Der Messerstecher von Basel
Hier fährt A.B. in Italien Amok

Nach seiner Bluttat flieht der junge Basler aus der Stadt. 740 Kilometer weit kommt er mit Papas Auto. Aber wie!
Publiziert: 09.04.2012 um 20:16 Uhr
|
Aktualisiert: 01.09.2020 um 17:31 Uhr
Videoüberwacht: Mit Tempo 150 rast A.B. in einer Einbahnstrasse.
Foto: Screenshot: Video Ilpiccolo
Von Myrte Müller, Patrik Berger

Für die Mutter von A.B.* (20) ist die Amokfahrt ihres Sohnes ein Rätsel. «Ich weiss nicht, warum er das gemacht hat», sagt die Baslerin. Der gebürtige Türke mit Schweizer Pass ist ausgerastet. Am Sonntag vor einer Woche sticht er in einer Wohnung in Basel zwei Männer (28 und 44) nieder.

Nach der Bluttat setzt er sich im Auto seines Vaters ans Steuer. Er will in die Türkei fliehen. Betrunken fährt er nach Italien.

Mit Vollgas durch Triest

Dort nehmen die italienischen Behörden die Verfolgung auf. A.B. gibt nicht auf. Mit Vollgas rast er im Zickzack-Kurs durch die Grenzstadt Triest im Nordosten. Er crasht in den Mercedes eines Kroaten und gibt weiter Gas, überfährt zwei Passanten.

In der Viale Miramare drängt er Mario Z.* (66) von seinem Velo, an der Piazza Unita im Stadtzentrum trifft es die Russin Olga S.* (34). Beide werden mittelschwer verletzt.

Die Polizei blockiert Stras­sen. Doch A.B. lässt sich nicht aufhalten. Als er die Absperrung sieht, knallt er in ein Polizeiauto, stösst es beiseite und braust mit 100 km/h weiter. Er fährt in eine Einbahnstras­se, rast mit 150 km/h auf den Gegenverkehr zu. Dann biegt er in eine Fussgängerzone ein.

Polizei verhaftet ihn in einem Keller

Nach der Jagd über neun verschiedene Strassen hält der Amokfahrer endlich an. Er steigt aus dem hellblauen Mazda 5, überspringt einen Zaun und rennt los. Nach zehn Minuten stellen ihn Polizisten in einem Garten. Doch A.B. kämpft weiter.

Er nimmt einen Stock, schlägt auf die Beamten ein. Drei Polizisten werden verletzt. Der gebürtige Türke verschanzt sich in einem Keller. Dort können ihn die Polizisten endlich festnehmen. In B.s Auto finden sie Drogen und eine Axt.

«Seit er verhaftet wurde, konnte ich nicht mit ihm sprechen», sagt B.s Mutter. «Ich muss jetzt stark bleiben.» Das Motiv für die Messerstecherei und die Amokfahrt ist noch unklar. Die Kantonspolizei Basel-Stadt hat eine Sonderkommission eingesetzt.

Das 44- jährige Opfer liegt noch immer mit schweren Stichverletzungen im Spital. Sein verwundeter Kollege konnte inzwischen nach Hause.

* Namen der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?