnung nach Bargeld durchsuchte und 11'000 Franken im Küchenschrank entdeckte. Während Mandy F. ihr Bewusstsein verlor und stundenlang hilflos und nackt im Bett lag, machten sich die Räuber aus dem Staub.
Erst Tage später konnten der 60-jährige Deutsche und seine 39-jährige Geliebte, ebenfalls eine Deutsche, geschnappt werden.
Staatsanwalt fordert 6½ und 6 Jahre Haft
Am Dienstag wurde ihnen vor dem Basler Strafgericht der Prozess gemacht. Der Staatsanwalt fordert 6½ Jahre für den Mann und sechs Jahre für die Frau. Die beiden Deutschen sollen zudem für zehn Jahre ein Einreiseverbot erhalten, berichtet die «bz Basel».
Während die Opfervertreterin Catherine Fürst neben einer Rückzahlung der gestohlenen Summe auch eine Genugtuung in Höhe von 10'000 Franken forderte, schoben sich die beiden Angeklagten gegenseitig die Schuld in die Schuhe.
Die 39-Jährige gab an, den Überfall gar nie richtig gewollt zu haben. «Ich stand so unter Druck», sagte sie. «Er hatte beachtliches medizinisches Wissen, er hatte die Pistole bestellt, er war die Person mit der kriminellen Energie», doppelte die Verteidigerin der 39-Jährigen nach.
«Ich werde die Hälfte zurückgeben»
Aus der Sicht des Mannes spielte sich die Geschichte allerdings anders ab. «Sie war seine grosse Liebe, sie wollten heiraten», sagte seine Verteidigerin. Er habe die 39-Jährige aus der Prostitution geholt, sie habe ihn aber manipuliert und finanziell ausgenutzt.
«Heute ist mein Mandant ein gebrochener Mann», sagte die Verteidigerin. Der 60-Jährige leidet an Diabetes, Bluthochdruck, Epilepsie und Parkinson. In einem an Mandy F. adressierten Entschuldigungsbrief versprach er: «Ich werde die Hälfte des geraubten Geldes zurückgeben».
Das Urteil wird am heutigen Mittwoch gefällt. (man)
* Name geändert