Person springt in Rhein
Fährimaa: «Sie ging sofort unter»

BASEL – Heute Morgen, 9.56 Uhr: Eine unbekannte Person springt in den Rhein. «Fährimaa» Jacques Thurneysen ist als erster an der Unglücksstelle.
Publiziert: 26.04.2010 um 14:37 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:11 Uhr
Von Ronny Wittenwiler und Roman Neumann

Jacques Thurneysen (60) ist seit 15 Jahren Fährimaa auf der Münster-Fähre «Leu». Er hat mit der Fähre am Kleinbasler Ufer angelegt, lässt gerade einen Passagier einsteigen – als das Drama geschieht: Eine Person in einem weissen T-Shirt springt von der Wettsteinbrücke.

«Der Fahrgast hat mir zugerufen: ‹Jetzt ist gerade jemand von der Brücke gesprungen›», sagt Thurneysen zu Blick.ch. Er schlägt daraufhin Alarm. «Das war um 9.56 Uhr.»

Dann ist von der Person nichts mehr zu sehen: «Normalerweise treiben Menschen im ersten Moment an der Wasseroberfläche. Sogar Tote. Diese Person ging aber sofort unter. Sie muss irgendetwas in den Hosentaschen gehabt haben», sagt Thurneysen. Dem widerspricht Polizei-Sprecher Klaus Mannhart. Wenn es denn ein Selbstmord gewesen sei, seien Gewichte eher unüblich.

Boote und Helikopter

Sofort fahren Thurneysen und sein Fahrgast zur Rheinmitte unterhalb des Unglücksortes um zu helfen. «Ich hatte den Rettungsring bereit.» Doch die Person taucht nicht mehr auf.

Thurneysen: «Nach vier Minuten war die Polizeistreife vor Ort. Nach zehn Minuten suchte die Rheinrettung mit Booten nach der Person. Und nach 15 Minuten kreiste der Helikopter über dem Rhein.»

Polizei-Sprecher Klaus Mannhart erklärt das übliche Vorgehen, wenn eine Person in den Fluss stürzt: «Wir überschlagen Wasserstand und Fliessgeschwindigkeit auf einer Tabelle und beginnen dann mit unserer Suche.» Boote, Helikopter, Polizisten am Ufer – es komme vor allem auf die ersten Minuten an, so Mannhart.

Wann gibt der Rhein die Leiche frei?

Der Rhein hat an diesem Morgen eine Fliessgeschwindigkeit von 60 Zentimetern pro Sekunde, ist sehr ruhig. Fährmann Thurneysen: «Mehrere Leute standen auf der Brücke, als die Person in den Rhein sprang. Sie haben wohl auch gleich die Polizei informiert.»

Thurneysen sagt, die Person sei genau bei der Talfahrtsrinne in den Rhein gesprungen. Dort, wo die Rheinschiffe untendurch fahren. «Vom Sog der Schiffsschrauben, kann es die Person weiter nach unten ziehen.» Laut Polizei-Sprecher verheddere sich die Leiche wohl am Grund. Es gäbe viele Hindernisse: Baumstämme, Seile oder Felsen an denen sich ein Körper verfangen könne.

Thurneyen weiss, was in einiger Zeit passieren wird: «Wenn der Körper zu gären beginnt, erhält er Auftrieb.» Er ist überzeugt: «Ich gehe davon aus, dass es Selbstmord war.» Die Suche wurde mittlerweile abgebrochen.

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