«Ich war sprachlos»
Falsche Patientin im Unispital Basel operiert

Ein Laborfehler führte zu einer unnötigen Operation am Unispital Basel. Vertauschte Proben resultierten in einem Eingriff am Gebärmutterhals, der gravierende Folgen für die junge Patientin hat.
Publiziert: 16:22 Uhr
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Aktualisiert: 16:30 Uhr
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Sarah Miesch erzählt im «Kassensturz» ihre Geschichte.
Foto: Screenshot SRF

Darum gehts

  • Verwechslung im Labor führt zu unnötiger Operation einer jungen Frau
  • Folgen für Patientin: Erhöhtes Frühgeburtsrisiko bei zukünftiger Schwangerschaft
  • Spital bietet 4000 Franken Entschädigung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Eine folgenschwere Verwechslung im Labor des Universitätsspitals Basel führte dazu, dass eine junge Frau unnötig operiert wurde. Der Fall sorgt für Schlagzeilen – und hat für die Patientin schwerwiegende Konsequenzen. 

Sarah Miesch (32) unterzog sich vor einem Jahr einem Eingriff am Gebärmutterhals, wie der SRF-«Kassensturz» berichtet. Die Pflegefachfrau entschied sich für den Eingriff, weil angeblich Krebszellen gefunden worden waren. «Ich war mega nervös. Meinem Körper wird ja etwas weggenommen», erinnert sich die Baslerin. 

Die Operation in der Frauenklinik verlief ohne Probleme. Doch zwei Monate später folgte der Schock: Ihre Ärztin rief an und erklärte, dass bereits vor der Operation ein Fehler geschehen sei – die Laborproben zweier Patientinnen waren vertauscht worden. Miesch war fassungslos: «Die Ärztin hat sich bei mir entschuldigt. Ich war sprachlos.»

«Das erhöht die Gefahr einer Frühgeburt»

Die Folgen dieser Verwechslung sind gravierend. «Mir wurde ein Teil herausgeschnitten, dadurch ist mein Gebärmutterhals verkürzt. Das erhöht bei einer Schwangerschaft die Gefahr einer Frühgeburt. Das beschäftigt mich sehr.»

Das Spital übertrug den Fall seiner Haftpflichtversicherung, die der Frau 4000 Franken Entschädigung anbietet.

«Probe und Kennnummer getrennt»

Der leitende Pathologe des Spitals bestätigte gegenüber SRF schliesslich, dass es bei der Verarbeitung der Gewebeproben zu einer folgenschweren Verwechslung gekommen ist: «Für einen kurzen Moment sind Probe und Kennnummer getrennt. Dort kann etwas passieren, wenn man mehrere Proben bearbeitet, wenn man unkonzentriert arbeitet.»

In den vergangenen zehn Jahren habe es jedoch keinen vergleichbaren Vorfall gegeben – trotz der jährlich mehreren hunderttausend untersuchten Proben.

Die krassesten OP-Irrtümer im Ausland

Was Sarah Miesch erlebt hat, ist ein Einzelfall – und doch kein isoliertes Phänomen. Auch aus dem Ausland werden immer wieder Fälle bekannt, bei denen vor oder während einer Operation fatale Irrtümer passiert sind. 

1

Chirurg verwechselt Organe während Operation – Patient tot

Vergangenes Jahr berichtete Blick über einen Fall, der fassungslos macht. William Bryan (†70) aus Alabama wollte mit seiner Frau Ferien in Florida verbringen, als er plötzlich starke Schmerzen verspürte. Im Spital stellten Ärzte eine Anomalie an der Milz fest. Bryan stimmte einer OP zu – mit fatalen Folgen: Statt der Milz entfernte der Arzt die Leber. Der Patient starb.

2

Ärzte amputieren einem Patienten das falsche Bein

Auch in Österreich sorgte ein Fall in den letzten Jahren für Schlagzeilen. Einem 82-Jährigen wurde das falsche Bein amputiert. Eigentlich hätte das linke entfernt werden sollen – stattdessen operierten die Ärzte das rechte Bein. Kurz vor der Operation seien die falschen Gliedmassen markiert worden. Das Spital sprach von einem «tragischen Behandlungsfehler».

3

Argentinier (41) im Spital aus Versehen sterilisiert

Er ging ins Spital, um sich besser zu fühlen. Doch aus seinem Aufenthalt in der Klinik wurde ein Albtraum. Der Argentinier Jorge B.* (41) wollte sich in der argentinischen Stadt Córdoba einer Operation an der Gallenblase unterziehen – doch den Ärzten passierte ein folgenschwerer Fehler. Statt des geplanten Eingriffs führten sie eine Vasektomie durch, also eine Sterilisation. Der Fehler sei möglicherweise durch eine Terminverschiebung entstanden, erklärte das Spital in einer Stellungnahme.

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