Ein ganzes Jahr Sex-Terror
So quälte Soldat Edwin C. ein Mädchen (15)

Auf Badoo schreibt Edwin C.* (22) junge Mädchen an. Am Anfang ist scheinbar alles harmlos. Doch dann zwingt er sie, ihm Nacktfotos zu schicken.
Publiziert: 01.05.2014 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:43 Uhr
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Sexting-Täter Edwin C. präsentiert sich im Kämpfer.
Von Viktor Dammann

Auf der Single-Plattform Badoo präsentierte sich Edwin C.* (22) der Mädchenwelt schneidig im Kampfanzug der Schweizer Armee. Nächste Woche steht der Logistiker aus dem Baselbiet vor Gericht. Einer der Vorwürfe: Vergewaltigung. Edwin C. hat eine 15-jährige Schülerin* mit Intimfotos zu Sex genötigt.

Es begann – wie meist – harmlos. Edwin C. lernte die Sekundarschülerin aus einer Zürichseegemeinde 2011 im Chat kennen. Bald darauf log er dem Mädchen vor, ein «sympathischer» Kollege würde sie gerne kennenlernen. Für dessen Telefonnummer verlangte er Oben-ohne-Fotos, die sie ihm per SMS schicken sollte. Das Mädchen kam dem Wunsch nach. Damit begann eine Horrorzeit, die über ein Jahr dauern sollte. Edwin C. drohte, die Bilder ihren Eltern oder Klassenkameraden zu schicken. Dies könne sie nur verhindern, wenn sie von sich Fotos in aufreizenden Stellungen sende. 

«Um die Geschädigte zur Aufnahme weiterer Nacktaufnahmen zu motivieren, liess er ihr vier Bildaufnahmen seines erigierten Penis in Grossformat zukommen», schreibt der Staatsanwalt in der Anklage. Als all ihr Flehen, die Fotos zu vernichten, nichts nützte, liess ihm das verzweifelte Mädchen schliesslich 700 Nacktbilder und 100 Videos von sich zukommen. Ausserdem musste ihn die Schülerin am Telefon sexuell befriedigen.

Schliesslich nötigte Edwin C. das Mädchen im Februar 2012 zu einem Treffen. Er drohte, erst wenn sie mit ihm Sex habe, lösche er alle Fotos. Das Opfer willigte ein. Doch auch diesmal dachte der Logistiker nicht daran, sein Versprechen zu halten. Acht Monate später kam es laut Anklage auf einer Parkbank zu einer zweiten Vergewaltigung. Das Opfer traute sich nicht, sich zu widersetzen.

Neben der Schülerin nötigte der Sexting-Täter (siehe Box) zwei weitere junge Frauen, ihm intime Fotos von sich zu schicken. Auch sie hatten das anfänglich freiwillig getan, worauf er mit Veröffentlichung der Bilder drohte. Der Prozess gegen Edwin C. findet am 7. Mai vor dem Bezirksgericht Horgen ZH statt. Der Staatsanwalt fordert sechs Jahre Knast und eine therapeutische Massnahme.

Alexander Krausz, der Anwalt von Edwin C., will dessen Taten nicht beschönigen. «Er weiss, dass er Unrechtes getan hat. Doch Vergewaltigungen waren es trotzdem nicht.» Der dafür notwendige psychische Druck sei nicht ausreichend gewesen.

* Namen der Redaktion bekannt

Das ist Sexting

Mit Sexting ist der Austausch intimer Fotos via Internet oder Mobiltelefon gemeint. In vielen Fällen fordern Jugendliche – oder Erwachsene, die sich als Gleichaltrige ausgeben – von ihrer Chat-Bekanntschaft Nacktbilder. Viele unterschätzen die Gefahr dabei, denn: So macht man sich leicht erpressbar. Um an noch aufreizendere Bilder zu kommen, wird dem Opfer etwa gedroht, die pikanten Aufnahmen an Eltern, Freunde oder den Arbeitgeber zu schicken. Oder das Opfer wird gar zu Sex genötigt. Merkblätter zum Thema gibt es auf: projuventute.ch/sexting

Mit Sexting ist der Austausch intimer Fotos via Internet oder Mobiltelefon gemeint. In vielen Fällen fordern Jugendliche – oder Erwachsene, die sich als Gleichaltrige ausgeben – von ihrer Chat-Bekanntschaft Nacktbilder. Viele unterschätzen die Gefahr dabei, denn: So macht man sich leicht erpressbar. Um an noch aufreizendere Bilder zu kommen, wird dem Opfer etwa gedroht, die pikanten Aufnahmen an Eltern, Freunde oder den Arbeitgeber zu schicken. Oder das Opfer wird gar zu Sex genötigt. Merkblätter zum Thema gibt es auf: projuventute.ch/sexting

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