Handschüttel-Dispens, Lehrer-Schülerinnen-Affäre, Massenschlägerei
Die Skandal-Schule von Therwil

Sie haben sich durchgesetzt, die beiden jungen Muslime von Therwil, müssen ihre Lehrerin nicht mit Handschlag begrüssen. Nicht das einzige Beispiel, in dem die Schulleitung einem Konflikt aus dem Weg ging – statt ihn zu lösen.
Publiziert: 06.04.2016 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:57 Uhr
Schüler N. (Foto) und sein Bruder A. wollen den Lehrerinnen nicht mehr die Hand schütteln.
Foto: FACEBOOK

Rektor Jürg Lauener ist unter Druck. Der erfahrene Schulleiter der Sek Känelmatt in Therwil BL hat in aller Öffentlichkeit und von höchster Stelle einen Rüffel erhalten: «Das geht nicht», sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga zum Entscheid seiner Schule zwei Jugendlichen muslimischen Glaubens einen Handschüttel-Dispens zu erteilen (BLICK berichtete).

Die Kritik prasselt jetzt von allen Seiten auf Lauener und seine Schule nieder: Sowohl Beat Zemp, Präsident des Lehrerverbandes der Schweiz, als auch Beat Lüthi und Ernst Schürch, die Präsidenten des Baselbieter Lehrerverbandes, sagen, sie hätten anders entschieden. Weitere Experten, Politiker und auch Therwiler Einwohner kritisierten die Vorgehensweise heftig.

Jetzt kommts noch schlimmer für die Therwiler Sek: In einem Artikel sammelt die «Basler Zeitung» heute verschiedene Beispiele aus der Vergangenheit, in der die Schule ebenfalls zu wenig Konsequenz oder zu wenig Transparenz gezeigt – kurz: eine schlechte Falle gemacht habe.

  • Wenig überzeugend sei die Informationsstrategie der Schule beim Fall einer Lagerprügelei gewesen. Therwiler Schüler und Lehrer seien angeblich mit Messern aufeinander losgegangen. Die Schulleitung habe Maulkörbe verteilt, statt aufzuklären.
  • Ein ehemaliger Lehrer berichtet von Mäusen im Schulzimmer, von fehlender Kreide ungeeigneten Stühlen, kaputten Hellraumprojektoren, fehlenden Beamern und verängstigten Lehrern.
  • Derselbe Lehrer sagt: «Dass mir noch dazu von einer, aus Afrika stammenden, 15-jährigen Schülerin vor der Klasse brüllend mit Mord gedroht wurde, beweist, dass die Führung an dieser Schule in vielen Punkten versagt hat.

Sind das die normalen Probleme, mit denen sich eine Schweizer Oberstufe im Jahr 2016 eben herumschlagen muss oder sind es Anzeichen für eine schlecht geführte Schule?

Jetzt spricht der Rektor zur umstrittenen Regel
3:27
Muslimische Schüler schütteln Hände der Lehrer nicht:Jetzt spricht der Rektor zur umstrittenen Regel

Es gibt auch Fachpersonen, die Lauener und die Sek Therwil verteidigen: In der «BaZ» sagt Lehrerverbandspräsident Lüthi, dass Lauener gefestigt sei und grosse Erfahrung habe.

«Ich habe das Gefühl, dass er es richtig macht. Auch Bernard Gertsch, Präsident des Verbandes Schweizer Schulleiter, äussert in der «TagesWoche» Verständnis: «Was will die Schule machen? Etwa die Polizei rufen? Ein Schulausschluss wäre auch eine Überreaktion, die zu einer weiteren Desintegration führen würde.» (bih)

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