Sie habe schon viele Schicksalsschläge erlebt, erzählt Andrea Hehlen (40) aus Therwil BL: Sie musste einen sexuellen Übergriff erleiden, ihre Tochter Milusha hatte mit zehn Monaten einen Brandunfall – und jetzt das! Beim Grossbrand in Laufen BL verlor die Mechanikerin ihren geliebten Betrieb.
«Er war mein Lebenswerk», sagt die Garagistin. «Aber nicht nur das. Für meine Kinder war er eine zweite Heimat. Denn ich nahm sie sehr viel mit, hatte ihnen eine hübsche Kinderecke eingerichtet.»
«Der Papagei ist wohl verbrannt»
Milusha (5) schaltet sich ins Gespräch ein, will erzählen, wie nahe auch ihr der Brand geht: «Ich hatte einen Igel und einen Papagei gebastelt und dort aufgehängt. Der Papagei hatte gelbe und rosa Federn am Schwanz. Ich glaube, er ist verbrannt.»
Die Trauer teilt ihr Bruder Nico (10): Erst kürzlich erhielt er einen Mini-Quad zum Geburtstag. Der stand in Mamis Garage, als sie in Flammen aufging. «Mein Papi hatte den Quad so schön hergerichtet. Die Felgen waren in einer schwarz-roten Flic-Flac-Farbe gespritzt.» Während er erzählt, verdüstert sich seine Miene. «Den Quad gibt es wohl nicht mehr», meint er. Nachschauen konnte er noch nicht – das ganze Gelände war am Sonntag noch abgesperrt.
Grossvater war schon Garagist
Andrea Hehlen hatte als 28-Jährige ihre eigene Garage in Lausen BL gegründet. Später zog sie nach Laufen. «Ich bin eine der wenigen weiblichen Garagistinnen der Schweiz», sagt sie stolz. «Zuvor war ich angestellt, doch ich merkte schnell, dass Frauen in diesem Job weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Zudem wollte ich immer Kinder haben.»
Die Faszination für den Beruf entflammte, nachdem sie bei einem Schul-praktikum gemerkt habe, dass sie lieber mit den Händen arbeite. «Ich hatte schon als Kind immer mit Autos gespielt und als Jugendliche an meinem Töffli herumgeschraubt. Mechanikerin lag also nahe.» Später erfuhr Andrea Hehlen, dass zudem ihr Grossvater, den sie leider nie kennenlernen durfte, in Übersee mehrere Garagen besessen hatte.
«Wenn eine Frau mitschrauben wollte, durfte sie das»
Vor allem weibliche Kunden haben das Fachwissen der dreifachen Mutter geschätzt. «Viele Frauen fühlen sich in Garagen nicht gut aufgehoben, weil sie nie wissen, ob sie über den Tisch gezogen werden. Bei mir war das anders.» Hehlen betont, dass sie nicht nur fair und sauber gearbeitet habe, sondern viel mehr bot: «Wenn eine Frau mitschrauben wollte, durfte sie das. Dann habe ich ihr alles gezeigt.»
Den Schritt in die Selbständigkeit habe sie nie bereut. «Ich konnte Teilzeit arbeiten. Und meine Kunden haben die reduzierten Öffnungszeiten gut angenommen.»
«Ich will weitermachen»
Ihre Familie und ihre Kunden seien es auch, die ihr jetzt über die schwere Zeit helfen würden. Denn nach Corona sei dieser Brand ein weiterer Schlag in die Magengrube. «Ich benötige dringend Unterstützung. Denn ich war etwas unterversichert – und bis die Gebäudeversicherung des Eigentümers bezahlt, bin ich ruiniert. Für neues Inventar würde ich mehrere 10'000 Franken benötigen.»
Doch auch wenn weniger Geld zusammenkommt, möchte sie die Garage sofort wiederaufbauen. «Ich will weitermachen. Ich brauche nur einen Lift und Werkzeug. Ich will meine Kunden nicht verlieren.» Ihr Lohn sei ausserdem ein wichtiger Bestandteil des Familieneinkommens. Wie es die nächsten Tage weitergeht, ist unklar. «Ich bin etwas überfordert. Ich hoffe einfach, dass ich einen neuen Ort finde, wo ich weitermachen kann.»
Um neue Werkzeuge und einen Lift kaufen zu können, benötigt Garagistin Andrea Hehlen (40) nach dem Grossbrand in Laufen BL Spenden.Wer der dreifachen Mutter finanziell unter die Arme greifen will, findet alle Informationen auf Hehlens Webseite www.garage-hehlen.ch.
Um neue Werkzeuge und einen Lift kaufen zu können, benötigt Garagistin Andrea Hehlen (40) nach dem Grossbrand in Laufen BL Spenden.Wer der dreifachen Mutter finanziell unter die Arme greifen will, findet alle Informationen auf Hehlens Webseite www.garage-hehlen.ch.