Geknickte «Penis-Blume»
Titanwurz macht schlapp

Bei 2.30 Meter war Schluss: Der Kolben der als «Penis-Blume» bekannten Titanwurz ist 82 Stunden nach Blühbeginn kollabiert.
Publiziert: 23.11.2012 um 12:14 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 07:52 Uhr
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Kollabierter Kolben: Von der einstigen Herrlichkeit ist nicht mehr viel zu sehen.
Foto: Botanischer Garten der Universität Basel
Von Roman Neumann

Es war und ist das spannendste Ereignis des Jahres im Botanischen Garten Basel: Wenn die Titanwurz, der «unförmige Penis der Titanen», blüht, kommen Tausende, um das Wunder der Natur zu besichtigen.

Bis heute Nacht dauerte das Spektakel. Um 1.15 Uhr wars vorbei der Pracht: Der hohle Kolben der Blume kollabiert. «Das ist ein normaler Vorgang», sagt der wissenschaftliche Leiter des Botanischen Gartens, Heinz Schneider, zu Blick.ch. «Der Kolben wird von der Titanwurz bald abgestossen.»

Er würde nur abgeschnitten werden, wenn er zu faulen beginnen sollte. Die grösste Blume der Welt blüht äusserst selten – in Basel nun aber schon zum zweiten Mal innert 19 Monaten.

Früchte noch ungewiss

Am frühen Montagabend hatte die Titanwurz mit der Blühphase begonnen. Das dunkelrote Hüllblatt öffnete sich und der gelbe Kolben verströmte einen Aasgeruch. Dieses Jahr wagten die Botaniker aber ein Experiment: Sie bestäubten die Basler Pflanze mit fremdem Pollen. Dazu schnitten sie ein kleines Fenster in den Hüllblattkessel.

«Wir wissen noch nicht, ob die Bestäubung geklappt hat», sagt Heinz Schneider. «Wir erwarten aber eine Handvoll Früchte in etwa einem halben bis dreiviertel Jahr». Was mit den Früchten geschehen wird, ist noch ungewiss. Man habe aber Vorstellungen – und werde sich mit den Kollegen vom Botanischen Garten Bonn absprechen. Von dort erhielten die Basler die Pollen.

Weniger Besucher

Die gleiche Pflanze blühte bereits im April 2011. Damals bestaunten rund 25'000 Personen den Titanwurz, der damals aber nicht so hoch wuchs wie in diesem Jahr.

Heuer waren es 4000 Besucher vor der Blühphase und 8000 während der Blühzeit. «Man muss dabei bedenken, dass die Blühphase letztes Mal auf Ostern fiel, eine warme Aprilnacht - und die Leute hatten am nächsten Tag frei», sagt Schneider. «Dieses Jahr war es eine kalte Novembernacht an einem Montag – aber wir sind trotzdem hochzufrieden.»

Auf elektronischem Wege waren jedoch noch viel mehr Besucher da: Der Botanische Garten verzeichnete über zwei Millionen Zugriffe auf die Webcam, die Tag und Nacht auf die Titanwurz gerichtet war.

Blüte erst wieder in zwei Jahren

Es sei selten, dass der Amorphophallus titanum in einem Gewächshaus in so kurzer Zeit wiederholt blühe, sagen Fachleute. Die Pflanze mit der weltweit grössten Blume ist im Tropenwald im indonesischen Sumatra heimisch. Dass die Basler Titanwurz bald wieder blüht, ist dieses Mal ausgeschlossen. Schneider sagt: «Jetzt trägt sie Früchte, mit einem erneuten Blühen ist erst in zwei bis drei Jahren zu rechnen.»

Die Blume sei jetzt 18 Jahre alt – und damit in ihrem blühfähigen Alter. Wie oft die Titanwurz noch blühen und wie alt sie wird, könne nicht vorausgesagt werden. Gemäss Botaniker Heinz Schneider könne es sein, dass sie plötzlich eingehe.

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