Das Wunder von Reigoldswil BL
Hier überlebte Joël zwei Nächte

39 Stunden lang galt der Jogger als vermisst: Er lag mit einem Schädelbruch am Waldboden!
Publiziert: 05.03.2011 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 01:40 Uhr
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Von Antonia Sell und Stefan Bohrer

Es ist bitterkalt, als Sabine Schaffner (49) gestern Morgen kurz nach 8 Uhr ins Auto steigt. «Ich schaute extra noch aufs Thermometer. Es zeigte vier Grad unter null an.»

Die Bäuerin und Gemeinderätin von Reigoldswil BL fährt zum Einkaufen. Unterwegs schaut sie besonders genau aus dem Fenster: Seit Mittwochabend, 17.15 Uhr, ist Joël Gudenrath (18) verschwunden. 39 Stunden sind vergangen, seit er sich daheim zum Joggen verabschiedete und nicht mehr zurückkehrte (BLICK berichtete).

«Plötzlich sah ich ihn: Am Fuss eines Abhangs lag der Bub, hinter einem Baum. Das Schicksal wollte es wohl, dass ich genau in diesem Moment links aus dem Fenster schaute», erzählt Schaffner. «Ich war wie geschockt. Von da an funktionierte ich einfach nur noch.»

Er war nicht ansprechbar

Es ist 8.15 Uhr, als Schaffner aus dem Auto steigt und – auf dem kurzen Weg zu Joël – die 117 wählt. «Sie sagten mir, ich solle prüfen, ob er noch lebt. Er war nicht ansprechbar. Aber als ich ihn berührte, spürte ich, dass er noch lebt.

Da zwinkerte er mit den Augen. Ich war so erleichtert!» Aber Joël Gudenrath geht es nicht gut. «Er hatte Schürfwunden. An seinem Kopf sah ich eingetrocknetes Blut.»

Schaffner vermutet, dass er einen Felsen herunterstürzte. Und sich dann zur Strasse schleppte, bevor ihn die Kräfte verliessen. Dann geht alles sehr schnell. Die Ambulanz ist sofort da, fährt Joël zur Hauptstrasse, wo er in einen Rega-Helikopter verladen wird. Erst wird er ins Kantonsspital Liestal geflogen, dann weiter ans Universitätsspital Basel.

Zwei Nächte lang überlebte er bei Minustemperaturen

Unfassbar: Nicht einmal ein Kilometer von seinem Elternhaus entfernt lag Joël im Wald. Zwei Nächte lang überlebte er bei Minustemperaturen unter freiem Himmel, nur von leichter Sportbekleidung geschützt.

Joëls Familie und Freunde können nach Stunden der Ungewissheit endlich aufatmen.

Véronique Imhof (17), eine Schulfreundin, sagt: «Joël hat einen Schädelbruch erlitten. Er wurde bereits operiert. Die OP ist gut verlaufen. Es sieht danach aus, als würde er wieder ganz gesund werden.»

Joël hat für den Strongman Run trainiert

Joël habe für den Strongman Run trainiert, einen Hindernislauf in Thun BE. «Für mich war immer klar, dass er nicht abgehauen ist oder entführt wurde, sondern dass er im Training einen Unfall hatte», sagt Véronique. «Ich bin allen, die bei der Suche geholfen haben, total dankbar.»

Seltsam findet sie, dass die Polizei die Suche bereits am Donnerstag um 18 Uhr abbrach. «Es ist ja klar, dass die Rettungskräfte dieses grosse Gebiet in dieser Zeit nicht flächendeckend durchkämmen konnten.»

Warum gab die Polizei so schnell auf?
Am Donnerstag um 18 Uhr bricht die Polizei die Suche nach Joël ab. Und das nicht mal 24 Stunden, nachdem er als vermisst gemeldet wurde.

Warum so schnell?

«Es war dunkel. Wir wollten am nächsten Morgen entscheiden, ob die Suche weitergeht», sagt Kapo-Sprecher Meinrad Stöcklin.

«Doch in der Zwischenzeit wurde der Junge ja Gott sei Dank lebend gefunden.» Von einer Anwohnerin – keine 200 Meter vom Punkt entfernt, von dem die Suche am Tag zuvor koordiniert wurde.

Wie kann das sein?

«Dieses Gebiet war bei der Suche absolut im Fokus. Am Tag vorher lag er aber noch nicht dort. Weder die Wärmebildkameras noch die Hunde haben angeschlagen.»

Warum haben sie den Verletzten nicht bemerkt?

«Vielleicht lag er unter einem Felsvorsprung, da kann ihn die Wärmebildkamera nicht orten», versucht Stöcklin zu erklären.

Ob die Polizei die Suche fortgesetzt hätte, wenn ihr nicht Kommissar Zufall geholfen hätte, ist ungewiss.

Stöcklin unbeholfen: «Wir hatten schliesslich keinerlei Anhaltspunkte, und das Suchgebiet war sehr gross.»
Am Donnerstag um 18 Uhr bricht die Polizei die Suche nach Joël ab. Und das nicht mal 24 Stunden, nachdem er als vermisst gemeldet wurde.

Warum so schnell?

«Es war dunkel. Wir wollten am nächsten Morgen entscheiden, ob die Suche weitergeht», sagt Kapo-Sprecher Meinrad Stöcklin.

«Doch in der Zwischenzeit wurde der Junge ja Gott sei Dank lebend gefunden.» Von einer Anwohnerin – keine 200 Meter vom Punkt entfernt, von dem die Suche am Tag zuvor koordiniert wurde.

Wie kann das sein?

«Dieses Gebiet war bei der Suche absolut im Fokus. Am Tag vorher lag er aber noch nicht dort. Weder die Wärmebildkameras noch die Hunde haben angeschlagen.»

Warum haben sie den Verletzten nicht bemerkt?

«Vielleicht lag er unter einem Felsvorsprung, da kann ihn die Wärmebildkamera nicht orten», versucht Stöcklin zu erklären.

Ob die Polizei die Suche fortgesetzt hätte, wenn ihr nicht Kommissar Zufall geholfen hätte, ist ungewiss.

Stöcklin unbeholfen: «Wir hatten schliesslich keinerlei Anhaltspunkte, und das Suchgebiet war sehr gross.»
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